Alt 28.07.11, 12:00
Standard XETRA-MITTAG/Sehr schwach - Quartalsberichte kommen nicht an
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FRANKFURT (Dow Jones) - Das anhaltende Parteiengezänk um eine Anhebung des Limits für die Staatsverschuldung der USA lässt am Donnerstagmittag die Kurse am deutschen Aktienmarkt kräftig fallen. Auch die erste Welle an Quartalszahlen heimischer Unternehmen sorgt unter dem Strich für Ernüchterung. "Wer nicht deutlich positiv überrascht, wird angesichts des 'angebrieften' Markts herb abgestraft", sagt ein Händler. Unter teils massivem Druck stehen die Zykliker, als defensiv geltende Aktien halten sich besser als der Gesamtmarkt. Bis 12.38 Uhr verliert der DAX 1,7% oder 125 auf 7.128 Punkte.

Charttechnisch liegt die nächste Unterstützung für den DAX im Bereich des gleitenden 200-Tage-Schnitts von 7.083 Punkten. Widerstand findet sich auf dem Niveau von 7.250 Punkten. Auf der Konjunkturseite steht im Verlauf des Nachmittags aus den USA die Entwicklung der Erstanträge auf Leistungen aus der Arbeitslosenhilfe auf dem Programm. Volkswirte rechnen im Mittel ihrer Prognosen mit einem binnen Wochenfrist unveränderten Stand von 418.000. Darüber hinaus werden die ausstehenden Hausverkäufe im Juni erwartet. Hier lautet der Ökonomenkonsens auf ein Minus von 2,0% gegenüber dem Vormonat.

Die im bisherigen Sitzungsverlauf veröffentlichten Quartalszahlen der deutschen Unternehmen haben unter dem Strich die Börsianer negativ überrascht. So geben BASF um 5,4% auf 62,30 EUR nach. "Operativ gut, allerdings sorgen die unerwartet niedrigen Abschreibungen für Unsicherheit", sagt equinet-Analystin Nadeshda Demidova zum Geschäftsausweis des Chemieunternehmens. BASF habe lediglich 20 Mio EUR an Wertberichtigungen vorgenommen, sie habe allerdings mit 155 Mio EUR gerechnet.

Dies werfe die Frage auf, ob die etwa aus der Cognis-Übernahme resultierenden Einmaleffekte lediglich in die kommenden Vierteljahre verschoben worden seien. Auch habe es den Anschein, dass BASF die gestiegenen Rohstoffpreise nicht in vollem Umfang an die Kunden habe weiterreichen können.

Noch kräftiger geht es für VW nach unten, die Aktien des Automobilherstellers brechen um 6,2% auf 135,10 EUR ein und sind damit bislang Tagesverlierer. "Der Automobilhersteller hat in den vergangenen Vierteljahren die Markterwartung immer übertroffen, im zweiten Quartal wurden sie aber nur getroffen", sagt Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler.

Im Sog fallen die Aktien der zunehmend als Automobilzulieferer geltenden Infineon um 3,0% auf 6,99 EUR. Bis zur Veröffentlichung der VW-Zahlen lagen die Titel des Halbleiterherstellers noch deutlich im Plus. "Die Marge ist da, wo sie sein sollte, gleichzeitig liegt der Umsatz 5% über der Guidance", sagt Silvia-Quandt-Analyst Eerik Budarz mit Blick auf die Geschäftszahlen von Infineon für das dritte Quartal. Besonders positiv sei, dass nach Einschätzung des Halbleiterherstellers das folgende Vierteljahr die Stärke der vorangegangenen drei Monate haben werde.

"Die Sommermonate bedeuten wegen der Werksferien traditionell eher eine Schwächephase für das Automobilzuliefergeschäft. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Industriesparte diese Delle kompensieren dürfte", erklärt der Analyst. Noch dazu hebe sich diese Prognose wohltuend etwa von dem Ausblick von STMicroelectronics ab.

Lufthansa geben um 3,1% auf 14,03 EUR nach. Im abgelaufenen Vierteljahr hätten der Ölpreis, die Unruhen in Nordafrika und das Beben in Japan ihren Tribut gefordert, sagt Analyst Frank Skodzik von der Commerzbank. Es bleibe aber festzuhalten, dass sich die deutsche Fluggesellschaft wesentlich besser geschlagen habe als Wettbewerber Air-France-KLM.

Für das Indexschwergewicht Siemens geht es um 1,5% auf 89,81 EUR nach unten. "Auftragseingang gut, aber Margen und somit Profitabilität ein Thema", sagt Ingo-Martin Schachel, Analyst bei der Commerzbank zu den Zahlen zum dritten Quartal. Zwar sei die Ergebnisseite von Einmaleffekten belastet worden, allerdings zeigten sich auch "underlying" etwa hohe Marketingaufwendungen.

Im TecDAX fallen Aixtron nach einem Start unter positivem Vorzeichen um 3,8% auf 19,24 EUR zurück. "Umsatz und EBIT zwar schwächer als erwartet", sagt Tim Oliver Wunderlich, Analyst bei Hauck & Aufhäuser mit Blick auf die Zahlen des Maschinenbauers für das zweite Quartal. Dies habe einerseits an Verzögerungen bei der Abnahme von Maschinen gelegen, andererseits hab sich die Wechselkursentwicklung von Euro zu Dollar negativ ausgewirkt.

Positiv habe mit 222 Mio EUR allerdings der Auftragseingang überrascht, er habe lediglich 198 Mio EUR erwartet, die Konsensprognose habe auf 206 Mio EUR gelautet. "Und gute Orders haben zuletzt immer den Kurs getrieben", sagt der Analyst. Positiv sei auch, dass das Management die Prognose für den Umsatz von 800 Mio EUR bis 900 Mio EUR im Gesamtjahr bestätigt habe, "ich gehe allerdings davon aus, dass es mit 810 Mio EUR bis 820 Mio EUR eher am unteren Rand der Prognose sein wird".

DJG/jej/flf

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