Alt 02.08.11, 20:35
Standard XETRA-SCHLUSS/Erneuter Einbruch - Italien zieht DAX südwärts
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FRANKFURT (Dow Jones) - Am deutschen Aktienmarkt hat sich die Talfahrt vom Wochenauftakt am Dienstag ungebremst fortgesetzt. Händler machten die Mischung aus Schuldenkrise und Konjunkturpessimismus für die deutlichen Verluste verantwortlich. Dabei sorgte die Situation Italiens für große Nervosität. Die Meldung, dass der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, am Mittwoch in Luxemburg mit dem italienischen Finanzminister Giulio Tremonti zusammentreffen wird, um über die Schuldenkrise in der Eurozone zu sprechen, wurde am Aktienmarkt mit einer Verkaufswelle beantwortet.

Der DAX verlor letztlich 2,3% oder 157 auf 6.797 Punkte. Verherrend wirkten sich die Konjunktursorgen auf den MDAX aus, wo sich überwiegend zyklische Werte versammeln. Mit Minus 3,7% oder 381 Punkten auf 9.957 fiel der Index unter die 10.000er Marke. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 178,8 (Vortag: 186,6) Mio Aktien im Wert von rund 4,61 (Vortag: 4,28) Mrd EUR.

Ein Analyst sah die Gefahr, dass sich ein Szenario wie 1937 wiederhole. Auch damals seien die USA mit dem Rückzug der geldpolitischen und fiskalpolitischen Stimuli nach drei Jahren Aufschwung in eine tiefe Rezession gestürzt. Staatliche Konjunkturspritzen seien derzeit in den meisten Staaten aufgrund der Staatsverschuldung kaum noch zu finanzieren. Die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA bei gleichzeitiger Ausgabenkürzung habe vor diesem Hintergrund nur kurzfristig die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf sich gezogen, zumal die schwachen US-Daten zu den persönlichen Ausgaben Wasser auf die Mühlen der Konjunkturpessimisten waren.

Aus technischer Sicht habe sich die Situation stark eingetrübt. Mit dem Bruch der 7.000er Marke habe der DAX die Seitwärtsspanne der vergangenen Monate nach unten verlassen und ein Verkaufssignal erzeugt. Damit könnte ein Rücklauf Richtung Jahrestief bei knapp 6.500 Punkten anstehen.

Die Berichtssaison trat angesichts der Stimmungslage ein wenig in den Hintergrund. Größter Verlierer waren Metro. Die Aktie stürzte um 7,5% auf 34,97 EUR ab. Die Analysten der WestLB meinten, der Einzelhandelskonzern halte zwar am Ausblick eines Anstiegs des operativen Gewinns im laufenden Jahr von 10% fest. Es sei aber unglücklich gewesen, das Erreichen dieser Marke von einer Aufhellung des makroökonomischen Umfelds abhängig zu machen.

Dagegen hielten sich Deutsche Post mit minus 0,4% auf 11,97 EUR recht gut. "Ordentlich", kommentierte equinet-Analyst Jochen Rothenbacher die Geschäftszahlen für das zweite Quartal. Positiv sei die Anhebung des Ausblicks. Fresenius gewannen 0,4% auf 72,75 EUR und stellten damit den einzigen DAX-Gewinner, nachdem der Konzern den Ausblick angehoben hatte. Die Aktien der Tochter Fresenius Medical Care verloren dagegen 2,1% auf 51,64 EUR. Die Gesellschaft kauft in den USA einen Dialysespezialisten für 1,7 Mrd USD.

Die Konjunktursorgen führten zu massiven Abschlägen bei zyklischen Papieren. BMW büßten 2,6% auf 65,97 EUR ein, obwohl der Automobilhersteller "großartige" Gewinnkennziffern vorgelegt und damit die bereits hohen Erwartungen des Markts übertroffen habe, wie Analyst Max Warburton von Bernstein Research feststellte. ThyssenKrupp verloren 5,2% auf 28,54 EUR.

Im MAX brachen Wacker Chemie um 10,5% auf 116,45 EUR ein. Hohe Rohstoffpreise und Anlaufkosten hatten die Bilanz für das abgelaufene Quartal verhagelt. Trotz guter Geschäftszahlen und eines starken Auftragseingangs kam die Aktie von Gildemeister im Handelsverlauf unter Druck und büßte 7,8% auf 11,80 EUR ein.

DJG/mif/flf

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