Alt 05.03.12, 13:12
Standard XETRA-MITTAG: Konjunktursorgen und Schuldenkrise belasten
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FRANKFURT (Dow Jones) - Konjunktursorgen drücken zum Wochenbeginn auf die Kurse am deutschen Aktienmarkt. Der DAX verliert am Mittag gegen 13.06 Uhr MEZ 1,2 Prozent oder 81 Punkte auf 6.841. Zu einer reduzierten Wachstumsprognose für Chinas Wirtschaft gesellt sich eine düstere Stimmung auch in den Unternehmen der Eurozone. Hinzu kommt, dass Europas Banken die üppige Liquidität, die sie jüngst von der EZB erhalten haben, lieber wieder bei der Notenbank "parken" als damit Anleihen der Schuldensünder der Eurozone zu kaufen.

Chinas Premier Wen Jiabao hat zur Eröffnung des jährlich stattfindenden Volkskongresses für 2012 ein Wachstumsziel von 7,5 Prozent ausgerufen. In den vergangenen Jahren hatte das Wachstumsziel stets 8 Prozent betragen. Daraufhin weiteten die asiatischen Börsen die Verluste aus. "Ein weiterer Stimmungsdämpfer für risikoreiche Anlagen und zu große Wachstumsträume", lautet hierzu der Kommentar der Metzler Bank.

Schlechte Nachrichten gibt es auch aus Europa: In Italien, Frankreich, Spanien und der Eurozone sind Umfragen unter Einkäufern im Dienstleistungsgewerbe im Februar hinter den Prognosen von Volkswirten zurückgeblieben. Dies ließ die Kurse im Verlauf des Vormittags nachgeben. Lediglich deutsche Einkäufer zeigten sich etwas zuversichtlicher als erwartet.

"Die Daten zeigen, dass die Wirtschaft der Eurozone noch nicht aus dem Gröbsten heraus ist", kommentiert der Volkswirt Howard Archer von IHS Global Insight die Einkaufsmanager-Indizes aus der Eurozone. "Die heutigen Umfragen stellen der Wirtschaft der Eurozone kein gutes Zeugnis aus, eine leichte Rezession ist durchaus möglich", sagt Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge.

Auch am deutschen Aktienmarkt werden vor allem die Aktien von Unternehmen verkauft, die bislang von der robusten Konjunktur Chinas profitiert hatten. Dazu zählen beispielsweise die Aktien der Automobilhersteller BMW, Daimler und VW. Sie verlieren zwischen 1,2 Prozent und 1,9 Prozent. Gleiches gilt für Papiere anderer konjunktursensibler Unternehmen. So fallen HeidelbergCement um 3,7 Prozent zurück und ThyssenKrupp um 1,8 Prozent. Papiere des Stahlhändlers Klöckner & Co verbilligen sich um 3,2 Prozent.

Massiv nach oben geht es dagegen für die Aktien des Immobilienkonzerns Gagfah. Sie haussieren um 24,9 Prozent auf 5,47 Euro. Das Unternehmen und die Stadt Dresden haben einen Rechtsstreit um die Privatisierung von Wohnungen beigelegt. Die Stadt Dresden hatte vor einem Jahr eine Klage in Höhe von knapp 1,1 Milliarde Euro gegen die Gagfah eingereicht und dies mit Verstößen gegen den Mieterschutz begründet.

Die Parteien einigten sich nun darauf, dass die sächsische Landeshauptstadt von 2012 bis 2020 jährlich jeweils 4 Millionen Euro erhält - insgesamt also 36 Millionen Euro. Darüber hinaus muss Gagfah in die Instandhaltung der Wohnungen investieren. Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben die Gagfah-Aktie auf "Kaufen" hoch gestuft.

Bankenaktien büßen europaweit im Schnitt 1,4 Prozent ein. Commerzbank-Aktien verlieren 3 Prozent und Deutsche Bank 2 Prozent. Sorgen bereitet den Anlegern, dass Banken die üppige Liquidität der Europäischen Zentralbank lieber wieder bei der EZB "parken", statt sie in Anleihen der hoch verschuldeten Euro-Staaten zu investieren. Insgesamt 820 Milliarden Euro haben die Geldhäuser am Freitag in den Einlagen der EZB hinterlegt.

"Sollten die Einlagen auf diesem hohen Niveau verweilen, wird sich das billige EZB-Geld, das bisher für den Kauf von Staatsanleihen genutzt wurde, relativ bald dem Ende nähern. Und wer dann die Anleihen kauft, bleibt abzuwarten", sagt ein Händler. Öl ins Feuer hat Spanien gegossen. Das Land hat die Prognose für die Neuverschuldung in diesem Jahr auf 5,8 von zuvor 4,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts erhöht. Hier drohen den Banken weitere Abschreibungen auf spanische Staatsanleihen.

BASF werden von einer Abstufung auf "Neutral" von "Kaufen" durch die Citigroup um 1,4 Prozent nach unten gedrückt. Verkauft werden auch Aktien von Salzgitter, sie büßen knapp 6 Prozent ein. Deutschlands zweitgrößter Stahlkocher hält es für fraglich, ob sich die gute Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr auch im laufenden Jahr fortsetzt.

DJG/bek/flf

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