Alt 14.06.12, 17:51
Standard XETRA-SCHLUSS/Angespannte Lage vor Verfall und Griechenland-Wahl
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FRANKFURT (Dow Jones) - Am deutschen Aktienmarkt hat sich das nervöse Geschäft der Vortage am Donnerstag fortgesetzt. "Alle warten auf Sonntag", sagte ein Händler. Dann finden in Griechenland erneut Parlamentswahlen statt. Marktteilnehmer hoffen auf einen Sieg der etablierten Parteien Nea Dimokratia und Pasok. Beide unterstützen das mit der Troika ausgehandelte Spar- und Reformpaket. Sollten die Reformgegner die Nase vorn haben, könnte es am Montag turbulent an den Weltbörsen zugehen.

Am Freitag steht außerdem der Große Verfall an den Terminbörsen an, der häufig mit Kursschwankungen verbunden ist. Gewinne an der Wall Street sorgten dafür, dass sich der DAX nach einem erneut volatilen Verlauf mit 0,2 Prozent Minus auf 6.139 Punkte noch glimpflich aus der Affäre zog. Die US-Verbraucherpreise für Mai bestätigen weiter nachlassenden Inflationsdruck in den USA und eröffnen der Federal Reserve damit Spielraum für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen. Die Umsätze blieben dünn. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 142,2 (Vortag: 130,9) Millionen Aktien im Wert von rund 2,91 (Vortag: 2,78) Milliarden Euro.

Die Eurokrise brodelt unterdessen weiter. Staatsanleiheauktionen unterstrichen die schwierige Lage. Italien hat bei Anleihen mit längerer Laufzeit tiefer in die Tasche greifen müssen als bislang. So stieg die Rendite der 2015 fälligen Papieren auf 5,30 von 3,91 Prozent. "Die Nachfrage nach den dreijährigen Benchmark-Anleihe hätte besser sein können", so Annalisa Piazza von Newedge Strategy.

Am Mittwochabend hatten gleich zwei Ratingagenturen ihr Rating für Spanien nach unten genommen. Egan-Jones senkte das Spanien-Rating auf Ramschniveau, Moody's nahm das Rating um drei Stufen auf "Baa3" herunter. Moody's senkte zudem das Rating für Zypern um zwei Stufen. Marktteilnehmer hoffen nun auf rasche Schritte zur Bewältigung der Krise, möglicherweise auf dem EU-Gipfel Ende Juni.

Ein Lösungsweg könnte ein Fiskalpakt sein. Doch gibt es skeptische Stimmen. Ein solcher Pakt dürfte nach Ansicht der Analysten von J.P.Morgan scheitern - genau wie zuvor die im Vertrag von Maastricht vereinbarten Ziele und der Stabilitäts- und Wachstumspakt im Vorfeld des Starts der Währungsunion. "Für einige Staaten der Region ist der Weg einfach zu lang und das Wachstumsumfeld zu schwach", heißt es von Seiten der Analysten.

Autowerte schwächelten erneut. Zwei große Investmentbanken hatten ihre Wachstumsprognosen für China nach unten revidiert. Da China für die deutsche Automobilindustrie einer der wichtigsten Absatzmärkte ist, nehmen Anleger Gewinne mit. BMW verloren 2,6 Prozent auf 56,29 Euro und Daimler 2 Prozent auf 33,59 Euro. Stahlwerte erlitten aus demselben Grund Verluste: ThyssenKrupp fielen um 1,3 Prozent auf 11,58 Euro, Salzgitter konnten sich mit unveränderten Notierungen aber besser halten.

Besser schlugen sich auch konjunkturunabhängige Aktien wie die Versorger und die Pharmatitel. Bayer rückten um 1,4 Prozent auf 52,16 Euro vor, E.ON waren wie bereits in den Vortagen gefragt und stiegen 0,9 Prozent auf 15,02 Euro. Finanzwerte legten im Sog der guten Vorlagen für den Sektor aus Europa ebenfalls zu. Marktteilnehmer werten dies als Zeichen, dass eine Lösung für Spanien und Italien gefunden wird. Allianz gewannen 0,8 Prozent, Munich Re 1,3 Prozent und Commerzbank 0,5 Prozent.

Im TecDAX brach die centrotherm-Aktie um 26,5 Prozent auf 3,75 Euro ein. Kreditversicherer wollen die Warenlieferungen an den TexDAX-Konzern nicht mehr versichern und Banken haben offene Kreditlinien gesperrt. Zudem steigt die Aktie am Freitag aus dem Index ab. Solarworld wurden gleich mitverkauft. Die Aktie, die seit Jahresbeginn bereits 60 Prozent an Wert verloren hat, gab um 4,2 Prozent auf 1,35 Euro ab. Die im MDAX gelistete Wacker Chemie standen mit unter Druck.

Dialog Semiconductor erlitten ebenfalls deutliche Verluste. Nokia hatte die Prognosen erneut gesenkt und damit den Technologiesektor belastet. Die Aktie brach um 8,1 Prozent auf 13,89 Euro ein.

Kontakt zum Autor: michael.fuchs@dowjones.com

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