Beitrag gelesen: 1780 x |
||
FRANKFURT (Dow Jones) - Sehr schwach ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Der DAX verlor 2% bzw 121 Punkte auf 5.868 und konnte sich damit wenigstens leicht von dem Tagestief bei 5.781 lösen. Händler sprachen von einem erneuten massiven Abverkauf europäischer Aktien. "Es hat wieder einen klaren Kapitalabzug ausländischer Anleger gegeben", sagt ein Händler. Verschiedene Gerüchte über eine europaweite Ausdehnung des Leerverkauf-Verbots und die Einführung einer Transaktionssteuer setzten die Märkte unter Druck.
Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 192,0 (Vortag: 184,8) Mio Aktien im Wert von rund 5,72 (Vortag: 5,14) Mrd EUR. Als schwerwiegender sehen Händler jedoch weiter das politische Signal. "Der Markt sieht Europa als kopflos und handlungsunfähig an", so der Händler weiter. Dazu passe der Alleingang Deutschlands beim teilweisen Short-Verbot, die Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel, der Euro sei in Gefahr, und die sofortige Gegenmeinung aus Frankreich. Die dortige Finanzministerin Christine Lagarde sagte am Berichtstag, "Ich glaube absolut nicht, dass der Euro in Gefahr ist". Zudem wirkten Widersprüche im Euro-Rettungspaket unglaubhaft. So solle Spanien 15 Mrd EUR einsparen, gleichzeitig aber als eigenen Anteil am Hilfspaket 12 Mrd EUR an Griechenland zahlen. Die Analysten von M.M.Warburg kommentierten dazu: "Wenn fast im Tagestakt aus Brüssel, Paris oder Berlin unausgereifte neue Vorschläge und Konzepte gemeldet und Gesetzte verabschiedet werden, ist selbst der effizienteste Markt mit der Informationsflut überfordert. Im Ergebnis steigt die Anzahl der Schnellschüsse" im Markt, die Volatilität nimmt zu, das Vertrauen nimmt weiter ab - ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist". Die Verkaufswellen wurden zudem von schlechten US-Konjunkturdaten befeuert. So waren die wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschenderweise um 25.000 gestiegen, anstatt wie prognostiziert um 4.000 zurückzugehen. Auch der Index der US-Frühindikatoren war im April um 0,1% gefallen und lag damit unter der Markterwartungen von +0,2%. Dies war der erste Rückgang nach zwölf aufeinander folgenden Anstiegen und weckte Konjunktur-Ängste. Vor allem Industriewerte kamen unter Druck, in den exportorientierten Titeln wurden Gewinne mitgenommen. Sie hatten sich zuletzt mit Verweis auf die Euro-Schwäche noch sehr gut gegen den Markt gehalten. Siemens fielen um 3,4% auf 71,82 EUR, Daimler um 4,5% auf 38,40 EUR und BASF um 3,2% auf 42,37 EUR. Auch die Automobilwerte BMW und VW verloren 2,2% bzw 3,7%. Deutsche Post gaben um 1,7% auf 11,65 EUR nach, obwohl die Analysten von J.P. Morgan das Kursziel auf 19,50 von 18,20 EUR angehoben hatten. ThyssenKrupp litten unter kräftigen Verlusten im Rohstoffsektor. Minenwerte und der Austral-Dollar hatten bereits zuvor deutlich nachgegeben. Thyssen fielen um 4% auf 21,15 EUR. Auch hier hatte Bank of Amerika-Merrill Lynch das Kursziel auf 35 EUR erhöht. Finanzwerte gaben eine zwischenzeitliche Kurserholung wieder ab. Deutsche Bank fielen um 0,9% auf 47,98 EUR. Nur Commerzbank konnten sich 0,7% im Plus halten bei 5,97 EUR. In der zweiten Reihe fielen die Kursverluste besonders hoch aus. "Nebenwerte standen ganz oben auf den Verkaufslisten", so ein Händler. BilfingerBerger verloren 7% auf 42,85 EUR. Die Bau-Werte waren europaweit schwach. EADS gaben 2% auf 16,02 EUR ab, nachdem Morgan Stanley das Kursziel auf 24 von 19 EUR erhöht hatte. Klöckner & Co litten mit einem Minus von 6,3% auf 15,79 EUR unter einer Abstufung auf "Underperform" von "Buy" durch Bank of America-Merrill Lynch. Vossloh verloren 5,3% bzw 3,92 EUR auf 69,98, allerdings schüttete das Bahnunternehmen eine Dividende von 2,00 EUR aus. Im TecDAX wurden Dialog Semiconductor von massiven Gewinnmitnahmen um 9,2% auf 8,28 EUR gedrückt. DJG/mod/reh Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|