Alt 18.07.12, 17:48
Standard Sommerrally dreht auf
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Die europäischen Aktienbörsen haben am Mittwoch kräftig aufs Gaspedal getreten. Der DAX gewann 1,6 Prozent auf 6.684 Punkte und stieg auf den höchsten Stand seit Mitte Mai. Der Euro-Stoxx-50 zog um 1,4 Prozent auf 2.281 Punkte an. "Wir sind mitten in der Sommerrally", sagte Petra von Kerssenbrock, Marktanalystin der Commerzbank. Der Aufschwung könnte sich im DAX zunächst in Richtung 6.800 Punkte fortsetzen.

Die Chancen dafür sind gut. Festverzinsliche Wertpapiere werfen in weiten Teilen keine Renditen mehr ab. So sind die Renditen für zweijährige Papiere jetzt in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, der Schweiz und Österreich negativ, und die Verzinsung zweijähriger französischer Papiere liegt an der Nulllinie. Damit geraten viele Marktteilnehmer in Zugzwang und müssen zum Erzielen von Performance in Aktien umschichten.

Veranlasst wurde der Durchbruch auf neue Zweimonats-Hochs von den US-Vorlagen. Zwar hat US-Notenbank-Chef Ben Bernanke die Märkte am Dienstag vorübergehend enttäuscht, weil er bei einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats ein düsteres Bild der US-Konjunktur gezeichnet hat und trotzdem konkrete Hinweise auf geldpolitische Lockerungen schuldig blieb. "Er hat aber auch klar gemacht, dass die Notenbank bei Bedarf handelt", meint von Kerssenbrock.

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das Beige Book, den Konjunkturbericht der Notenbank, der nach Börsenschluss in Europa veröffentlicht wird. "Hierin dürfte sich die besorgte Haltung der Fed zur Konjunktur widerspiegeln", sagt ein Händler. Das könnte die Hoffnung auf weitere geldpolitischer Lockerungen verstärken. Im Vorfeld war am Devisenmarkt recht wenig los, der Euro handelte über weite Strecken des Tages zwischen 1,22 und 1,23 US-Dollar.

Positive Impulse kamen allerdings vom US-Immobilienmarkt, dem Auslöser der Finanzkrise. Mit den guten Zahlen zu den Baubeginnen bleibt die Hoffnung auf eine Bodenbildung am US-Häusermarkt intakt. Mit dem Anstieg auf 760.000 im Juni hat der Markt die Delle vom Mai mehr als wettgemacht. Damit erholt sich der Markt von den Tiefs nach dem Beginn der Finanzkrise, als monatlich weniger als 500.000 Baubeginne gemeldet wurden. Von den Hochs aus 2005 und 2006 mit über zwei Millionen Baubeginnen monatlich ist der Markt allerdings noch weit entfernt.

In den Hintergrund gedrückt wurde die Euro-Krise. Die Rendite spanischer Langläufer stieg nach schwachen Daten vom spanischen Immobilienmarkt zwar deutlich auf 6,87 Prozent. Die Aktien der beiden spanischen Großbanken BBVA und Santander schlossen aber leicht im Plus.

Banken profitieren von US-Wettbewerbern - Technologie-Aktien vorne

Denn gestützt wurde der Markt auch vom Fortgang der Berichtssaison. Der Index der europäischen Banken stieg um 0,8 Prozent. Zum einen hat mit der Bank of America eine weitere US-Bank besser abgeschnitten als erwartet, nachdem bereits J.P. Morgan, die Citigroup und Goldman Sachs positiv überrascht hatten. Zum anderen profitierte der Markt von einem Kursanstieg der Credit Suisse um 4,5 Prozent. Diese hatte ihre Zahlen überraschend früh veröffentlicht und beim Gewinn die Prognosen leicht übertroffen.

Zugleich kündigte das schweizerische Institut einen Aufstockung des Kapitals um 15,3 Milliarden Franken sowie eine Ausweitung der Sparbemühungen an. Die Schweizer Notenbank hatte sich im Juni skeptisch zur Kapitalausstattung der Bank geäußert. "Jeder weiß um den Kapitalbedarf der Banken. Ich denke, es ist positiv, dass Credit Suisse das Kapital jetzt aufstockt und dadurch Handeln demonstriert", sagte ein Marktteilnehmer.

Angeführt wurden die Gewinner allerdings von Technologie-Aktien, deren Index um 2,8 Prozent stieg. ASML-Papiere gewannen 6,8 Prozent auf 44,23 Euro. Das Unternehmen hat sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnerwartung erfüllt. Ericsson-Aktien legten trotz enttäuschender Zahlen um 2,2 Prozent zu. Neue Impulse werden nach US-Börsenschluss von IBM erwartet, Analysten rechnen mit leicht sinkenden Umsätzen, aber mit steigenden Gewinnen.

Am deutschen Markt gewannen die Aktien von K+S über drei Prozent. Die Lage der Branche verbessert sich mit dem starken Anstieg der Getreidepreise. Zudem hat nach Mosaic mit Yara ein zweiter Konkurrent überraschend gute Zahlen vorgelegt. Tief im Minus schlossen dagegen nach einer Gewinnwarnung die Aktien von Puma.

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July 18, 2012 12:12 ET (16:12 GMT)

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