Alt 15.03.11, 17:51
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX bricht im Banne Japans um gut 3% ein
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FRANKFURT (Dow Jones)--Am deutschen Aktienmarkt sind die Kurse am Dienstag weiter eingebrochen. Der DAX verlor 3,2% bzw 219 Punkte auf 6.648. Händler sprachen von starkem Abgabedruck besonders am Vormittag, als der DAX bis auf 6.483 Punkte zurückfiel. "Da gab es panikartige Verkäufe", sagte ein Händler. Mit den Sorgen vor einer Rezession der Weltkonjunktur als Folge der Katastrophe in Japan seien Aktien fast wahllos verkauft worden. Lediglich die Unternehmen für alternative Energien waren erneut stark gesucht. Am Nachmittag grenzte der DAX die Verluste etwas ein.

"Die Frage ist, ob die Weltkonjunktur stark unter der Japan-Krise leidet, oder ob die Weltwirtschaft trotz der Katastrophe auf Wachstumskurs bleibt", sagte ein Händler. Sollte sich die Situation in Japan entspannen, gebe es gute Chancen auf ein Ausweiten der am Nachmittag eingeleiteten Erholung. Denn die Aktienmärkte seien mittlerweile stark überverkauft, hieß es mit Blick darauf, dass der DAX seit Donnerstag etwa 6% verloren hat.

Aus technischer Sicht habe sich der DAX mit dem Tagestief dem starken Unterstützungsbereich unter 6.400 Punkten genähert, der die Basis für die Herbst- und Winterrally gewesen sei. Einen ersten Widerstand gibt es beim Tageshoch von knapp 6.715 Punkten. Umgesetzt wurden am Berichtstag in DAX-Titeln auf Xetra rund 280,8 (Vortag: 162,5) Mio Aktien im Wert von rund 8,97 (Vortag: 5,41) Mrd EUR.

Am Vormittag hatten umfangreiche Positionsbereinigungen den Markt belastet. "Wer sein Exposure in Richtung Japan, Versorgern oder Zyklikern bereinigen wollte oder einfach die Risikobudgets runtergenommen hat, hat das getan", sagte ein Händler. Zusätzlich habe der DAX unter dem anstehenden großen Verfallstag an der Eurex gelitten, dort verfallen am Freitag Futures und Optionen auf den DAX und Optionen auf die Einzelaktien. Der Druck am Vormittag sorgte dafür, dass immer neue Absicherungen aufgemacht werden mussten. Zudem hatten die starken Verluste laut Händlern Verkäufe ausgelöst, weil Risiko-Budgets gekappt worden seien.

Neben der Katastrophe in Japan steht nun auch die US-Notenbanksitzung im Blick. Denkbar sei ein Weiterführen der lockeren Geldpolitik, um die Schäden der Katastrophe in Japan auf die US-Wirtschaft zu begrenzen. Allerdings werden Beschlüsse erst am Abend gegen 19.15 Uhr MEZ bekanntgegeben. Am Donnerstag werde sich der DAX erst einmal erneut an der Situation in Japan und den Vorlagen aus Asien orientieren, so ein Händler.

Die Analysten von Silvia Quandt Research raten zur Gelassenheit: Sie haben zwar ihre Prognose für den DAX zum Jahresende um 4,4% auf 8.600 Punkte gesenkt. Vom aktuellen Niveau aus wäre das aber noch immer eine beachtliche Hausse von 30%. "Eine Rezession in Japan dürfte ein paar Zehntel eines Prozentpunktes des weltweiten Wachstums in der ersten Jahreshälfte kosten, aber am fundamentalen Momentum nichts ändern", heißt es in einer Studie des Broker-Hauses.

Bei den Einzelwerten brachen Lufthansa um 5,9% auf 13,99 EUR ein, die Fluggesellschaft fliegt seit dem Vormittag den Flughafen in Tokio nicht mehr an. BASF, Daimler, Infineon, K+S, Linde, MAN und Merck verloren zwischen 4% und 5%. Kein einziger DAX-Wert schloss im Plus.

In der zweiten Reihe brachen Gildemeister um 8,8% auf 14,32 EUR ein. Händler verwiesen auf die Verbindung zu Mori Seiki, die an Gildemeister beteiligt sind. "Der Markt hat mit einer Anteilserhöhung gerechnet, nun kursiert eher die Sorge vor Repatriierungen", sagte ein Marktteilnehmer mit Blick darauf, dass japanische Konzerne Auslandsanlagen zum Beschaffen von Liquidität auflösen könnten.

Während der MDAX 2,4% verlor, konnte sich der TecDAX mit einem Minus von 0,4% knapp behaupten, denn im TecDAX tummeln sich die Technologieunternehmen für alternative Energien. Hier gewannen Solarworld 23% auf 10,63 EUR, Nordex 19% auf 8,15 EUR, Q-Cells 17% auf 3,50 EUR und SMA Solar knapp 11% auf 81,55 EUR. Der Kurs des "Penny-Stock" Conergy legte um 105% auf 0,77 EUR zu, obwohl die Aktie am Freitagabend aus dem TecDAX genommen wird.

-Von Herbert Rude, Dow Jones Newswires, +49(0)69-29725217, herbert.rude@dowjones.com DJG/hru/reh

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