Alt 19.07.12, 18:47
Standard An den Börsen geht es weiter aufwärts
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Auch am Donnerstag ging es für Europas Aktien auf breiter Front nach oben. Nicht trotz, sondern wegen vorsichtiger Aussagen der US-Notenbank zum Arbeitsmarkt und trotz einer ganzen Reihe enttäuschender Konjunkturdaten kauften Anleger Aktien. Denn sie setzen darauf, dass die Federal Reserve im August oder spätestens im September eine dritte Runde von Wertpapierkäufen einläutet. Diese schon seit Wochen kursierende Erwartung verhalf dem Euro-Stoxx-50 zu einem Anstieg von 0,8 Prozent auf 2.302 Punkte. Das ist der höchste Schlussstand seit zwei Wochen.

Der DAX schaffte es mit einem Plus von 1,1 Prozent auf 6.758 Punkte sogar auf den höchsten Stand seit Ende April. "Die Hoffnung auf weitere geldpolitische Anreize (der Federal Reserve) in Kombination mit guten Geschäftszahlen aus den USA reicht offensichtlich aus, um die Aufwärtsbewegung noch eine Weile am Leben zu erhalten", sagte Rupert Osborne, ein Terminmarkthändler von IG Index in London.

Die US-Notenbank hatte sich am Vorabend in ihrem Beige Book genannten Konjunkturbericht vorsichtig zum Arbeitsmarkt geäußert. Das trieb die Kurse an Europas Börsen am Vormittag sukzessive nach oben. Als am Nachmittag in den USA mehrere schwache Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, lastete das nur kurz auf den Kursen. Die schwachen Zahlen befeuerten einmal mehr die Hoffnung auf die Fed als Retter in der Not.

Nokia schießt den Vogel ab

Gute Quartalsergebnisse hatten am Mittwochabend der Technologieriese IBM, der Chiphersteller Qualcomm und das Internet-Auktionshaus eBay veröffentlicht. Das ließ auch die Aktien der europäischen Technologiebranche anziehen: Infineon verteuerten sich um 4,6 Prozent, Ericsson um 3,2 Prozent und STMicroelectronics um 2,3 Prozent.

Den Vogel aber schoss Nokia ab: Nach den am Mittag publizierten Quartalsergebnissen zog die Aktie um zwölf Prozent an. In der Spitze lagen Nokia sogar mehr als 18 Prozent fester im Markt. Die Finnen haben laut Hakan Wramme von der Swedbank im zweiten Quartal nicht wie befürchtet Cash verbrannt, sondern den Bargeld-Bestand im Vergleich zum Vorjahr sogar um 306 Millionen Euro aufgestockt. "Das ist in einem Umfeld, in dem einige das Unternehmen am Rande der Insolvenz sehen, ein Zeichen der Stärke", sagte der Analyst. Zudem habe sich der Handy-Absatz im zweiten Quartal stabilisiert.

Erfreut reagierten Anleger auch auf die Quartalsergebnisse des niederländischen Chemiekonzerns Akzo Nobel. Die Aktie gewann in Amsterdam 6,3 Prozent und zog auch die Aktien anderer Chemiekonzerne mit nach oben. So legten BASF um zwei Prozent und Lanxess um 3,1 Prozent zu. Auch der französische Kraftwerksbauer Alstom hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet, was die Aktie um 3,1 Prozent nach oben trieb.

Spaniens Refinanzierung bereitet unverändert Sorge

An den Bondmärkten herrschte hingegen Vorsicht. Die Risikoprämien auf spanische und portugiesische Staatsanleihen stiegen erneut, nachdem sich Spanien am Vormittag nur zu noch ungünstigeren Konditionen als zuletzt mit Anleihen refinanzieren konnte. "Die enttäuschende Auktion spanischer Anleihen hat die Märkte in ihrer Haltung bestätigt, dass die Schuldenkrise noch längere Zeit die Schlagzeilen bestimmen dürfte", sagte Gavan Nolan von Markit Credit Research.

Der Euro wurde am frühen Nachmittag von Aussagen des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble belastet. Schäuble unterstrich in einer Rede im Bundestag, wo über das Hilfspaket für die maroden spanischen Banken abgestimmt wurde, die Ansteckungsgefahr, die hiervon ausgehe. "Der Euro wurde daraufhin gegen alle großen Währungen verkauft", stellt eine Devisenanalystin fest.

Im Tagestief fiel der Euro bis auf 1,2229 Dollar, nachdem er im asiatischen Handel noch knapp 1 US-Cent höher bezahlt worden war. Die allgemein erwartete Zustimmung des Bundestags zu den Finanzhilfen für Spanien lief erst kurz nach Börsenschluss über die Nachrichtenticker.

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July 19, 2012 12:46 ET (16:46 GMT)

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