Alt 29.03.12, 13:48
Standard Schwächeres Geschäftsklima setzt Börsen und Euro zu
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FRANKFURT (Dow Jones) - Europas Börsen weiten die Verluste mit schwächeren Daten zum Geschäftsklima in der Eurozone am Donnerstagmittag aus. Mit minus 0,3 Punkten wurden die Erwartungen der Analysten von minus 0,2 nicht erreicht. Die Zahlen unterstreichen die Unsicherheit der Anleger nach schwächeren Auftragseingängen aus den USA bzw Wachstumszahlen aus Großbritannien am Vortag, die die Erwartungen ebenfalls nicht erfüllen konnten. Der DAX verliert zum Mittag 1 Prozent auf 6.931 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,8 Prozent auf 2.476 nach unten.

Die Stimmung wird nicht nur von Konjunkturdaten belastet. Zugleich richten die Anleger ihre Blicke besorgt nach Spanien. Dort findet ein Generalstreik gegen die Sparpläne der Regierung statt. "Es wird sich zeigen müssen, inwieweit die dortige Bevölkerung die geplanten Sparmaßnahmen mitzutragen bereit ist", sagt ein Händler. Die anstehenden Wahlen in Griechenland und Frankreich sowie das Referendum in Irland über den Fiskalpakt in der Eurozone werden von Beobachtern ebenfalls als Risikofaktoren wahrgenommen.

Die konjunkturellen Unsicherheiten belasten auch den als Risikowährung geltenden Euro und den Rohstoffsektor. An der Börse in Philadelphia ist der Oil Service Index unlängst unter die 200-Tage-Durchschnittslinie gefallen, was weitere Verluste nahelegt. Seit Tagen stehen Rohstoffaktien an Europas Börsen unter Druck, auch wenn es am Berichtstag teilweise zu Gegenbewegungen kommt

Generalstreik in Spanien

Unter der jüngsten Stimmungseintrübung leidet der Euro besonders. Er rutscht unter das Niveau von 1,33 Dollar nach Ständen um 1,3340 am Morgen. Nach Einschätzung von Marktteilnehmern überwiegen weiter die Abwärtsrisiken. Die Anleger blicken nach Spanien, wo die Gewerkschaften zum Generalstreik gegen die Sparpläne der Regierung aufgerufen haben. Das Haushaltsdefizit soll 2012 auf 5,3 Prozent von 8,5 Prozent reduziert werden. Dies ist nur mit empfindlichen Einschnitten für die Bevölkerung zu erreichen.

Die Märkte sind skeptisch, ob die Einsparungen gelingen werden - einer der Hauptgründe, warum die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen zuletzt wieder über die 5 Prozent-Marke gestiegen sind.

Die sich abzeichnende Zusammenlegung der beiden Euro-Rettungsfonds EFSF und ESM hilft der Einheitswährung zwar, doch Marktexperten kritisieren, dass genau wie mit den Dreijahrestendern der EZB damit nur Zeit gewonnen werde und dass eine solche Politik, die Länder in ihren Reformbemühungen bremsen könnte.

Sichere Häfen gesucht

Der Schwäche auf der Rohstoffseite stehen stabile Notierungen an den sogenannten Sicheren Häfen der Rentenmärkte gegenüber. Die Rendite für Bundesanleihen sinkt weiter und liegt zum Mittag bei 1,82 Prozent nach 1,84 Prozent am Morgen.

Die weiter schwelenden Sorgen bezüglich einer Ausweitung der Schuldenkrise zeigen sich indes an den anziehenden Renditen in der Peripherie der Eurozone. Die Rendite spanischer 10-jähriger Anleihen liegt bei 5,37 Prozent nach 5,30 Prozent am Vortag. Für italienische Titel geht es um vier Basispunkte nach oben auf 5,13 Prozent. Auch eine gut aufgenommene Auktion lang laufender italienischer Laufzeiten kann das Sentiment nicht stützen.

H&M-Aktie leidet unter warmem Winter

Impulse könnte am Nachmittag die dritte Veröffentlichung des US-BIP für das vierte Quartal liefern. Analysten erwarten einen Anstieg von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal nach 3 Prozent in der Zweitlesung. Am Mittwoch waren die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter unter den Erwartungen geblieben. "Die Zahlen legen nahe, dass das Wachstum im ersten Quartal schwächer ausfallen wird", heißt es bei Sebastien Galy von der Societe Generale.

Am Aktienmarkt drückt eine Gewinnwarnung der australischen Tochter Leighton den Hochtief-Kurs um weitere 0,3 Prozent nach unten. Auch Hochtief sieht sich zu einer Revision seiner Schätzungen genötigt. "Die erneute Gewinnwarnung von Leighton zeigt, dass Leighton keine Kontrolle über die Plan-Zahlen hat", heißt es von einem Analysten. Nach den bereits erlittenen Verlusten in den vergangenen Tagen, halten sich die Abgaben aber in Grenzen.

Dagegen profitieren Rhön-Klinikum von der Nachricht, dass das Unternehmen nun wie geplant 49 Prozent an den HSK-Kliniken in Wiesbaden übernehmen kann. "Damit kann Rhön-Klinikum wieder auf Wachstum umschalten", so ein Marktteilnehmer. Die Aktie steigt um 0,7 Prozent. Im TecDAX verlieren SMA Solar 8 Prozent auf 34,43 Euro. Die endgültigen Zahlen für 2011 haben leicht enttäuscht, was im stimmungsmäßig stark angeschlagenen Solarsektor mit einem deutlichen Minus quittiert wird.

H&M geben nach schwachen Geschäftszahlen um 4,9 Prozent auf 238 schwedische Kronen nach. Die Bekleidungskette leidet unter dem warmen Winter und der Niedrigpreisstrategie. Beides sorgt für Druck auf die Bruttomarge. Im Gefolge verlieren die spanische Inditex 1,9 Prozent. Derweil setzen Total die Kurstalfahrt nach dem Auftreten eines Gaslecks auf einer Förderplattform in der Nordsee fort. Die Aktie verliert weitere 2,1 Prozent nach Verlusten von mehr als 10 Prozent in den vergangenen Tagen. Noch ist unklar, wie hoch die Schadenssumme ausfallen wird.

DJG/mpt/gos

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