Alt 12.06.12, 11:45
Standard Anleger bleiben an der Seitenlinie
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Banken- und Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet hat die Finanzmärkte weiter im Griff. Zu der Furcht vor einem Austritt Griechenlands aus dem Euroraum nach den für das kommende Wochenende angesetzten Parlamentswahlen hat sich seit Montag die Angst vor einer Eskalation der Lage in Spanien gesellt. "Es dürfte schwierig sein, den Markt vor diesem Hintergrund noch einmal groß nach oben zu reißen", sagt ein Händler.

Gleichwohl dominiert am Mittag eine überwiegend etwas freundlicher Stimmung. Der Blick auf die europäische Börsenlandschaft zeigt nur zum Teil das bekannte Nord-Süd-Gefälle: Während der DAX in Frankfurt um 0,6 Prozent anzieht, geht es in Mailand für den MIB um weitere 0,3 Prozent nach unten. In Madrid gewinnt der Index aber 0,8 Prozent. Gleichzeitig ziehen die Renditen der zehnjährigen italienischen und spanischen Staatsanleihen weiter an. Allerdings steigt auch die Rendite der deutschen Bundesanleihe um 8 Punkte auf 1,38 Prozent.

Am Samstag hat die EU Spanien zwar eine Kreditlinie über 100 Milliarden Euro zur Sanierung des maroden Bankensystems eingeräumt. "Wird der Darlehensrahmen komplett ausgeschöpft, steigen die Gesamtverbindlichkeiten der Iberer aber bis 2013 auf 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Angesichts lauer Konjunktur und hoher Arbeitslosigkeit ist es daher wohl nur eine Frage der Zeit, bis nicht nur die Kreditinstitute, sondern das ganze Land am Tropf hängt", sagt ein Händler.

Immer kürzere Halbwertszeit

Noch dazu würden die von EFSF oder ESM vergebenen Darlehen mit hoher Wahrscheinlichkeit vor anderen Krediten bedient. "Im Fall der Fälle würde das einen zumindest teilweisen Zahlungsausfall für Private Gläubiger bedeuten", orakelt der Börsianer. Daher sei der Schritt nicht dazu angetan, Investoren wieder für spanische Schuldtitel zu begeistern. "Damit wird der Teufelskreis zwischen der Refinanzierung von Banken und Staaten nicht aufgelöst."

"Insgesamt lässt sich feststellen, dass Hilfspakete im Gemeinsamen Währungsgebiet, was ihre beruhigende Wirkung angeht, eine immer kürzere Halbwertszeit haben", sagt Lutz Karpowitz, Devisenanalyst bei der Commerzbank. Dies zeigt auch der Blick auf den Euro, der am Dienstagmittag um 1,25 Dollar gehandelt wird und damit auf dem Niveau vor der Gewährung Kreditlinie für Spanien notiert.

Die Agenda der makroökonomischen Kennziffern am Dienstag ist dünn bestückt. Auf dem Programm steht mit den Importpreisen die erste Indikation zur Teuerung in den USA im Mai. "Nicht nur ein Basiseffekt wirkt Preis dämpfend, sondern auch die anhaltende Verbilligung des Rohöls und anderer Rohstoffe", sagt Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen.

Am Mittag stehen an Europas Börsen weiter viele die Finanzwerte unter Druck. Intesa San Paolo verlieren 2,0 Prozent auf 1,01 Euro, für ING geht es um 1,8 Prozent auf 4,76 Euro nach unten. Der Bankensektorindex gewinnt gleichwohl 0,4 Prozent. Hier stützen ausgerechnet Kursgewinne spanischer Bankenaktien, die am Vortag im Verlauf des Handels aber von ihren frühen Tageshochs stark zurückgekommen waren. Besser halten sich die als defensiv geltenden Papiere der Versorger und Telekommunikationstitel, die um 1,0 Prozent respektive 1,3 Prozent zulegen.

Im DAX geht es für Commerzbank um 1,4 Prozent auf 1,35 Euro nach unten, damit sind die Papiere des zweitgrößten deutschen Kreditinstituts bislang Tagesverlierer.

Fresenius steigen um 1 Prozent auf 78,55 Euro. Der Gesundheitskonzern hat am Vortag seine Prognose für das laufende Jahr angehoben. Ansonsten machen vor allem Umstufungen der Analysten Kurse. So steigen E.ON um 3,1 Prozent auf 14,77 Euro; die Analysten der UBS haben die Aktien des Versorgers zum "Kauf" empfohlen.

DJG/jej/gos

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