NEW YORK (Dow Jones) - Nach einem Wechselbad der Gefühle haben am Dienstagabend an Wall Street die Sorgen über die Schuldenkrise der Eurozone die Oberhand behalten. Zwischenzeitlich hatte die US-Notenbank die Stimmung gehoben und die Kurse auf Tageshoch klettern lassen, ehe die Ratingagentur Moody's die Indizes in den letzten 90 Handelsminuten ins Minus drückte. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor nach einem nervösen Geschäft 0,5% oder 59 Punkte auf 12.447. Der S&P-500 gab 0,4% bzw 6 Zähler auf 1.314 ab und der Nasdaq-Composite-Index verzeichnete ein Minus von 0,7% oder 21 Stellen auf 2.782. Der Umsatz betrug 0,92 (Montag: 0,83) Mrd Aktien. Dabei standen 1.281 Aktiengewinnern 1.749 -verlierer gegenüber, 110 Titel gingen unverändert aus der Sitzung.

Im späten Geschäft ging es zunächst mit der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der Federal Reserve deutlich nach oben. Die Währungshüter waren sich bei ihren jüngsten geldpolitischen Beratungen einig, die konjunkturelle Entwicklung weiter zu beobachten und vorerst keine Änderungen vorzunehmen. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses deuteten jedoch an, dass die Notenbank eventuell weitere Stützungsmaßnahmen erwägen müsse, falls das Wachstum zu langsam bleibe, um die Lage am Arbeitsmarkt zu verbessern. Marktteilnehmer werteten dies als versteckten Hinweis für ein neues Programm zum Aufkauf von US-Anleihen ("QE3").

Doch der Optimismus währte nicht lange. Mit der Abstufung der irischen Bonität durch Moody's am Abend rückte die europäische Schuldenkrise wieder in den Vordergrund und der Markt drehte ins Minus. Die Reaktionen zeigten, wie nervös der Markt sei, hieß es. "Um eine stärkere Abwärtskorrektur zu vermeiden, bedarf es einer großen Lösung in Europa", kommentierte Fondsmanager Lorenzo Di Mattia von Sibilla Global Fund die Marktreaktion.

Zuvor hatte eine positiv verlaufene Auktion italienischer Staatsanleihen für etwas Zuversicht am Markt gesorgt. Andererseits gab es Sorgen, einige europäische Banken könnten bei den Stresstests durchfallen. Händler verwiesen auf die europäischen Staatsanleihen in den Büchern der europäischen Kreditinstitute. Unterdessen ist das US-Handelsbilanzdefizit im Mai auf das höchste Niveau seit zweieinhalb Jahren gestiegen.

Einige Finanzwerte erholten sich etwas von ihren jüngsten Abschlägen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hält Staatshilfen für einige systemische Finanzinstitute für denkbar. So stiegen American Express um 0,3% auf 52,40 USD, J.P. Morgan verloren "nur" 0,1% auf 39,39 USD. Der Bankensektor hielt sich mit einem Abschlag von knapp 0,3% etwas besser als der Gesamtmarkt. Cisco Systems führten die Liste der Gewinner im Dow an, Marktteilnehmer rechnen mit einer gründlichen Überarbeitung des erfolgreichsten Unternehmensproduktes. Die Aktie kletterte um 1,1% auf 15,60 USD.

Am anderen Ende der Kurstafel befanden sich Technologie- und Industriewerte. Intel büßten 1,8% auf 22,45 USD und Boeing als Schlusslicht 1,9% auf 71,93 USD ein. Alcoa sanken um 1,3% auf 15,71 USD. Der Aluminiumverhütter hatte am Montagabend die US-Berichtssaison mit einem wenig inspirierenden Quartalsbericht eröffnet.

Novellus Systems brachen um 11,2% auf 31,75 USD ein. Der Ausrüster von Chip-Produzenten hat im zweiten Quartal etwas weniger umgesetzt als Analysten erwartet hatten und hat auch für das dritte Quartal einen eher vorsichtigen Ausblick gegeben. Microchip Technology stürzten um 12,1% auf 32,93 USD ab. Der Hersteller von Halbleitern für die Automobilbranche hat die Ziele für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres gesenkt.

Aktien von Radiant Systems haussierten nach einem Übernahme-Angebot der NCR Corp um 30,5% auf 27,99 USD. NCR bietet für den Hersteller von Computer-basierten Bezahlsystemen und Abwicklungs-Software 1,13 Mrd USD in bar. Der Kurs des Herstellers von Geldautomaten und Kassensystemen ermäßigte sich um 3,1% auf 18,49 USD.

DJG/DJN/flf

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