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Der Sieg von Amtsinhaber Barack Obama bei der US-Präsidentschaftswahl hat an den asiatischen Finanzmärkten für Aufatmen gesorgt. Zwar hielten sich an den Börsen die Kursaufschläge in Grenzen, doch die Tatsache, dass der neue Präsident frühzeitig feststeht und keine Nachzählungen oder andere Verzögerungen drohen wie vor zwölf Jahren, wurde mit Erleichterung aufgenommen. Bis zum Bekanntwerden des Ergebnisses hatten die Börsen mit Ausnahme von Sydney noch leicht im Minus gelegen.
Dass die Reaktion an den Börsen auf die US-Wahl nicht deutlicher ausfiel, dürfte auch daran liegen, dass sich an den Mehrheitsverhältnissen im Kongress nichts ändern wird. Obama wird in seiner zweiten Amtszeit wieder gegen ein republikanisch beherrschtes Repräsentantenhaus regieren müssen. Die Republikaner konnten hier ihre Mehrheit behaupten, was ihnen die Möglichkeit zur Blockade offenhält. Den Senat konnten ihrerseits die Demokraten verteidigen. In Tokio ging der Nikkei-Index mit 8.973 Punkten praktisch unverändert aus dem Tag. Im Tief hatte der Index rund 50 Punkte niedriger gelegen. Etwas gebremst wurde die Entwicklung hier vom stärkeren Yen, der die Exportaussichten der japanischen Unternehmen verschlechtert. Zudem sei der Sieg von Obama erwartet worden und habe für die Tokioter Börse keine direkten Auswirkung, bemerkte Investmentstratege Tsuyoshi Nomaguchi von Daiwa Securities. In Sydney legte der Index dagegen um 0,7 Prozent zu, so stark wie seit drei Wochen nicht mehr. Die beiden chinesischen Börsen schafften ebenfalls den Dreh ins Plus, wenn auch nur knapp. Hier spielte auch der Sonderfaktor eine Rolle, dass China selbst im weiteren Wochenverlauf auf dem 18. Volkskongress der Kommunistischen Partei eine neue politische Führung erhalten wird. "Die Politik der Regierung ist in China der wichtigste Kursfaktor", merkte Analyst Li Xiaoxuan von Shenyin Wanguo Securities an. Unterdessen verringerten auch die US-Aktien-Futures ihre Abschläge von zunächst 0,7 Prozent deutlich. Sie lagen zuletzt noch rund 0,3 Prozent im Minus. "Am Ende des Tages kommt es vor allem darauf an, einen eindeutigen Sieger zu haben", betonte Marktexperte Matthew Sherwood von Perpetual Investments. Nun beginne aber erst die eigentlich harte Arbeit mit den Verhandlungen über den US-Haushalt. Hier muss bis zum 31. Dezember eine Einigung gefunden werden zur Umschiffung der so genannten "fiscal cliff", bei der automatische Steuererhöhungen und Ausgabensenkungen drohen, die die US-Konjunktur abwürgen könnten. Reaktionen auf das Wahlergebnis zeigten sich auch am Devisenmarkt und beim Gold. Der US-Dollar neigte zur Schwäche, der Euro zog nach seiner jüngsten Schwächephase von unter 1,2780 auf rund 1,2865 Dollar an. Zum Yen fiel der Greenback zwischenzeitlich unter die 80er Marke, konnte diese aber wieder zurückerobern. In New York waren für den Dollar noch 80,35 Yen fällig gewesen. Der Goldpreis legte ebenfalls zu. Die Feinunze kostete zuletzt 1.727 Dollar, verglichen mit rund 1.710 Dollar zum Settlement im US-Handel am Vortag. Hinter beiden Bewegungen steht die Überlegung, dass mit dem Wahlsieg Obamas die expansive Geldpolitik der US-Notenbank fortgesetzt werden dürfte, die den Dollar tendenziell schwächt. Zudem dürfte die damit verbundene Angst vor einer anziehenden Inflation für eine verstärkte Nachfrage nach dem als Inflationsschutz geltenden Gold sorgen. Obama-Herausforderer Romney hatte dagegen angedeutet, US-Notenbankpräsident Bernanke wegen dessen lockerer Geldpolitik ablösen zu wollen. An der Börse in Tokio stachen die Papiere von Sumitomo Metal Mining mit einem Plus von 6,2 Prozent heraus. Das Unternehmen hatte mit seinem Halbjahresbericht die Anleger erfreut. Die Titel von Nissan Motor zogen um 4,1 Prozent an, nachdem der Autohersteller einen Gewinnanstieg im Quartal um 7,7 Prozent berichtet hatte - mehr als von Analysten erwartet. In Seoul setzten die zurückgebliebenen Autotitel Hyundai Motor und Kia Motors ihre Erholungsbewegung fort und gewannen 2,2 bzw. 2,8 Prozent. In Sydney stand die News-Corp.-Aktie im Fokus, ebenfalls nach Vorlage von besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen. Die Aktie verteuerte sich um 3,2 Prozent. Die Aussicht auf eine weiter konjunkturstimulierende Geldpolitik in den USA sorgte in der gesamte Region für Kursgewinne bei den zyklischen Rohstoffaktien. Die Papiere von BHP Billiton, Rio Tinto, Newcrest Mining und Fortescue Metals legten um bis zu 2,3 Prozent zu. In Schanghai gewannen die Aktien von Jiangxi Copper, Shandong Gold und China Nonferrous Metal Industry bis zu 3,4 Prozent. Kontakt zum Autor: Steffen.Gosenheimer@dowjones.com DJG/DJN/gos/flf Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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