Alt 13.10.11, 17:39
Standard XETRA-SCHLUSS/Kräftige Gewinnmitnahmen im DAX nach 20%-Rally
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag deutlich im Minus beendet. Marktteilnehmer berichteten von Gewinnmitnahmen, nachdem der DAX seit dem Tief am 23. September mit Erreichen der 6.000er-Marke eine Erholungsrally von 20% hingelegt hatte. "Das Umfeld ist nicht nur eitel Sonnenschein", sagte ein Marktteilnehmer. Die Staatsschuldenkrise im Euroland sei weiterhin nicht gelöst und Deutschland drohe im kommenden Jahr ein deutlicher Konjunkturabschwung. Die Zustimmung der Slowakei zur Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes EFSF sorgte nur kurzfristig für Entspannung. Der DAX gab um 1,3% oder 80 Punkte auf 5.915 nach. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 184,8 (Vortag: 183,9) Mio Aktien im Wert von rund 3,67 (Vortag: 3,02) Mrd EUR.

"Im Sommer 2011 haben sich die Aussichten für die Weltwirtschaft deutlich verschlechtert", hieß es in dem Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Die deutsche Wirtschaft dürfte kommendes Jahr nur noch um 0,8% wachsen nach einem Plus von 2,9% im laufenden. Insbesondere drohe sich die europäische Schuldenkrise "zu einer Bankenkrise auszuweiten", was zunehmend auch die deutsche Konjunktur belaste. In ihrem im April veröffentlichten Frühjahrsgutachten waren die Institute noch von einem Zuwachs des deutschen Bruttoinlandsproduktes um 2,0% im kommenden Jahr ausgegangen.

Die größten Verlierer im DAX stellten am Berichtstag die Bankentitel. Mit einem hochgerechneten Milliardenbedarf brachten Analysten die Diskussion über eine neue Finanzausstattung im europäischen Bankensektor weiter auf Touren. Sie haben diverse Szenarien durchgerechnet, wie höhere Eigenkapitalanforderungen und der drohende Ausfall von Staatsanleihen von den Banken erfüllt werden könnten. In Abhängigkeit der geforderten Kernkapitalquote zwischen 7% bis 9% könnte sich der Kapitalbedarf in Europa auf 50 Mrd bis 200 Mrd EUR belaufen, rechneten die Analysten von Morgan Stanley vor.

Für die Deutsche Bank schätzen die Analysten den Kapitalbedarf bei einer Kernkapitalquote von 9% auf rund 12,5 Mrd EUR, bei der Commerzbank ermitteln die Experten einen Wert von 8,8 Mrd EUR. Aber auch aus dem Ausland gab es belastende Nachrichten für den Sektor. J.P. Morgen lieferte als erste US-Bank schwache Geschäftszahlen für das dritte Quartal, wobei das Investmentbanking nicht überzeugte. Deutsche Bank schlossen 5,6% schwächer bei 27,64 EUR, Commerzbank verloren 4,8% auf 1,75 EUR.

Kräftige Gewinnmitnahmen fanden zudem bei den Versorgerwerten statt, so gaben E.ON um 3,3% auf 17,52 EUR und RWE um 3,2% auf 30,32 EUR nach. Ein Blick auf die Wertentwicklung der letzten 30 Handelstage zeigt allerdings, dass E.ON zuletzt einen Kursanstieg um 40% und RWE um 43% aufweisen konnten. Für BASF ging es um 1% nach unten. Die Analysten des UniCredit haben ihre Einstufung der Aktien des Chemieunternehmens auf "Hold" von "Buy" gesenkt.

Infineon legten gegen den Trend um 0,7% auf 6,34 EUR zu, nachdem die WestLB die Aktie auf "Add" hochgenommen hatte. Nach Einschätzung der Analysten dürften die kommenden Ergebnisse von Infineon belegen, dass das Unternehmen aktuell deutlich widerstandsfähiger gegenüber konjunkturellen Abschwächungen sei als in der Krise 2008/09.

Positiv wurde im Handel aufgenommen, dass die US-Investmentbank Goldman Sachs und der Investor Cerberus 8,2 Mio Aktien der im MDAX gelisteten GSW Immobilien AG verkauft haben. "Eine Platzierung wurde bereits seit längerem erwartet, daher wurde die Aktie jüngst mit einem deutlichen Abschlag zu den Wettbewerbern gehandelt", so ein Marktteilnehmer. Die Platzierung wurde gut aufgenommen, die Aktie beendete den Handel mit einem Plus von 3,5% bei 21,75 EUR.

Im TecDAX legten Singulus gegen den Trend um 4,8% auf 2,69 EUR zu. Die Strategie von Singulus, ihr Geschäft auf zwei Bereiche aufzuteilen, scheint Früchte zu tragen. Obwohl das Solargeschäft momentan in Deutschland auf ein schwieriges Umfeld trifft, verbucht Singulus mit innovativen Maschinen Erfolge.

DJG/thl/flf

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