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FRANKFURT (Dow Jones) - Den deutschen Aktienmarkt belastet am Dienstagmittag die erneut gestiegene Risikoaversion ebenso wie die Angst vor einem neuerlichen Abgleiten der Wirtschaftsleistung in eine Rezession. Immer stärker zeichnet sich ab, dass mit dem vorläufigen Bezahlen der griechischen Schulden das Problem der Eurozone nicht gelöst wurde. Nun ist Spanien das Land, auf dass sich die Finanzgemeinde konzentriert. Auf Grund seiner Größe, Wirtschaftsleistung wie auch Auslandsschulden sind die Probleme für die Eurozone grundlegender.
Der Euro taucht in Richtung seines Vierjahrestiefs ab. Gesucht werden die deutschen Anleihen, deren Renditen am Vormittag auf nur noch 2,57% für Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren fallen. Für Bundesschatzanleihen, also Anleihen des Bundes mit einer Laufzeit von zwei Jahren, gibt es für die Anleger noch knapp 0,5%. Der Aktienmarkt mit seinen Risiken wird gemieden, der DAX verliert gegen 13.15 Uhr MESZ 3,1% bzw 178 auf 5.628 Punkte. Nach der Verstaatlichung der spanischen Sparkasse CajaSur am Wochenende nehmen die Sorgen um den europäischen Finanzsektor zu. Vom Bankhaus Metzler heißt es, der aus der Rettung von CajaSur entstandene Flurschaden in Form eines Vertrauensverlusts sei "immens". Eine Bankenkrise in Spanien würde sich freilich nicht auf das Land beschränken. "Die europäischen Finanzsysteme sind derart vernetzt, dass ein nationalstaatliches Problem immer auch den gesamten Euroraum betrifft", heißt es von Assenagon Asset Management. Auch deutsche Banken haben erhebliche Beträge im Feuer: Sie haben 165 Mrd EUR an Spanien verliehen, berichtet Assenagon unter Berufung auf Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Eine Bankenkrise würde auch die Konjunktur belasten. Zudem wird von den staatlichen Sparprogrammen eine konjunkturdämpfende Wirkung erwartet. Die aktuellen Analystenschätzungen für Unternehmensergebnisse seien vielfach zu hoch, heißt es am Markt. Sie berücksichtigten die Schuldenkrise in Europa und die Sparzwänge der Regierungen noch nicht ausreichend. Die jüngste Berichtssaison sei gut gelaufen, die Analysten hinken nach Einschätzung einer steigenden Zahl von Marktteilnehmern der tatsächlichen Entwicklung aber hinterher. Es ergebe sich hiermit ein typisches Bild. "Zunächst erkennen die Analysten die wirtschaftliche Erholung zu spät und verpassen dann den Zeitpunkt des beginnenden Abschwungs", sagt ein Händler. Das bedeute ja nicht gleich den Rückfall in die Rezession, aber an den Gewinnschätzungen gebe es wohl Korrekturbedarf. Das scheine gerade an den Aktienmärkten eingepreist zu werden. Auch gebe es weiterhin die Sorge, dass das Euro-Rettungspaket nicht ausreichen werde. "Gerade die Unsicherheit ist Gift", heißt es im Handel. Konjunkturempfindliche Aktien geraten besonders deutlich unter Druck. Für Stahlwerte geht es nach pessimistischen Äußerungen von Klöckner & Co. abwärts. Nach Einschätzung des Unternehmen droht die europäische Stahlkonjunktur nach einem kurzen Zwischenhoch schon wieder zu kippen. Die Aussagen sollten eigentlich nicht überraschen, belasteten aber im gegenwärtigen Umfeld, heißt es im Handel. Auch Analysten äußern sich negativer zu den Aussichten der Branche. So heißt es bei einem großen Haus: "Wir denken, dass die EU-Stahlpreise weiter fallen werden." Die Gründe seien die Schuldenkrise in der EU, Chinas Baukrise, das Ende des Lageraufbaus sowie der signifikante Preisunterschied zwischen Europa und China. Klöckner aus dem MDAX fallen um 6,8% auf 14,60 EUR, ThyssenKrupp um 4,9% auf 20,20 EUR und Salzgitter um 5,2% auf 48,78 EUR. Infineon sind mit einem Einbruch um 9,3% auf 4,20 EUR schwächster Wert im DAX. J.P. Morgan hat die Einstufung für die Aktie auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt. Die Analysten erwarten für den Halbleitersektor eine Verlangsamung der Auftragsdynamik im zweiten Halbjahr. Auch Aixtron haben die Analysten auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt, die im TecDAX gelistete Aktie fällt um 13% auf 19,60 EUR. Mit den durch die CajaSur-Rettung ausgelösten Sorgen um den Bankensektor geht es auch für die Finanzwerte deutlich abwärts. Deutsche Bank verlieren 3,1% auf 46,06 und Commerzbank 2,8% auf 5,69 EUR. DJG/thl/mpt/cln Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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