Alt 06.03.12, 12:27
Standard XETRA-MITTAG/Sehr schwach - "Angst essen Kurse auf"
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Angst vor einem Scheitern des griechischen Schuldenschnitts mit den Privatgläubigern drückt am Dienstagmittag stark auf die Aktienmärkte. Dieser ist auf ein Dreiwochentief abgerutscht. "Es mehren sich die Stimmen, die nicht daran glauben, dass ausreichend private Gläubiger dem Deal zustimmen", sagt ein Aktienhändler und fugt hinzu: "Diese Angst davor dominiert heute alles."

Der DAX hat am Vormittag die Verluste kontinuierlich ausgeweitet. Der deutsche Leitindex verliert gegen 13.09 Uhr MEZ 1,5 Prozent oder 105 auf 6.761 Punkte. Damit summiert sich der Rücksetzer seit Freitag auf 2,5 Prozent. Angesichts der Kursverluste spricht David Jones von IG Index in London von einem "Unwillen, zu viele Risiken mit sich herumzutragen, bevor es Klarheit über die Umschuldung Griechenlands gibt". Die Aktienmärkte seien in den vergangenen Monaten gut gelaufen. Nun verabschiedeten sich vor allem diejenigen Anleger, die zu spät auf den Zug aufgesprungen seien.

Kursverluste müssen angesichts der mit Griechenland verbundenen Risiken die Bankenaktien hinnehmen. Sie geben europaweit im Schnitt um knapp 3 Prozent nach. Den Geldhäusern drohen weitere Abschreibungen auf Anleihen Griechenlands und anderer Schuldenstätten der Eurozone. Commerzbank verlieren 3,3 Prozent und Deutsche Bank 2,3 Prozent.

Sollten weniger als zwei Drittel der Privatgläubiger der vereinbarten Umschuldung für Griechenland zustimmen, dann sei der gesamte Rettungsplan für das Land in Gefahr, heißt es bei der Deutschen Bank. Denn in diesem Fall könnte Griechenland die Gläubiger nicht zu der Umschuldung zwingen. Die privaten Inhaber griechischer Staatsanleihen haben bis Donnerstag Zeit, sich zu entscheiden.

Der Verband der internationalen Finanzwirtschaft (IIF), der stellvertretend den Schuldenerlass mit der griechischen Regierung ausgehandelt hat, hat ein düsteres Bild für den Fall gezeichnet, dass der Schuldenschnitt nicht zustande kommt: Der IIF rechnet damit, dass Griechenland dann sehr rasch einen ungeordneten Zahlungsausfall erklären dürfte. "Es ist schwierig, alle möglichen Belastungen einzukalkulieren, aber es ist schwer vorstellbar, dass sie unter einer Billion Euro bleiben", heißt es in einem internen Memo des IIF für seine Mitglieder. "Die Nervosität über die Beteiligung der privaten Gläubiger überschattet weiterhin die Finanzmärkte und drosselt den Risiko-Appetit der Investoren", sagt Kintai Cheung von der Credit Agricole.

Mit einem Kursplus von 1,8 Prozent liegen RWE am deutschen Aktienmarkt ganz vorn. Der operative Gewinn des Stromversorgers hat 2011 mit 8,46 Milliarden Euro den Analystenkonsens um rund 300 Millionen Euro übertroffen. Der Analyst Hasin Sengul von der DZ Bank wertet es positiv, dass RWE die Verkaufe von Beteiligungen auf 7 von 11 Milliarden Euro reduziert hat. Dies signalisiere eine Entspannung der für deutsche Versorger schwierigen Lage.

Aktien von Merck KGaA geben um 0,8 Prozent nach. Der operative Gewinn des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns hat 2011 mit 985 Millionen Euro die Konsensschätzung von Analysten von 1,022 Milliarden Euro leicht verfehlt. Seit Ende Oktober sind Merck-Aktien um rund ein Drittel gestiegen. Wie risikoscheu Investoren agieren, zeigt ein Blick auf die Sektoren. Verkauft werden europaweit zuvorderst Anteilsscheine von Automobilherstellern, Bauwerte, Rohstofftitel und die Papiere aus dem Industriegütersektor. Allesamt Branchen, die als konjunktursensibel und daher mit großen Risiken behaftet gelten.

VW verlieren 2,1 Prozent und Daimler 2,3 Prozent. Auch hier durften sich vor allem die Sorgen der Investoren um die weltweite Konjunktur niederschlagen. Auf dem Genfer Autosalon teilte BMW mit, dass es angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für eine konkrete Prognose für 2012 noch zu früh sei. BMW fallen um 2,2 Prozent.

Von den Wachstumssorgen betroffen sind auch konjunktursensible Nebenwerte wie Deutz, Klöckner & Co, Gildemeister, Rheinmetall, Salzgitter und Wacker Chemie. Die Aktien büßen zwischen 3,6 und 5,2 Prozent ein. Bilfinger Berger steigen dagegen um 1,6 Prozent. Analysten von Goldman Sachs und Credit Suisse haben sich positiv zu der Aktie des Baudienstleisters geäußert.

Aktien des Solarunternehmens SMA Solar geben um knapp 7,3 Prozent nach. Die Bank UBS hat die Aktie auf "Verkaufen" von "Neutral" gesenkt. SMA Solar werde Verluste aus der Verringerung von Subventionen auf dem deutschen Markt mit dem Auslandsgeschaft nicht auffangen können, argumentiert UBS. In dieses düstere Branchenbild passt der Rutsch von Centrotherm in die roten Zahlen. Das Photovoltaikunternehmen hat aufgrund der angespannten Branchensituation die Ziele im vergangenen Jahr verfehlt. Aktien von Centrotherm büßen knapp 7 Prozent ein.

TUI halten sich mit einem Abschlag von 1,3 Prozent noch vergleichsweise gut. Trotz europäischer Schuldenkrise und steigender Kosten rechnet der Reiseveranstalter in Deutschland mit einer hohen Nachfrage nach Reisen:

DJG/bek/flf

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