Alt 30.08.12, 17:22
Standard XETRA-SCHLUSS/Hoffnung auf QE3-Ankündigung wird ausgepreist
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Das Mantra hat seine Wirkung verloren. Die Hoffnung auf eine weitere Runde von US-Staatsanleihenkäufe durch die US-Notenbank hat sich in Luft aufgelöst. Damit dürfte sich 2010 nicht wiederholen, als Fed-Chairman Ben Bernanke in Jackson Hole "Quantitative Easing 2 (QE2)" ausrief. Ein entsprechender Meinungsumschwung hat am Donnerstag stattgefunden, Aktien und der Euro wurden daraufhin verkauft. Der DAX verzeichnete am Ende des Handelstages ein Minus von 1,6 Prozent auf 6.895,49 Punkte. Die Umsätze sprangen mit dem Abverkauf in die Höhe. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 107,6 (Vortag: 68,6) Millionen Aktien im Wert von rund 2,74 Milliarden Euro.

"Bye Bye - QE3", so ein Händler. In den Handelsräumen wird immer mehr davon ausgegangen, dass Fed-Chef Bernanke Morgen in Jackson Hole die Hoffnung auf QE3 zwar am Leben halten wird, aber die zeitliche Komponente offen lässt. "Die Operation Twist läuft noch bis Ende des Jahres", so Torsten Gellert von FXCM-Markets. Zu diesem Zeitpunkt gehörten die US-Präsidentschaftswahlen der Vergangenheit an. Dann könnte die US-Notenbank die Entwicklung am heimischen Immobilien-Markt und der Konjunktur unter die Lupe nehmen. An Stelle von Operation Twist könnte dann QE3 treten.

"Eine sinkende Wahrscheinlichkeit von QE3 würde nicht nur den Dollar infolge ausbleibender Inflationsängste stärken. Es würde zusätzlich den Euro belasten, da alle in den vergangenen Wochen zurück gekehrte Risikofreude mit einem Schlag beendet sei", so Gellert. Der Euro fiel wie ein Stein zum Dollar und rutschte zwischenzeitlich bis auf 1,2487 Dollar ab. Mittlerweile notiert er wieder knapp über 1,25 Dollar.

Belastende Nachrichten gab es zudem aus Europa. So hat sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im August stark eingetrübt. Die Verbraucher, der Einzelhandel, das Baugewerbe und auch der Dienstleistungssektor zeigten sich deutlich pessimistischer als im Vormonat. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung sank gegenüber Juli um 1,8 Punkte auf 86,1 Zähler.

Auch am Arbeitsmarkt in Deutschland läuft nicht mehr so dynamisch wie in den vergangenen Quartalen. Hier beginnt sich die schwächere wirtschaftliche Dynamik negativ auszuwirken. Im August waren in Deutschland rund 2,905 Millionen Menschen ohne Arbeit, das waren 29.000 mehr als im Vormonat. "Insgesamt entwickeln sich die wesentlichen Arbeitsmarktindikatoren zunehmend schwächer. Hier zeigt sich auch das geringere Wachstum der deutschen Wirtschaft.", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise.

Die Liste der Verlierer führten klar die Automobilhersteller an. Die Investoren werden vorsichtiger und trennten sich von diesen zyklischen Werten. "Seit dem Tief von Ende Juni hat sich der Autosektor um 20 Prozent erholt, aber die Branche ist und bleibt anfällig für die Konjunktursorgen, vor allem in den Wachstumsmärkten wie China", sagte ein Händler. Die Aktie von Daimler verlor 5,5 Prozent, BMW-Titel fielen um 4,8 Prozent und VW-Aktien fuhren mit einem Abschlag von 4 Prozent hinterher. Auch der DAX-Aspirant Continental gab um 3 Prozent auf 78,55 Euro nach.

Gegen den Trend stellte sich die Aktie des Einzelhändlers Metro. Zum einen profitierte sie von sehr guten Zahlen des französischen Wettbewerbers Carrefour. Zum anderen half ein Bericht, demzufolge Metro beim Verkauf des Auslandsgeschäfts der Real-Kette vorankommt und der französische Handelskonzern Auchan bei den Gesprächen gute Karten habe. "Über den Verkauf von Real wurde am Markt schon immer wieder mal spekuliert, neu ist das nicht. Aber es hilft dem Kurs ein wenig, denn Real war und ist eine der Schwachstellen im Konzern", sagte ein Händler. Von der Metro heißt es dazu lediglich, man prüfe weiter alle Optionen. Investoren kauften ein, die Aktie schloss 2,1 Prozent fester bei 24,27 Euro.

Der Übernahmepoker um den Klinikbetreiber Rhön-Klinikum geht weiter. Ob Fresenius in den kommenden Tagen ein neues Angebot vorlegt, ist derzeit unklar. Zuvor muss der Aufsichtsrat den Deal noch absegnen und entscheiden, ob die Bedingungen für ein erfolgversprechendes zweites Gebot gegeben sind. "Anscheinend gehen einige Investoren davon aus, dass der Deal zu 22,50 Euro nicht zu Stande kommt", so ein Händler. Die Aktie von Rhön-Klinikum schloss mit einem Minus von 5,3 Prozent bei 18,85 Euro und damit deutlich unter dem erwarteten Übernahmepreis.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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