Alt 22.07.13, 21:04
Standard Wahlausgang in Japan und G-20 sorgen für Bewegung
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An den ostasiatischen Börsen hat sich am Montag zum Handelsende hin eine überwiegend positive Tendenz durchgesetzt. Stabile politische Verhältnisse in Japan wurden am japanischen Aktienmarkt nach einer Phase des Grübelns letztlich doch honoriert. Zwischenzeitlich hatte die Yenstärke die Notierungen in Tokio ins Minus gedrückt. Die Koalition von Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte die Wahl zum Senat klar gewonnen. Sie verfügt damit in beiden Parlamentskammern über eine Mehrheit. Die durch den Wahlausgang gestärkte Regierung kann nun wirtschaftliche Reformen ohne nennenswerten politischen Widerstand anpacken. Die bevorstehenden stabilen Verhältnisse kamen auch dem Yen zu Gute, der zum US-Dollar deutlich zulegte. Langfristig dürfte die nun bestätigte Koalitionsregierung allerdings mit ihrer angekündigten Politik eher zur Schwächung des Yens beitragen.

Der Dollar stand im späten Handel bei 99,99 Yen, nachdem Dollaranleger am vergangenen Freitag in New York noch 100,65 Yen eingestrichen hatten. Auch andere Währungen der Region neigten zum US-Dollar zur Stärke. Dies galt auch für den Euro, der auf 1,3162 Dollar stieg nach Kursen um 1,3138 Dollar am Freitagabend. Marktteilnehmer begründeten die Dollarschwäche in erster Linie mit dem G-20-Treffen in Moskau. Dieses habe für Käufe asiatischer Währungen zu Lasten des Dollars geführt, hieß es im Handel. Die Regierungen verschiedener Schwellenländer und Wachstumsstaaten hätten die US-Notenbank erfolgreich um einen langsamen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik ersucht. "Von allen Ereignissen übers Wochenende stellt dieser Umstand die größte Überraschung", erklärte Devisenhändler Takumi Nomura von Mitsubishi UFJ.

Am Aktienmarkt drückte der steigende Yen die Kurse in Tokio zwischenzeitlich ins Minus. Der Nikkei-225 gewann 0,5 Prozent auf 14.658 Punkte, der marktbreitere Topix 0,4 Prozent. 24 von 33 Branchen schlossen mit Aufschlägen. Unter den Einzelwerten fielen Sharp mit einem Abschlag von 3,6 Prozent auf. Die Aktie des Elektronikkonzerns wurde von Medienberichten über eine mögliche Kapitalerhöhung belastet. Die Titel des Halbleiterunternehmens Tokyo Electron verloren 3,5 Prozent, Medienberichten zufolge droht dem Konzern im abgelaufenen Quartal ein deutlicher Betriebsverlust. Nintendo-Titel legten dagegen um 4,0 Prozent zu, die Aktie des Spieleanbieters profitierte von einem positiven Analystenkommentar.

In China sorgte die Liberalisierung des Kreditmarktes für keine Börseneuphorie, gleichwohl aber für steigende Kurse. Die chinesische Zentralbank bestimmt nicht mehr die Höhe der Zinsen, wenn die Banken des Landes Kredite vergeben. Ab Samstag dürfen die Geldhäuser den Zinssatz eigenständig festlegen. Damit unternimmt die kommunistische Führung den ersten wichtigen Schritt, das Finanzsystem des Landes zu liberalisieren. Der Schanghai-Composite gewann nach einem Abstecher im Minus 0,6 Prozent, der Shenzhen-Composite legte um 1,8 Prozent zu und der HSI in Hongkong ging 0,1 Prozent fester aus der Sitzung.

"Die Zinsbeschlüsse orientieren sich mehr an den Bedürfnissen des Marktes, was langfristig positiv für die Konjunktur des Landes ist. Anleger bleiben aber vorsichtig, weil man erst sehen will, wie die Reformen umgesetzt werden", sagte Analyst Jacky Zhang von Capital Care Securities. Sichtbar wurde diese Zurückhaltung im Bankensektor. Händler sagten, die Beschlüsse könnten die Ertragskraft der Kreditinstitute schwächen. Dies betreffe vor allem die kleineren Adressen, deren Kurse zeigten sich deutlich schwächer als die Notierungen der größeren Häuser. China Citic Bank büßten 1,7 und Shanghai Pudong Development Bank 1,0 Prozent ein.

In Sydney kletterte der S&P/ASX-200 um 0,6 Prozent auf ein Zweimonatshoch, der Kospi in Seoul legte um 0,5 Prozent zu. Am Ölmarkt ging es mit dem Wahlausgang in Japan leicht nach oben. Die angekündigten Wirtschaftsreformen könnten Japan auf die Beine helfen und so die Nachfrage beflügeln, hieß es im Handel. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI kostete 108,39 Dollar nach einem US-Settlement von 108,05 Dollar. Für Brent wurde in etwa das Gleiche verlangt. Die lange Zeit zu beobachtende Preisdifferenz der beiden wichtigsten Ölsorten der Welt hatte sich bereits zum Wochenschluss aufgelöst.

Der Goldpreis machte im Gegensatz zu Öl einen deutlichen Satz nach oben. Er sprang über die Marke von 1.300 Dollar je Feinunze und damit auf den höchsten Stand seit einem Monat. Zuletzt wurden für die Feinunze 1.317 Dollar fällig nach zuletzt 1.296 Dollar am Freitag. Am Goldmarkt setze sich verstärkt die Erkenntnis durch, dass die inflationistische Geldpolitik in den USA noch eine Weile andauern werde, hieß es mit Blick auf das G-20-Teffen.

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