Alt 27.09.21, 17:59
Standard Uneinheitlich - Stromkrise schürt Wachstumssorgen in China
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Zum Start in die neue Woche war an den Börsen in Ostasien und Australien keine einheitliche Tendenz auszumachen. Auf der Stimmung lastete noch immer die Krise um den hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzern Evergrande. Ein Zusammenbruch von Evergrande wäre zwar nicht unbedingt ein systemisches Risiko, doch könnte es für chinesische Unternehmen schwieriger werden, neue Kredite zu bekommen, gibt Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote zu bedenken. Das Kreditwachstum sei im zurückliegenden Jahrzehnt eine wesentliche Stütze des chinesischen Wirtschaftswachstums gewesen, das wiederum das Wachstum der Weltwirtschaft befeuert habe. Daher bestehe durchaus Grund zur Sorge.

Dazu gesellten sich laut Ozkardeskaya Befürchtungen, dass Probleme mit der Stromversorgung das chinesische Wirtschaftswachstum bremsen könnten. Etliche chinesische Unternehmen waren in jüngster Zeit gezwungen, die Produktion zurückzufahren oder gar zu unterbrechen, weil sie ihre Energiesparziele nicht eingehalten hatten und die Regierung ihnen deshalb den Strom abstellte.

Und nicht zuletzt steht den chinesischen Börsen eine längere Feiertagspause zur "Golden Week" bevor, die am Freitag dieser Woche beginnt. Das Ergebnis der Wahl zum Deutschen Bundestag hatte nach Aussage der UBS-Analysten keinen Einfluss auf die Märkte der Region, denn die Koalitionsverhandlungen dürften sich hinziehen.

Liquiditätsengpass schickt Evergrande Auto auf Talfahrt

Der Aktienmarkt in Schanghai beendete den Handel am Montag mit einem Minus von 0,8 Prozent. An der Börse in Hongkong lagen die Kurse im späten Handel im Schnitt 0,1 Prozent im Plus. Die Aktie der Evergrande-Elektromobilitätstochter China Evergrande New Energy Vehicle Group (Evergrande Auto) brach in Hongkong um über 10 Prozent ein. Zeitweise betrug der Verlust über 25 Prozent, nachdem das Unternehmen vor einem Liquiditätsengpass gewarnt und seine Pläne für eine Zweitnotierung an der Börse Schanghai auf Eis gelegt hatte.

Der Kurs von China State Construction Engineering fiel in Schanghai um 1,6 Prozent. Die Analysten von Fitch Ratings halten den Schaden durch einen möglichen Zahlungsausfall von Evergrande für überschaubar, denn das Unternehmen erziele nur einen geringen Teil seines Umsatzes mit dem Immobiliengiganten. Sollte ein Zusammenbruch von Evergrande jedoch den ganzen Immobiliensektor in Mitleidenschaft ziehen - was Fitch für unwahrscheinlich hält -, könnte das für China State Construction verspätete Zahlungseingänge und einen geringeren Umsatz zur Folge haben.

In Japan hielten sich die Anleger derweil zurück, weil am Mittwoch der neue Vorsitzende der Regierungspartei LDP gewählt wird. Dieser dürfte dann auch neuer Ministerpräsident werden. Tendenziell stütze aber die Hoffnung auf weitere Wirtschaftsstimuli, hieß es. Der Nikkei-225-Index schloss kaum verändert. Berichte über eine bevorstehende Aufhebung des wegen Corona verhängten Ausnahmezustands verhalfen Aktien von Fluggesellschaften, Eisenbahnen und Touristikunternehmen zu Kursgewinnen, während im Chip- und E-Commerce-Sektor Gewinne mitgenommen wurden.

Mit einem Plus von 0,6 Prozent ging der australische Aktienmarkt aus dem Handel. Neben steigenden Rohstoffpreisen stützte die Nachricht, dass der bevölkerungsreichste Bundesstaat New South Wales die pandemiebedingten Einschränkungen aufheben wird. Im Reisesektor verbesserten sich Quantas, Corporate Travel, Webjet und Flight Centre zwischen 2,8 und 7,5 Prozent.

Steigende Rohstoffpreise stützen Branchenaktien

Im Rohstoffsektor stieg der Kurs des australischen Eisenerzproduzenten Fortescue um 2,7 Prozent. Die Eisenerzpreise profitierten davon, dass chinesische Stahlwerke vor den anstehenden Feiertagen ihre Bestände aufstocken. Auch die Kupferpreise zogen an, weil chinesische Kupferproduzenten aufgrund der Rationierung von Elektrizität ihre Produktion unterbrechen mussten.

Ein knapperes Angebot aufgrund von Förderunterbrechungen und die Rally der Erdgaspreise gaben auch den Ölpreisen und den Branchenaktien Auftrieb. Santos stiegen in Sydney um rund 2 Prozent, Woodside Petroleum um 3,2 Prozent und Oil Search um 2 Prozent. In Tokio verteuerten sich Inpex um 4,8 Prozent und Japan Petroleum Exploration um 2,7 Prozent. In Seoul legten S-Oil um 4,3 Prozent zu. CNOOC lagen in Hongkong 4,8 Prozent vorne. Das Unternehmen hatte eine Kapitalerhöhung angekündigt, um die Ausbeutung neuer Ölfelder zu finanzieren.

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September 27, 2021 03:30 ET (07:30 GMT)

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