Alt 10.04.19, 07:16
Standard Sorge vor neuem Handelskonflikt belastet Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Ein möglicherweise neuer Handelskonflikt hat am Dienstag die Wall Street belastet. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA ist noch immer nicht ausgestanden, da deutet sich bereits der nächste an. Im Streit um Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus haben die USA den Europäern Strafzölle angedroht. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer erklärte, die europäischen Staatsbeihilfen für Airbus würden den USA einen Schaden von jährlich elf Milliarden Dollar zufügen. Er veröffentlichte eine Liste mit europäischen Produkten, die mit Strafzöllen belegt werden könnten. Die EU-Kommission hat die angedrohten Strafzölle als übertrieben zurückgewiesen.

"Wir bewegen uns von Fortschritten um China zu einer neuen Front in Europa", sagte Investmentstratege Willie Delwiche von Robert W. Baird & Co. Auch Marktstrategin Karen Cavanaugh von Voya sah die Zollbedrohung als Ursache für die Abgaben am Aktienmarkt. Sie räumte allerdings ein, dass die diskutierten Zölle relativ niedrig ausfielen. Der Dow-Jones-Index verlor 0,7 Prozent auf 26.151 Punkte. Der S&P-500, der zuletzt acht Handelstage in Folge zugelegt hatte, reduzierte sich um 0,5 Prozent. Der Nasdaq-Composite gab 0,6 Prozent nach. Umgesetzt wurden an der Nyse 715 (Montag: 742) Millionen Aktien. Dabei wurden 737 (1.501) Kursgewinner und 2.203 (1.430) -verlierer gezählt. Unverändert schlossen 100 (118) Titel.

Doch gab es weitere Gründe, warum Anleger aktuell nicht zu Aktien greifen - allen voran das näherrückende Finale im Brexit-Drama. So findet am Mittwoch der Brexit-Gipfel statt. Kommt es zu keiner Verschiebung des britischen EU-Austritts, droht schon am Freitag ein harter Brexit - mit nicht absehbaren Folgen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte zudem seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft und große europäische Volkswirtschaften im laufenden Jahr gesenkt. Für Zurückhaltung sorgte auch das am Mittwochabend erwartete Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung. Und schließlich stand die US-Berichtssaison für das erste Quartal ins Haus.

Boeing-Aktie weiter in Sinkflug

Unter den Einzelwerten blieb die Boeing-Aktie unter Druck. Nach dem Kurseinbruch des Vortages ging es um weitere 1,5 Prozent nach unten. Der Flugzeugkonzern hatte zuletzt Produktionskürzungen angekündigt. Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Walt Disney zogen um 1,7 Prozent an. Im Handel verwies man auf positive Analysten-Kommentare. So hatte unter anderem Cowen die Titel auf "Outperform" hochgestuft und das Kursziel deutlich angehoben.

Pentair brachen um 13,5 Prozent ein, nachdem der Mischkonzern mit den vorläufigen Erstquartalszahlen die eigenen Erwartungen verfehlt und die Jahresziele gesenkt hatte. Alcon feierten wie zuvor schon in der Schweiz einen gelungen Einstand an der Wall Street. Der erste Kurs hatte bei 57,95 Dollar gelegen, die Titel schlossen bei 58,04 Dollar. Die Titel der vom Pharmakonzern Novartis abgespaltenen Augenheilsparte seien auf eine starke Nachfrage gestoßen, hieß es.

Facebook stiegen um 1,5 Prozent. Morgan Stanley hatte das Kursziel für das Soziale Netzwerk angehoben und empfahl, die Aktie weiterhin überzugewichten. Wynn Resorts gaben 3,9 Prozent ab, der Hotelbetreiber hatte die gerade erst angekündigten Gespräche zur Übernahme der australischen Crown Resorts wieder abgeblasen. Laut einem Bericht bereitet die Software-Gesellschaft Avaya ihren eigenen Verkauf vor, die Titel rückten um 4,2 Prozent vor. American Airlines sanken um 1,7 Prozent, nachdem die Fluggesellschaft ihre Prognose für die erste Periode gekappt hatte.

Nach Vorlage von Geschäftszahlen brachen Lindsay um 9,5 Prozent ein. Der Hersteller von Bewässerungsgeräten enttäuschende im abgelaufenen Quartal sowohl umsatz- wie auch gewinnseitig. Nach Problemen bei der Zulassung eines Medikaments stürzten Zogenix um 22,9 Prozent ab.

Ölpreise fallen nach Jahreshochs

Die Ölpreise stiegen zunächst auf neue Jahreshochs, gaben dann aber nach. Die US-Energiebehörde hatte zwar ihre Preisprojektionen angehoben, zugleich aber auch ihre Prognosen für die US-Förderung der Jahre 2019 und 2020. Übergeordnet stützte aber weiter der Konflikt in Libyen. Es wurde damit gerechnet, dass ein wichtiger Ölhafen geschlossen werde. Weitere Impulse dürften die Förderdaten und Nachfrageerwartungen der Opec und der Internationalen Energieagentur in den kommenden zwei Tagen liefern. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 0,7 Prozent auf 63,98 Dollar, für europäisches Referenzöl der Sorte Brent ging es um 0,7 Prozent auf 70,61 Dollar nach unten.

Am Devisenmarkt blieb der Dollar unter Druck. Der ICE-Dollarindex verlor weitere 0,1 Prozent auf das niedrigste Niveau seit rund zwei Wochen. Händler taten sich mit Erklärungen für die anhaltende Dollar-Schwäche schwer. Der Euro zeigte sich kaum verändert. Die angedrohten Strafzölle aus den USA gegen Europa kommen nach Ansicht der Commerzbank zur Unzeit. Schließlich flaue die Konjunktur im Euroraum ohnehin bereits ab. Jeglicher Gegenwind trübte die Aussichten auf eine schnelle Erholung weiter und befeuerte Spekulationen auf neue Maßnahmen der EZB. Für den Euro bleibe das Umfeld somit schwierig.

Der Goldpreis behauptete sich mit den andauernden globalen Unsicherheiten weiter über der Marke von 1.300 Dollar. "Ein moderater Dollar-Rückgang in Verbindung mit der Konsolidierung an den Aktienmärkten stützen die Nachfrage", so Carlo Alberto De Casa, Chefanalyst von Activ-Trades. Der Preis für die Feinunze stieg um 0,5 Prozent auf 1.304 Dollar im späten Handel.

Die US-Anleihen legten mit den trüben Wirtschaftsaussichten und den anhaltend globalen Unsicherheitsfaktoren deutlicher zu. Die Rendite zehnjähriger Papiere reduzierte sich um 3 Basispunkte auf 2,50 Prozent. Im Handel war zu vernehmen, dass nach einer Emission von Saudi Aramco anschließend typischerweise wieder US-Renten gekauft würden. Die Transaktion sei hoch überzeichnet gewesen, nun wandere das nicht bediente Kapital wieder in US-Renten.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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April 09, 2019 16:14 ET (20:14 GMT)

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