Alt 10.04.12, 11:55
Standard Erste Schnäppchenjäger bremsen die Talfahrt
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Furcht vor einer neuerlichen Schwäche der Weltwirtschaft lastet am Dienstagmittag weiter auf den Kursen an Europas Aktienmärkten. Allerdings sorgen die ersten Käufe von Schnäppchenjägern dafür, dass die Indizes die Verluste deutlich eingrenzen. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,9 Prozent auf 2.372 Punkte, der DAX gibt um 0,9 Prozent auf 6.715 Punkte nach. Im Tagestief haben die Kursbarometer bereits 2.349 respektive 6.668 Punkte gesehen. Überdurchschnittlich geht es mit einem Abschlag von 2,1 Prozent an der Mailander Börse nach unten. Nach einer schwach nachgefragten Auktion spanischer Staatsanleihen in der vergangenen Woche haben sich die Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Länder in der Peripherie des Gemeinsamen Währungsgebiets wieder verstärkt. Am Mittwoch und Donnerstag stehen größere Versteigerungen italienischer Schuldtitel auf dem Programm.

Quer über alle Aktienmärkte hinweg werden die Automobilwerte verkauft, für die es im Schnitt um 1,8 Prozent nach unten geht. Freilich kein Wunder, steht bei dem entsprechenden Subindex des Stoxx-600 seit Jahresanfang doch noch ein Plus von 21,8 Prozent zu Buche. Ähnlich kräftig fällt der Rücksetzer bei den Bankenwerten aus, die sich im europäischen Mittel um 1,7 Prozent verbilligen. Die als sichere Häfen geltenden deutschen Bund-Futures ziehen hingegen deutlich an und markieren zwischenzeitlich ein neues Kontrakthoch.

Hauptgrund für die schlechte Stimmung zum Start in die neue Woche sind die US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag. So sind in der größten Volkswirtschaft der Welt im März gerade einmal 120.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft entstanden. Ökonomen hatten hingegen erwartet, dass sich das Plus den vierten Monat in Folge auf mehr als 200.000 Jobs belaufen wird. An Wall Street und den asiatischen Börsen ist die Nachricht bereits eingepreist, denn dort wurde am Ostermontag überwiegend gehandelt. Jetzt zieht Europa nach.

Keine neuen Hoffnungszeichen vom US-Arbeitsmarkt

"Vor dem Hintergrund der Furcht vor einem neuerlichen Aufflammen der Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet waren die verbesserten Aussichten für die US-Volkswirtschaft so etwas wie ein Leuchtturm der Hoffnung", sagt Cameron Peacock, Analyst bei IG Markets. Allerdings hätten die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten auch dafür gesorgt, dass eine dritte Runde quantitativer Lockerungen der Federal Reserve nicht völlig vom Tisch sei.

Schlechte Nachrichten kommen auch aus China. Dort hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im März stärker als erwartet beschleunigt. Verglichen mit dem Vorjahr zogen die Lebenshaltungskosten um 3,6 Prozent an. Ökonomen hatten lediglich ein Plus von 3,3 Prozent nach 3,2 Prozent im Februar prognostiziert. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Notenbank ihre Geldpolitik zur Stimulierung der Konjunktur lockern wird.

Auch der Handelsbilanzüberschuss von 5,4 Milliarden Dollar, den China überraschend im März eingefahren hat, gefällt nur auf den ersten Blick. Letztlich sei der Positivsaldo maßgeblich durch rückläufige Importe entstanden, moniert Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. "Das aber deutet anders als stark steigende Exporte nicht unbedingt auf eine robuste Verfassung der Wirtschaft hin."

Wie entschlossen ist die SNB?

Kaum Bewegung gibt es beim Euro, zum Greenback dümpelt die Gemeinschaftswährung weiter in der Spanne von 1,30 bis 1,33 Dollar. Im Fokus steht derzeit aber ohnehin die Entwicklung des Schweizer Franken zum Euro. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat zum Schutz der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft angekündigt, einen Wechselkurs von 1,20 Schweizer Franken zu verteidigen. In der vergangenen Woche wurde diese Marke allerdings kurzzeitig unterschritten.

"Auslöser für den Rutsch unter den Mindestkurs war aber nicht, dass die Schweizer von Interventionen abgesehen haben", merkt Karpowitz an. Der Ausreißer sei vielmehr der Tatsache geschuldet, dass zumindest ein Marktteilnehmer keine Limits mit der SNB gehabt habe. Deren Kauforders seien somit nicht zum Tragen gekommen. "Der Wechselkurs liegt mit 1,2027 Schweizer Franken aber weiter nur knapp oberhalb des Mindestkurses. Dies deutet darauf hin, dass der Markt noch nicht restlos von der Entschlossenheit der SNB überzeugt ist", so der Commerzbank-Analyst. Dabei handele es sich um eine gute Kaufgelegenheit, denn die Marke von 1,20 Schweizer Franken werde auch weiterhin nicht zu knacken sein.

US-Berichtssaison rückt in den Fokus

Die Agenda der Konjunkturdaten aus Europa und den USA ist am Dienstag äußerst spärlich bestückt. Impulse sind daher von dieser Seite kaum zu erwarten. Am Abend wird sich der Blick dann von den makro- auf die mikroökonomischen Kennziffern richten. Denn nach der Schlussglocke an Wall Street macht traditionell Alcoa den Auftakt zur Berichtssaison für das abgelaufene Quartal. Analysten erwarten, dass der vom ehemaligen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld geführte Aluminiumverhütter im Auftaktvierteljahr einen Verlust von 0,04 Dollar je Aktie eingefahren hat.

Auch in Frankfurt sind am Mittag vor allem Finanzwerte und Zykliker "Brief". Daimler verbilligen sich um 2,5 Prozent auf 41,79 Euro. Für Commerzbank geht es um 3,0 Prozent auf 1,70 Euro nach unten, damit sind die Aktien des Kreditinstituts bislang Tagesverlierer. Besser halten sich die als defensiv geltenden FMC, die mit 52,70 Euro zum Schlusskurs vom Donnerstag notieren. BASF steigen gegen den Trend gar um 0,3 Prozent und sind damit zu diesem Zeitpunkt Tagesgewinner. In der zweiten Reihe rücken SGL Carbon um 3,1 Prozent auf 33,88 Euro vor. Händler sprechen von Nachholbedarf, die Aktie ist mit einem Minus von 11,1 Prozent seit Jahresanfang so schlecht gelaufen wie keine andere Aktie im MDAX. Eine ganze Reihe von Käufen durch Insider tue ihr Übriges.

DJG/jej/kko

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