NEW YORK (Dow Jones) - Mit Enttäuschung aufgenommene Äußerungen von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke lassen die Kurse an Wall Street bis zum Donnerstagmittag (Ortszeit) ins Minus drehen. Im Gefolge positiver Daten vom Einzelhandel bzw Arbeitsmarkt kletterten die Indizes zunächst auf ihre Tageshochs. Auch die positiven Geschäftszahlen der Investmentbank J.P. Morgan stützten. Die Drohung einer Herabstufung der US-Bonität durch die Ratingagentur Moody´s kommt dagegen nicht gut an. Anleger warten zudem auf den Geschäftsausweis von Google, den der Suchmaschinenbetreiber nach der Schlussglocke vorlegen wird.

Der Dow-Jones-Index der 30 Industriewerte fällt gegen 18.47 Uhr MESZ um 0,1% oder 11 auf 12.481 Punkte. Der S&P-500 sinkt um 0,3% bzw 4 auf 1.314 Zähler und der Nasdaq-Composite-Index gibt 0,8% oder 22 auf 2.775 Stellen ab. Zwischenzeitliche Hoffnungen auf ein Krisentreffen zur US-Schuldenkrise am Wochenende in Camp David bewahrheiteten sich nicht. Das Weiße Haus dementierte dies. Für ein positives Sentiment sorgten zunächst gute US-Einzelhandelsdaten. Sie stiegen um 0,1% entgegen der Erwartung von minus 0,2%. Händler werten die Daten jedoch nicht ausnahmslos positiv. "Beim Blick auf die einzelnen Bausteine besteht die Befürchtung, dass allein der hohe Absatz von Apple-Produkten für einen Großteil des Wachstums verantwortlich sein könne", warnt ein Händler.

Wesentlich besser als erwartet fielen auch die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung aus. Mit minus 22.000 wurde die Prognose von minus 3.000 deutlich überboten. Doch mit der Anhörung von Bernanke vor dem Bankenausschuss des Senats schwand die positive Stimmung. Die US-Notenbank plant nach seiner Aussage derzeit keine weiteren Maßnahmen zur Stützung der schwächelnden Konjunktur. "Wir sind zu diesem Zeitpunkt nicht bereit, weitere Schritte zu ergreifen", erklärte der Chairman der Federal Reserve. Damit enttäuscht der oberste Währungshüter Hoffnungen, der er selbst am Vortag geweckt hatte. "Bislang gibt es keine Anzeichen für ein neues QE3. Viele rechneten aber mit einer weiterer Runde quantitativer Lockerungen", kommentiert ein Händler die Einlassungen.

Für Befürchtungen über den Tag hinaus sorgt die Rating-Agentur Moody's: Angesichts der Hängepartie um eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze droht sie, die Bonität der USA auf eine Abstufung hin zu überprüfen. "Das würde eine Spirale auslösen", sagt ein Händler. Denn ebenfalls betroffen von der Prüfung wären die "AAA"-Ratings direkt mit der Regierung verbundener Organisationen wie Fannie Mae, Freddie Mac, Federal Home Loan Banks und Federal Farm Credit Banks.

Mit Blick auf die Berichtssaison überzeugen die Quartalszahlen von J.P. Morgan (JPM), die die Markterwartungen übertreffen. Die Titel legen um 2,8% auf 40,73 USD zu. Die Investmentbank verbuchte einen Umsatzanstieg, der Gewinn legte rund 13% zu, die Vorsorge für Not leidende Kredite wurde fast um die Hälfte reduziert. Der Gewinn je Aktie stieg auf 1,27 USD gegenüber 1,09 USD im Vorjahr. Analysten hatten mit maximal 1,22 USD gerechnet. Citigroup drehen dagegen ins Minus und büßen 0,9% auf 39,12 USD ein. Die Bank veröffentlicht am Freitag ihre Geschäftszahlen.

Gesprächsthema Nummer Eins ist die Zerlegung von ConocoPhillips. Die Aktien steigen um 4,2% auf 77,49 USD. Der Ölproduzent will seine Geschäftsfelder Raffinerie und Ölförderung aufspalten. Beide Bereiche sollen als separate Aktiengesellschaften gehandelt werden. Die Aktie der Hotelkette Marriott International leidet indes unter enttäuschenden Quartalszahlen. Die Titel fallen um 8,4% auf 34,01 USD. Nach Zweitquartalszahlen über Markterwartung geht es für die Papiere der Restaurantkette Yum Brands um 0,7% auf 55,97 USD nordwärts. Google notieren indes vor Veröffentlichung des Geschäftsausweises 1,3% tiefer bei 531,16 USD.

DJG/DJN/flf

Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc.