Alt 23.07.10, 15:43
Standard So tickt die Börse: Interview und Baltic Dry Index
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Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, mit einem Menschen zu sprechen, der 100 Jahre alt ist? Meine Großtante hat Anfang Juli dieses biblische Alter erreicht und die gesamte Verwandtschaft zu einer Feier eingeladen. Im Rahmen der Feier hatte ich die Gelegenheit zu einem Interview mit ihr.

Zum Verständnis: Tante Käthe und Onkel Josef haben in einem kleinen Dorf eine Zigarrenfabrik betrieben. Diese wurde während des Zweiten Weltkriegs geschlossen, anschließend erneut eröffnet und in den Siebzigern erneut geschlossen. Ob Sie es glauben oder nicht, Tante Käthe und ihr Mann hatten damals schon das Rentenalter erreicht und setzten sich zur Ruhe.

Tante Käthe hält sich heute fit, indem sie die Tageszeitung liest und ihre Kontoauszüge nachrechnet. Täglich geht sie ein paar Treppenstufen auf und ab. Sie lebt in ihrem eigenen Haus in Nachbarschaft zur ehemaligen Fabrik und zu Verwandten und hat eine Pflegeperson im Haus, die für sie den Haushalt macht.

Bitte erwarten Sie von dem Interview nicht eine Antwort darauf, ob Sie nun Optionsscheine, Devisen oder Zertifikate in Ihr Depot holen sollen. Vielmehr können Sie aus dem Interview eines herauslesen, was ich für das Wichtigste halte: Sie müssen sich selber um Ihr Vermögen kümmern und Sie dürfen niemals aufhören, Interesse am Tagesgeschehen zu haben. Ihre Erkenntnisse müssen Sie in Ihre Vermögensanlage umsetzen und Ihr Anlageberater hilft Ihnen dabei.

Nicht der Anlageberater gibt die Ideen für eine Umstrukturierung Ihres Portfolios (es sei denn, er will Transaktionsgebühren erzeugen). Es ist allein Ihre Aufgabe, die Struktur der jeweiligen Zeit anzupassen und der Anlageberater hilft Ihnen, Ihre Ideen umzusetzen. Doch Ihre Ideen entwickeln Sie selbst, indem Sie sich auf dem Laufenden halten. Und dazu soll der Heibel-Ticker einen Beitrag leisten.


INTERVIEW MIT TANTE KÄTHE ZUM 100. GEBURTSTAG

Stephan Heibel: Liebe Tante Käthe, Du weißt, ich schreibe einen Börsenbrief und da habe ich viele Kunden, die gerne von mir wissen wollen, wie sie bis ins hohe Alter mit ihrem Vermögen gut leben können.

Tante Käthe: Oh je.

Stephan Heibel: Ja, eine schwere Aufgabe. Du bist heute 100 Jahre alt geworden und Du hast das meisterlich gelöst: Mit 100 Jahren bist du immer noch gesund, geistig fit und finanziell unabhängig.

Tante Käthe: Ja, wir haben aber auch schon schwierige Zeiten gehabt.

Stephan Heibel: Du und Onkel Josef habt eine Zigarrenfabrik betrieben. Wie kam es dazu?

Tante Käthe: Die ist 1933 erst umgebaut worden, weil sie zuvor zu klein war. Und mit der Zigarrenfabrik haben wir unseren Lebensunterhalt verdient. Ich habe 1933 Onkel Josef geheiratet, der brachte die Zigarrenfabrik mit in die Ehe. Er musste dann auch die Zigarren an den Mann bringen. Das war seine Aufgabe und so hat er die Zigarrenfabrik groß gemacht.

Stephan Heibel: Unter Hitler durftet Ihr keine Zigarren mehr verkaufen?

Tante Käthe: Unter Hitler, da war das nicht viel. Das waren die Jahre, da konnten wir nicht viel tun. Auch menschlich gesehen, unter Hitler. Da konnten wir nicht laut sagen, was wir wollten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnten wir uns entfalten.

Stephan Heibel: Nach dem Zweiten Weltkrieg habt Ihr die Zigarrenfabrik wieder aufgemacht.

Tante Käthe: Dann gab es auch schwierige Zeiten. Da hatten wir die Besetzer hier bei uns im Haus. Die Engländer und die Franzosen. Die waren da hier bei uns im Haus.

Stephan Heibel: In der Fabrik drüben?

Tante Käthe: Nein, hier in unserem Wohnhaus. Und da haben wir auch die Unterschiede kennengelernt. Mit den Engländern sind wir sehr gut zurechtgekommen. Mit den Franzosen weniger. Da war es viel schwieriger. Und mit den Engländern ging es gut, das hat uns dann Spaß gemacht nachher. Wir haben gearbeitet. Die haben uns entwickeln lassen. Bei den Franzosen war alles klein, alles genau, konntest nichts machen. Das war in den Jahren nach dem Krieg, als die Besatzung noch war.

Man hat als Unternehmer schon so viel erlebt, andere wissen garnichts davon. Und wenn man in einer Familie aufwächst und der Vater kommt nach Hause und erzählt nicht viel, dann entwickelt sich auch nicht viel. Da gibt es dann nur die Familie. Aber wir hatten doch die Fabrik und das waren nachher 35-40 Menschen, die für uns gearbeitet haben.

Onkel Josef hat dann selbständig gearbeitet, ist raus gefahren und hat Zigarren verkauft. Hat dann den Einen oder Anderen kennengelernt, war immer ein paar Tage in der Woche unterwegs und wurde dann weiterempfohlen. Da war ich dann immer einige Tage in der Woche alleine zu Hause. Manchmal war er die ganze Woche unterwegs und kam erst zum Wochenende nach Hause.

Dann blieb er in der folgenden Woche zu Hause um alles aufzuarbeiten. Er musste ja die Fabrik kontrollieren, die Arbeit prüfen. Sein Schwager hat später das Praktische übernommen, er wurde Werksleiter, weil Onkel Josef so viel unterwegs war.

Stephan Heibel: Gold habt Ihr aber niemals gehabt, oder?

Tante Käthe: Naja, wenn man mal irgendwas erhascht hatte, aber das waren dann eher ein paar Schmucksachen.

Stephan Heibel: Und Immobilien?

Tante Käthe: Als Immobilie haben wir die Fabrik. Da ist heute ein Sportstudio drin.

Stephan Heibel: Wie habt Ihr das, was Ihr gespart habt, angelegt? Überwiegend in Anleihen oder auch in Aktien?

Tante Käthe: Ja, in Anleihen, aber auch in Aktien. Man muss schon achtgeben, wir haben manches zwischendurch wieder verloren. Mit Papieren, wo die Firmen Pleite gegangen sind, haben wir verloren.

Stephan Heibel: Wenn Ihr Euer Vermögen angelegt habt, wie seid Ihr da vorgegangen: Habt Ihr Euch an die Banken gewendet oder habt Ihr das selber gemacht?

Tante Käthe: Nein, man hat sich da schon an die Banken angelehnt und hat sich dann zusätzlich selber informiert. Onkel Josef hatte auch von sich aus einen hellen Kopf, sodass er wusste, was er machen konnte und was er nicht machen konnte. Das war wichtig.

Stephan Heibel: Und seine eingeschlagene Linie hast Du heute noch eingehalten?

Tante Käthe: Ja, ich arbeite noch heute mit den Banken zusammen, mit denen wir damals zusammen gearbeitet haben. Das ist unter anderem die Kreissparkasse.

Stephan Heibel: Heute verkaufen Banken immer mehr eigene Produkte: Finanzprodukte, Zertifikate, Fonds, Versicherungen etc. Bist Du mit diesen modernen Finanzprodukten konfrontiert worden? Hat man versucht, Dir diese Dinge zu verkaufen?

Tante Käthe: Das hat Onkel Josef gemacht. Er war der Geschäftsmann und er hat sich mit den Banken auseinandergesetzt. Er war nicht leichtsinnig. Er hat gut überlegt, was er gemacht hat. Weil er auch schon in jungen Jahren in Frankfurt selber in der Bank eine Ausbildung gemacht hatte, kannte er sich aus.

Stephan Heibel: Da gab es doch noch einen bei uns in der Verwandtschaft, der sich mit der Börse auskannte...

Tante Käthe: ...ja, sein Bruder war das, der hat für die Börsenzeitung geschrieben. So hatte Onkel Josef die besten Kontakte, um gut informiert zu sein. Onkel Josef war immer sehr vorsichtig und sein Bruder hat ihn immer gewarnt, nicht zu weit zu gehen. Der Bruder war immer vorne dran und er wusste, wie schnell man damit auch auf der Nase liegen kann. Und da ist Onkel Josef immer schön am Ball geblieben.

Stephan Heibel: Onkel Josef hat so sicher angelegt, dass Du zu Deinem 100. Geburtstag noch immer genug Vermögen hast, um Deine große Verwandtschaft zum Geburtstag einzuladen. Tolle Sache.

Tante Käthe: Ja, das geht immer noch. Er hat ja auch durch mich eine Stütze gehabt. Auch finanziell. Das war durch die Heirat zwar gekommen, aber nicht der Grund für die Heirat. Von zu Hause aus war ich schon nicht schlecht gestellt, und da war die Hilfe da. Und das macht ja auch was aus.

Stephan Heibel: Habt Ihr dann also alles zusammengeschmissen?

Tante Käthe: Nein, nein, das Vermögen war getrennt. Aber die Einnahmen aus meinem Vermögen, die konnte ich natürlich ihm mitgeben. Damit er weiter konnte und leichter verdienen konnte. Denn das Zigarrengeschäft war ja anfänglich kein so hoher Verdienst. Da musste man noch eine Beigabe haben. Das war in der Zeit, als wir herangewachsen sind.

Stephan Heibel: Die schweren Anfangsjahre haben sich ja dann später für Euch ausgezahlt.

Tante Käthe: Doch, wir hatten es gut im Leben. Aber der Mann muss die treibende Kraft sein. Also sicher, die Frau muss auch mithelfen. Aber es ist immer schöner, wenn der Mann die treibende Kraft ist. Ich habe die Bücher und alles geführt. Also ich wusste genau, was war. Hab auch die Kunden gekannt, bin ja auch häufig mitgefahren und habe die Kunden so kennengelernt.

Stephan Heibel: Da hast Du Dich immer um die Finanzen gekümmert.

Tante Käthe: Ja, immer. Ich wollte immer gewusst haben, wie’s steht.

Stephan Heibel: Wenn Du jetzt mit Deinen 100 Jahren den 60- jährigen jungen Hüpfern, die gerade auf die Rente zugehen, noch einen Tipp geben würdest, was ist wichtig?

Tante Käthe: Ja, den Kopf immer frei haben, miterleben, was geschieht in der Welt. Wenn man das nicht kann, dann fehlt etwas. Also man muss schon draußen mitmachen, und es ist ganz gut, wenn man einfach manchmal mit dabei ist. Die dadurch gewonnenen Erfahrungen und persönlichen Kontakte sind sehr wichtig.

Und auch mit der Kreissparkasse muss man sich immer gut stellen. Denn das sind ja auch alles Manager. Die können einem helfen, die können einen aber auch fallen lassen. Ja. Und es gibt immer Zeiten, da weiß man, ich muss sorgen, dass ich die Hilfe halte. Nur ganz alleine die Finanzen im Griff haben, das geht nicht. So sehe ich das.

Ja, ich muss sagen, ich bin schon von früh auf immer an den Büchern beteiligt gewesen. Meine Mutter hat die Bücher über das Gasthaus meiner Eltern geführt und da war ich von Jugend an mit drin. Ach ja, es gibt schon manchmal schwere Zeiten. Die muss man überbrücken.

Stephan Heibel: Hast Du noch Erinnerungen an die Hyperinflation? Das war 1923.

Tante Käthe: Ja, das weiß ich noch. Da war ich 13 Jahre alt. Die Mutter war beim Zahnarzt in Düsseldorf, ist durch die Stadt und hatte in der Auslage etwas Besonderes gesehen. Eine Nähmaschine. Dann ist sie nach Hause gekommen und hat das dem Vater gesagt. Dann haben sie überlegt, das zu kaufen. Und das hat ihr lange gut geholfen, denn das Geld war ja später nichts mehr wert.

Stephan Heibel: Interessierst Du Dich denn noch heute für die Politik, die Krise in Griechenland...

Tante Käthe: Ein bisschen immer noch – ich kann das nicht ganz aufgeben. Nein, ich muss diese Artikel immer noch lesen.

Stephan Heibel: Und wie findest Du das, was sich die letzten Monate entwickelt?

Tante Käthe: Ja, man muss auch mal das Ganze sehen. Natürlich, was da in Griechenland geschehen ist, das hat mir auch nicht gefallen. Es gibt immer Menschen, die alles wieder kaputt machen. Wenn jeder aufbauen würde, dann wäre vieles besser. Es gibt zu viele, die so ein bisschen die Rosinen rauspicken wollen. Jeder kann Geld verdienen, darf es aber nicht auf Kosten der anderen machen. Da muss man aufpassen.

Stephan Heibel: Welche Schlüsse ziehst Du für Dich persönlich daraus?

Tante Käthe: Vor allen Dingen gibt man immer Acht, dass jetzt nichts runter geht. Beim Vermögen und bei der Bank. Und so lebt man doch mit dem ganzen Weltgeschehen heute noch.

Stephan Heibel: Und so ist es gut, dass Du Dich immer auf dem Laufenden hältst.

Tante Käthe: Ja, schon meine Eltern waren immer geschäftlich interessiert. Ist ja klar: Wenn die Eltern Beamten sind, dann gehen die Kinder eher in die Beamtenlaufbahn. Können dann aber nicht so viel Geld verdienen. Sind dafür aber freier irgendwie.

Wenn ich arbeitete, dann wusste ich, wo ich etwas verdienen kann, das ist wichtig. Wenn ich da aber keine Ader für habe, dann kann ich auch nicht verdienen.

Stephan Heibel: Aber das liegt nicht jedem, dieses Denken.

Tante Käthe: Ja, aber ich hab das durch meine Eltern geerbt und nachher durch meinen Mann noch weiter getrieben. Er war doch immer sehr bedacht mit Landräten, war lange Zeit selber stellvertretender Landrat und war in der politischen Geschichte, um Geld zu verdienen. Bei den Direktoren der Sparkassen hatte er auch eine gute Nummer gehabt. Und wir waren auch eine zufriedene Familie, wenn wir auch keine Kinder hatten – was wir sehr bedauerten. Ich hatte nur einmal eine Fehlgeburt. Ja, und da war es bald um mich geschehen.

Stephan Heibel: 100 Jahre Geschichte, wie hast Du die letzten 30 Jahre empfunden?

Tante Käthe: Die letzten 30 Jahre: Ja, man ist dann doch älter geworden, aber man hat sich dann doch nicht mehr anders gekümmert. Ich habe mich immer weiter um Politik gekümmert und weiter mit Sparkassen verhandelt. Ich kontrolliere noch heute jeden Kontoauszug der Sparkasse. Da hat sich also nicht mehr viel verändert.

So, ich konnte Dir so ein bisschen von meinem Leben erzählen. Es ist nicht viel. Es geht nicht nur um Tausende, die man verdienen konnte. Es war schon schwer. Man muss immer dran bleiben.

Stephan Heibel: Und das hast Du ja wunderbar geschafft. Vielen Dank, Tante Käthe, für den kleinen Einblick in Dein langes Leben. Ich hoffe, dass Du Dein Interesse am Tagesgeschehen noch lange behältst und wünsche Dir vor allem Gesundheit für die Zukunft.

Tante Käthe: Danke, ich hoffe, dass ich Dir was helfen konnte.


INDIZES (22.07.2010)

Dow Jones: 10.322 | -0,4%
DAX: 6.173 | 0,4%
Nikkei: 9.430 | 0,2%
Euro/US-Dollar: 1,294 | -0,2%
Euro/Yen: 112,73 | -0,3%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,93% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 2,27% | 0,0
Feinunze Gold USD: $1.198,70 | -0,6%
Fass Crude Öl USD: $77,40 | 1,7%
Baltic Dry Shipping I: 1.801 | 5,9%



In den vergangenen Wochen häuften sich die Fragen zum Kurseinbruch beim Baltic Dry. Auf der Suche nach einer Erklärung bin ich bei meinem befreundeten Wettbewerber Jochen Steffens fündig geworden. In seinem Stockstreet Daily veröffentlichte er diese Woche die folgende Erläuterung (Autor: Marc Ewers – zu weiteren Infos des Börsendienstes von Jochen Steffens bitte hier klicken: http://www.heibel-ticker.de/empfehlung.php?id=76):

In der PDF-Version dieser Ausgabe finden Sie morgen früh dann auch die entsprechenden graphischen Darstellungen.

BALTIC DRY INDEX
(Auszug eines Artikel, erschienen im Steffens Daily, 19.07.10)

Preisindizes werden gerne als Indikatoren für die Transportbranche verwendet. Die Überlegung dahinter ist ebenfalls simpel: Fallen die Preise, dann ist das Transportaufkommen gesunken, weil die Nachfrage (Transportleistung) geringer wurde, aber das Angebot (Transportkapazität auf LKWs, Eisenbahnen, Schiffen) natürlich erst einmal gleichbleibt (niemand verschrottet einen LKW, weil er momentan weniger ausgelastet ist). Also steht eine Wirtschaftsabschwächung vor der Tür.

Ein zurzeit viel beachteter Frachtratenindex nach diesem Muster ist beispielsweise der Baltic Dry Index (BDI). Dieser Index reflektiert die weltweiten Schiffsfrachtraten für Stück- und Schüttgüter wie Kohle, Eisenerz, Zement u. a.

DRAMATISCHES AUF UND AB DER FRACHTPREISE AB 2003

Der Langfristchart des BDI seit 1985 zeigt relativ moderate Preisveränderungen bis 2003. Danach sprangen die Preise wild hin und her und schossen 2007 / 2008 dramatisch nach oben. Dementsprechend brach der BDI in der Krise auch massiv ein.

