Alt 23.07.12, 20:18
Standard Die dunklen Wolken ziehen gen Norden
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Die europäischen Börsen haben am Montag da weitergemacht, wo sie am Freitag aufgehört hatten: Tief im Minus. Erneut bereitete die Finanzkrise den Marktteilnehmern Kopfzerbrechen. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte berichtet, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) nicht mehr bereit sei, weitere Gelder für die Griechenlandhilfe zur Verfügung zu stellen. Damit droht dem Land die Pleite.

Beruhigende Äußerungen der Verantwortlichen verfehlten ihre Wirkung. "Der IWF unterstützt Griechenland dabei, seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden", sagte ein IWF-Sprecher. Bei der Fortsetzung der Expertenmission von EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB) in Griechenland soll ab Dienstag diskutiert werden, wie die stockenden Reformen fortgesetzt werden könnten.

Auch Spanien kommt nicht zur Ruhe. Zunehmend geraten auch die einzelnen spanischen Regionen in finanzielle Schieflagen. Madrid geht zudem davon aus, dass die spanische Wirtschaft auch im kommenden Jahr schrumpfen wird. Anleger befürchten nun, dass das Land um eine Rettungsaktion wie in Portugal und Irland nicht herumkommen wird. "Sollte der Abverkauf am spanischen Anleihemarkt weiter anhalten, wird das Land den Zugang an den Kapitalmarkt verlieren", sagte Christian Schulz, Volkswirt bei der Berenberg Bank.

Trotzdem verlor der spanische Leitindex IBEX nur 1,1 Prozent, während der Euro-Stoxx-50 um 2,6 Prozent nachgab. Der Grund dafür lag in regulatorischen Maßnahmen: Die spanischen Regulierungsbehörden hatten ein Leerverkaufsverbot für alle Aktien für drei Monate erlassen, die italienische Finanzaufsicht untersagte Leerverkäufe von Finanzwerten für eine Woche. Nach dem Motto "was nicht erlaubt ist, gefällt", schossen sich die Spekulanten daher auf deutsche Aktien ein, so dass der DAX um 3,2 Prozent fiel.

Der Euro sank erstmals seit Juni 2010 unter die Marke von 1,21 Dollar und zum Yen sogar auf ein Zwölfjahrestief. "Es sieht also alles andere als rosig aus für den Euro", fasste Thu Lan Nguyen von der Commerzbank die Lage zusammen. Am frühen Abend konnte sich die Gemeinschaftswährung zwar auf 1,2120 Euro Dollar erholen, doch die Aussichten blieben düster. Mit einer weiteren Herunterstufung der Bonität könnte Spanien den Investmentstatus verlieren. "Sollten die spanischen Anleihen mit Ramschniveau eingestuft werden, werden weitere Investoren gezwungen, ihre spanischen Anleihen zu verkaufen", erwartete Schulz.

Banken- und Versicherungsaktien unter Druck

Die Aktien der Banken und Versicherungen mussten wegen der Krise in der Eurozone deutliche Verluste hinnehmen. Der Versicherungssektor fiel um 3,7 Prozent, der Bankensektor um 2,7 Prozent. Allerdings gab es bei den Einzelwerten gegenläufige Entwicklungen. Wegen des Leerverkaufsverbots stiegen die Aktien im Zentrum der Eurokrise von BBVA und Santander um 0,3 bzw ein Prozent, während Commerzbank und Deutsche Bank um 6,1 bzw 4,6 Prozent sanken.

Automobilaktien leiden unter Rabattschlacht

Auch die Automobilwerte und die Titel der Zulieferer mussten klare Verluste hinnehmen. "Die konjunkturelle Eintrübung und die Schuldenkrise in der Eurozone wirken sich nun doch stärker aus", meinte ein Marktteilnehmer. Dieses Bild bestätigte ein Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort war die Rede von einer "Rabattschlacht am Automarkt". Der Automarkt dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte noch schwächer als bisher gedacht entwickeln. Der Sektor büßte im Schnitt drei Prozent ein.

Philips überrascht mit guten Zahlen

Die laufende Berichtssaison trat angesichts des negativen Nachrichtenumfelds in den Hintergrund. In einem Meer roter Kursangaben stach das Philips-Papier mit Plus 5 Prozent hervor. Der niederländische Elektronikkonzern hatte überraschend gute Quartalszahlen vorgelegt. "Wie schon im ersten Quartal liegt der Umsatz recht deutlich über den Erwartungen", sagte ein Händler.

Kontakt zum Autor: michael.fuchs@dowjones.com
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July 23, 2012 12:48 ET (16:48 GMT)

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