Alt 19.07.12, 12:06
Standard Sommerrally setzt sich fort - Quartalsberichte treiben
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FRANKFURT--Gute Quartalsberichte und der Anlagenotstand wegen der niedrigen Zinsen treiben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag weiter nach oben. Der DAX steigt um 0,5 Prozent auf 6.720 Punkte und überwindet damit erstmals seit Anfang Mai wieder die 6.700er Marke. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,3 Prozent. Nach den US-Börsen haben bereits die Märkte in Asien ihre Gewinne ausgebaut: "Die Märkte sind so stark, dass sogar die schwächsten Sektoren laufen", sagt Cameron Peacock von IG Markets.

Angeführt wird die Rally von Chemie- und Technologiewerten nach guten Quartalsberichten. Die Papiere von Akzo Nobel gewinnen über 6 Prozent. Der Chemiekonzern hat im abgelaufenen Quartal gut 200 Millionen Euro verdient und damit die Schätzungen um rund 10 Prozent übertroffen. Im Schlepptau steigen BASF um 1,4 Prozent.

Die Stimmung für Technologiewerte wird von guten Berichten aus den USA gestützt. Nach überraschend starken Quartalsberichten haben IBM nachbörslich knapp 3 Prozent zugelegt und EBay knapp 6 Prozent. Beide Unternehmen haben die Gewinnerwartungen geschlagen. Der Index der europäischen Technologiewerte gewinnt 0,7 Prozent. An die Spitze der Gewinner haben sich mittlerweile Infineon mit einem Plus von über 4 Prozent gesetzt.

Nokia können sich unmittelbar nach ihrem Quartalsbericht um 8 Prozent erholen. Der Quartalsumsatz ist etwas höher ausgefallen als erwartet. Händler sind aber skeptisch, ob das Kursplus hält: Die Margen seien schwach und die durchschnittlichen Verkaufspreise gefallen, so die Begründung. Im deutschen TecDAX steigen die Aktien von ADVA Optical nach einem unerwartet deutlichen Gewinnanstieg um knapp 5 Prozent. Gute Zahlen kommen auch vom schwedischen Electrolux-Konzern, dessen Aktien um gut 3 Prozent steigen.

Gesucht sind auch die Zementhersteller. Im DAX gewinnen HeidelbergCement 2,3 Prozent. Händler rechnen mit guten Zahlen zur Vorlage des Ergebnisses am 31. Juli, begründet mit der günstigen Entwicklung in den USA. Dort sei der Zementverbrauch in den ersten 5 Monaten dieses Jahres um 18,6% gestiegen, und der Häusermarkt erhole sich nun. "HeidelbergCement macht 24 Prozent seiner Umsätze in den USA", so ein Händler. Zusätzliche Impulse aus dem US-Geschäft kämen vom starken Dollar. Lafarge ziehen um 3,3 Prozent an.

Fortum und Telecom Italia mit starken Abschlägen

Im Minus liegen dagegen die Versorger, deren Branchenindex um 0,9 Prozent nachgibt. "Die Zahlen von Fortum lasten auf der Stimmung", so ein Händler. Die Aktien des finnischen Versorgers verlieren 6,3 Prozent, nachdem die Zahlen zum zweiten Quartal den Markt enttäuscht haben. In der Telekom-Branche fallen Telecom Italia um 5 Prozent. Händler verweisen auf die Entwicklung in Brasilien. In einigen Regionen, darunter Rio, kann die Tochter TIM wegen Netzproblemen keine neuen Verträge mehr abschließen. Das Unternehmen soll nun innerhalb von 30 Tagen Pläne vorlegen, wie es die Probleme beheben kann. Das Unternehmen hat das zweitgrößte Netz in Brasilien nach Telefonica. Deren Aktien ziehen um 0,6 Prozent an.

Auch der Bankenindex kommt nicht weiter voran, er tendiert nahezu unverändert. Händler meinen, begründet sei die vergleichsweise schwache Performance vor allem in den US-Vorlagen. Dort hatten die Kurse kräftig nachgegeben. Auf die Stimmung drückten die immer neuen Rufe nach einer Zerschlagung der Institute, so zuletzt auch von der Munich Re, sowie der Libor-Skandal. Zudem ist eine Auktion neuer Anleihen in Spanien nicht ganz so gut gelaufen wie erhofft.

Zinsunterstützung bleibt Thema - Euro über 1,23 US-Dollar

Trotz der spanischen Auktion bleibt aber auch die Zinspolitik unterstützend. Denn festverzinsliche Wertpapiere werfen in weiten Teilen keine Renditen mehr ab. Das Beige Book der US-Notenbank hat erneut von langsamem bis moderatem Wachstum gesprochen, aber auch den schwachen Arbeitsmarkt thematisiert: Daraufhin steigt der Yen zum Dollar auf den höchsten Stand seit einem Monat, auch der Euro legt etwas zu und handelt wieder wieder etwas über der Marke von 1,23 US-Dollar. "Die Erwartungen bleiben hoch, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im September die Geldpolitik weiter lockert", meint IG-Markets-Stratege Peacock.

Damit setzen Umschichtungen in den Aktienmarkt ein: "Wir sind mitten in der Sommerrally", sagt Petra von Kerssenbrock, Marktanalystin der Commerzbank. Sie meint, die Rally könnte sich zunächst in Richtung 6.800 Punkte fortsetzen.

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July 19, 2012 06:22 ET (10:22 GMT)

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