Alt 06.08.22, 09:26
Standard Börsen zwischen Konjunkturhoffnung und Zinsangest gefangen
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich am Freitag zwischen Zinsängsten und Konjunkturoptimismus bewegt. Keine der beiden Sichtweisen setzte sich schließlich durch. Hintergrund waren extrem gut ausgefallene Arbeitsmarktdaten für Juli, die die Sorge vor einem straffen Zinspfad verstärkten. Denn der Stellenaufbau fiel um Längen höher als erwartet aus. Zudem sank die Arbeitslosenquote in die Nähe historischer Tiefs und auch die Löhne kletterten deutlicher als vorhergesagt. Die Daten wurden am Markt als klar inflationstreibend gewertet. Sie vertrieben zwar das Schreckgespenst der Rezession etwas, andererseits hätte die US-Notenbank bei schwachen Daten womöglich Abstand von zu forschen Zinserhöhungen genommen.

"Der heutige Arbeitsmarktbericht ist das genaue Gegenteil einer sich abschwächenden Wirtschaft. Dieser Bericht bedeutet, dass es sehr schwierig sein wird, die Ansicht zu unterstützen, dass Zinssenkungen irgendwann vor Ende des nächsten Jahres stattfinden werden", sagte Rentenstratege Thomas Tzitzouris Strategas. Aktienanleger sahen es ähnlich: Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 32.804 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen um 0,2 bzw. 0,5 Prozent. An der Nyse wurden 1.508 (Donnerstag: 1.487) Kursgewinner gezählt, ihnen standen 1.702 (1.725) Verlierer gegenüber - 142 (135) Titel schlossen unverändert.

Ausverkauf am Rentenmarkt

Vom Rentenmarkt verabschiedeten sich Anleger in Scharen mit der Aussicht auf deutlich zulegende Leitzinsen, die Renditen zogen mit den Zinsfantasien mächtig an und belasten die technologielastige Nasdaq.

Profiteur der stark gestiegenen Marktzinsen war der US-Dollar, der auf breiter Front deutlich anzog, der Dollarindex sprang um 0,8 Prozent in die Höhe. Der Euro sank daher kräftig. "Für Freunde des billigen Geldes natürlich das Albtraumszenario schlechthin", sagte ein Händler. Der feste Dollar und anziehende Marktzinsen drückten den Goldpreis.

Selbst die zuletzt erneut schwachen Erdölpreise erholten sich von den Tagestiefs, bewegten sich auf Tagessicht aber kaum. Sollten die USA ohne Rezession auskommen, dürfte das die Nachfrage stabilisieren, hieß es. Gleichwohl blieb US-Leichtöl der Sorte WTI unter der Marke von 90 US-Dollar, unter die sie am Vortag mit Rezessions- und Nachfragesorgen erstmals seit sechs Monaten gesunken war. Auf Wochensicht stürzte der Ölpreis um 9,7 Prozent ab und verbuchte damit den höchsten Einbruch seit Anfang April.

Berichtssaison rückt in den Hintergrund

Die vorgelegten Geschäftsauswise der Unternehmen verloren etwas an Aufmerksamkeit. Lyft (+16,6%) überraschte positiv, die Dienste waren im zweiten Quartal wieder stärker nachgefragt worden. Das Reiseportal Expedia (+0,3%) schnitt zwar besser als gedacht ab, gleichwohl schrieb das Unternehmen rote Zahlen.

Der Essenlieferdienst Doordash (-1,3%) rutschte tiefer als erwartet in die Verlustzone. Nicht so gut lief es für Beyond Meat. Der Hersteller von Fleischersatzprodukten auf Pflanzenbasis sah sich nach einem enttäuschenden zweiten Quartal gezwungen, seine Jahresumsatzprognose zu senken. Allerdings honorierten Anleger die Bemühungen, Kosten zu sparen. Rund 4 Prozent der Belegschaft wurden abgebaut, das soll die Kostenbasis deutlich entlasten. Der Kurs stieg um 21,9 Prozent.

Der US-Pharmakonzern Pfizer (-1,2%) befindet sich offenbar in fortgeschrittenen Gesprächen, um für 5 Milliarden US-Dollar Global Blood Therapeutics (GBT) zu kaufen, den Hersteller eines kürzlich zugelassenen Medikaments gegen Sichelzellanämie. Der Kurs schnellte um 33 Prozent in die Höhe.

AMC Entertainment schossen um 18,9 Prozent in die Höhe, der Kinobetreiber schüttet eine Sonderdividende aus. Noch höher ging es für die Titel des Gebrauchtwagenhändlers Carvana mit einem Aufschlag von 40,1 Prozent, obwohl die Gesellschaft rote Zahlen geschrieben hatte. Allerdings äußerten sich die Analysten von RBC optimistisch zu den Geschäftsaussichten.

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August 05, 2022 16:13 ET (20:13 GMT)

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