Alt 19.03.22, 11:25
Standard Wall Street schlägt sich überraschend wacker
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich am Freitag angesichts des Ukraine-Krieges und der Nachwehen der US-Zinswende wacker geschlagen - für viele Beobachter überraschend wacker. Denn viele Kaufargumente konnten Händler gerade vor dem Wochenende, an dem Investoren nicht reagieren können, nicht finden. Für Volatilität sorgte der große Verfall für Aktienindex-Optionen und -Futures.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,8 Prozent auf 34.755 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite kletterten um 1,2 bzw. 2 Prozent. Der Markt verbuchte die höchsten Wochenaufschläge seit November 2020. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.201 (Donnerstag: 2.562) Kursgewinner und 1.107 (771) -verlierer. Unverändert schlossen 112 (99) Titel. Die technologielastige Nasdaq wurde von sinkenden Marktzinsen gestützt.

"Die Marktstimmung hat sich in dieser Woche wirklich schlagartig geändert", sagte Chefstratege Steve Sosnick von Interactive Brokers. Nach einer dreitägigen Rally sind die Aktienkurse auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg zurückgekehrt. "Offensichtlich kann der Markt die kurzfristigen Auswirkungen der beispiellosen Sanktionen gegen Russland und die falkenhafte Wende der Fed abschütteln, indem er sich auf die längerfristigen Realitäten des hoffnungsvollen Wachstums nach der Pandemie, die sehr niedrige Arbeitslosigkeit und die noch nicht gekürzten Prognosen für das Gewinnwachstum konzentriert", erläuterte Marktstratege Louis Navellier von Navellier & Associates.

Investoren bleiben gelassen

Anleger ließen sich weder von neuen Schreckensnachrichten über zivile Opfer im Ukraine-Krieg noch von Russlands Präsident Wladimir Putin abschrecken. Im Moskauer Luschniki-Stadion rechtfertigte und verherrlichte er den Krieg. Zugleich beteuerte der Aggressor, alle "Kriegsziele" erreichen zu wollen. Händler sahen in seinen Aussagen keinerlei Bereitschaft auf eine diplomatische Lösung.

Nach einem Telefonat zwischen den Präsidenten Chinas und der USA, Xi Jinping und Joe Biden, lehnte Xi Jinping militärische Auseinandersetzungen zwischen Staaten öffentlich ab und schlug sich damit nicht einseitig auf die Seite der Russen. Händler hatten neue Sanktionen gegen China befürchtet, danach sah es aber mit den Aussagen aus China nicht aus. Dies stützte den Markt etwas.

Ölpreise ziehen weiter an

Die Ölpreise zogen nach der Rally des Vortages weiter an, die Preise für Brent und WTI lagen klar über der Marke von 100 Dollar je Fass. Der Erdölmarkt bleibe ein Spielball des Ukraine-Krieges, sagte ein Händler. Da die Verhandlungen um eine Waffenruhe weiter keine Fortschritte machten, erhöhe dies Sorgen vor möglichen Lieferengpässen - was die Preise treibe. Auch eine in den USA gesunkene Anzahl aktiver Ölförderanlagen befeuerte den Ölpreis. Auf Wochensicht sanken die Preise aber.

Der Dollar erholte sich von den jüngsten Verlusten, der Dollar-Index stieg um 0,2 Prozent. Der Greenback war als sicherer Hafen gesucht - gerade vor dem Hintergrund der Putin-Rede. Auch die Käufe am Rentenmarkt zeigten das Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Am kurzen Ende des Marktes verkauften Investoren aber derweil wegen der Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen, die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen stieg daher.

Die Dollarstärke drückte derweil den Goldpreis - auf Wochensicht büßte dieser 3 Prozent ein - auch wegen der falkenhaften US-Notenbank.

Gamestop nach Zahlen im Plus - Fedex im Minus

Unter den Einzelwerten ging es für die Gamestop-Aktie nach anfänglichen kräftigen Verlusten um 3,6 Prozent aufwärts. Der US-Einzelhändler für Computer- und Videospiele hat im Weihnachtsquartal überraschend Verluste geschrieben. Die Aktie zählt aber zu den Lieblingen von Netz-Aktivisten, die sich häufig zu gemeinsamen Käufen verabreden. Fedex (-4%) lag im dritten Quartal mit dem Umsatz zwar etwas über den Erwartungen, doch der Gewinn verfehlte die Schätzungen.

Die Titel der beiden Corona-Impfstoffhersteller Moderna und Biontech zogen um 6,3 bzw. 5,7 Prozent an. Die US-Regierung hatte Pläne für die Einführung einer zweiten Covid-19-Auffrischungsimpfung im Herbst vorgelegt. Zwar ist die Finanzierung unsicher, aber Anleger hofften auf weiteres Geschäft. Das Weiße Haus zieht in Erwägung, die zweite Auffrischungsdosis etwa zur gleichen Zeit wie die jährliche Grippeimpfung zur Verfügung zu stellen. Moderna hat bei der US-Gesundheitsbehörde FDA derweil die Zulassung einer zweiten Boosterimpfung mit seinem Covid-19-Impfstoff für Erwachsene in den USA beantragt.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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March 18, 2022 16:14 ET (20:14 GMT)

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