Sorge bereitet vielen Analysten nun der vergleichsweise starke und anhaltende Einbruch der jüngsten Zeit. Nachdem sich der Index nach dem Tief wieder stabilisiert hat, wird dieser Preisrückgang nun mit einem bevorstehenden neuerlichen Schwächeanfall der Weltwirtschaft in Zusammenhang gebracht – die „Double Dip“-Theorie erhält hierdurch neue Nahrung.

WELCHE FAKTOREN BESTIMMEN DIE FRACHTKOSTEN?

Wie oben erläutert, bestimmen grundsätzlich Angebot und Nachfrage die Preise. Der Nachfrage, also Waren, die verschifft werden sollen (= Welthandelsvolumen) muss als Angebot eine adäquate Transportkapazität, also Schiffe, die das alles transportieren können (= Welthandelsflotte), gegenüberstehen. Es erscheint logisch, dass der Bedarf gelegentlich dem Angebot voraus läuft – schließlich können neue Schiffe nicht einfach über Nacht gebaut oder verschrottet werden.

Schauen wir uns jedoch die Entwicklung von Welthandel und - flotte in den letzten Jahrzehnten an, dann erkennen wir, dass allenfalls der Preis-Peak 2004 und natürlich der Einbruch 2008 auf Angebots- und Nachfrageeinflüsse zurückgehen. Die Preise schwankten allerdings auch in anderen Zeiträumen und dann teilweise viel stärker, als durch diesen Zusammenhang erklärbar ist. Also scheint ein anderer Einfluss maßgeblich zu sein. Und da bei Schiffen der Treibstoff der hauptsächliche Kostenfaktor ist, liegt es nahe, den BDI mit dem Ölpreis zu vergleichen.

Und tatsächlich liefert die Entwicklung des Rohölpreises der vergangenen zehn Jahre eine viel bessere Erklärung für den Verlauf des BDI, als die Entwicklung des Welthandels.

FRACHTRATEN UND AKTIENMÄRKTE

Und vergleichen wir nun noch den BDI mit dem Aktienmarkt anhand des S&P 500, dann stellen wir insbesondere im Vergleich zum vorherigen Aufschwung 2003- 2005 fest, dass nicht jeder Einbruch des BDI auch einen entsprechenden Kursrückgang bei Aktien nach sich zieht. Eine Erkenntnis, die übrigens auch für die bisherige Rallye seit 2009 gilt.

FAZIT:
Der Rückgang des BDI ist sicherlich EIN Warnsignal im Kontext mit anderen Konjunkturindikatoren. Doch weder der BDI allein noch die Stärke seines jüngsten Rückganges geben belastbare Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung der Märkte. Insbesondere, da die Aktienbörsen diesmal VOR dem BDI einknickten und bereits einen deutlichen Rückgang hinter sich haben...

UND DANN IST DA NOCH DIE SACHE MIT DEM MÜLL

Und weil das offenbar so ist, forschen die Statistiker allerorten nach neuen, „verlässlichen“ Indikatoren. Mancher landet bei dieser Suche geradewegs im Müll. So untersuchten Bloomberg-Analysten unlängst die Frachtaufkommen nordamerikanischer Eisenbahnen auf ihre Relevanz bezüglich eines Zusammenhangs zur Wirtschaftsentwicklung.

Große Überraschung! Nicht Baumaterialien, Autos oder Kraftstoffe liefern die beste Korrelation zur Veränderungsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) – nein, die transportierte Müllmenge! Was einiges über unsere Lebensweise aussagt und Stoff zum Nachdenken jenseits des Börsengeschehens liefert...
Ach, übrigens – Kohle, ein wichtiges Gut, dessen Transport auch im BDI erfasst wird, landete bei dieser Untersuchung abgeschlagen auf dem letzten Platz aller berücksichtigten zehn Güter.

SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
02.07.- 09.07. (178): 54% / 12%
09.07.- 16.07. (163): 44% / 15%
16.07.- 23.07. (149): 40% / 12%

ANALYSTEN KAUF
Daimler, Roche, Manz Autom.

ANALYSTEN VERKAUF
Centrotherm, RWE, Télévision S.A.

PRIVATANLEGER:
27. KW 2010: 56% Bullen (66 Stimmen)
28. KW 2010: 60% Bullen (69 Stimmen)
29. KW 2010: 53% Bullen (82 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.036

PRIVATANLEGER KAUF
E.On, Apple, Axa

PRIVATANLEGER VERKAUF
GM Motors Liquidation, Cancon IT


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