Alt 17.07.12, 13:55
Standard Börsen verharren in freudiger Erwartung
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FRANKFURT--Die europäischen Börsen treten am Dienstagmittag auf der Stelle, können die leichten Anfangsgewinne aber verteidigen. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,5 auf 2.264 Punkte, der DAX klettert um 0,4 Prozent auf 6.589 Punkte. "Die Erwartung neuer Stimuli durch die Notenbanken stützen, auch wenn man die Wirkung immer neuer Lockerungen zunehmend in Frage stellen muss", sagt ein Händler. Die Notenbanker selbst sind sich nicht sicher, ob ihre Aktionen viel bringen. Die Gouverneurin der Kansas City Fed, Esther George, hat kurz vor den Aussagen des Fed-Präsidenten Ben Bernanke vor dem Senatsausschuss am Nachmittag die Geldpolitik der US-Notenbank als "unglaublich locker" bezeichnet und gesagt: "Wird die Geldpolitik die Menschen zu diesem Zeitpunkt wieder in Lohn und Brot bringen? Ich bin mir nicht sicher."

Konjunkturdaten und Anleiheauktionen treten etwas in den Hintergrund. Spanien hat bei einer Auktion 12- und 18-monatiger Anleihen mit insgesamt 3,56 Milliarden Euro mehr emittiert als das obere Ende der von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro reichenden Angebotsspanne. Auch der enttäuschende ZEW-Index ist schnell abgehakt worden. Die Lage ist unerwartet schlecht beurteilt worden, der Ausblick hat ziemlich genau die Prognose getroffen. Trotzdem sollte der Indikator nicht ganz beiseite gewischt werden. "Damit ergibt sich eine klar negative Indikation für den kommenden ifo-Geschäftsklimaindex", merkt Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba an.

Der Dollar hat zu den meisten anderen Währungen an Boden verloren. Die schwachen US-Einzelhandelsumsätze von Montag haben die Spekulationen auf weitere Maßnahmen der US-Notenbank angeheizt, die wiederum die US-Währung belasten dürften. Die Daten sind bereits das dritte Mal in Folge gefallen. 2008 folgte darauf der Fall in die Rezession. Der Internationale Währungsfonds hat zudem seine Erwartungen an das weltweite Wirtschaftswachstum zurückgenommen und die Politik zu entschiedenerem Handeln ermahnt. Gerade zum Yen gibt die US-Währung nach. Er liegt nun bei 79,03 Yen und hat damit den tiefsten Stand seit einem Monat erreicht. Die japanische Währung profitiert damit von ihrem Status als sicherer Hafen. Der Euro liegt bei 1,2296 Dollar und hat damit ebenfalls zugelegt.

Gewinnwarnungen von Alcatel und Deutz

Aktien von Alcatel-Lucent geraten nach der Gewinnwarnung des Unternehmens unter Druck. "Statt des erwarteten operativen Gewinns von 42 Millionen Euro stehen jetzt minus 40 Millionen Euro zu Buche", sagt ein Händler. Der Umsatz habe mit 3,5 Milliarden Euro den Analystenkonsens von 3,57 Milliarden Euro knapp getroffen. "Die Margen sind das Problem. Vor allem die schwächere Nachfrage nach Telekomausrüstung der Netzbetreiber in Europa und in Lateinamerika drückt auf die Margen. Ericsson könnten in Sippenhaft genommen werden", vermutet der Händler. Die Aktie fällt um 10,9 Prozent.

Schlechte Nachrichten gibt es auch von Deutz. Das Geschäft mit LKW-Motoren und mit Motoren für Baumaschinen entwickelt sich schwächer als geplant. "Unerwartet kommt die Gewinnwarnung allerdings nicht", sagt ein Analyst. Nach entsprechenden Aussagen von Caterpillar oder der Gewinnwarnung von Cummins sei der Markt darauf vorbereitet gewesen. Die Aktie steigt nach anfänglichen Verlusten um 1,2 Prozent.

Düstere Rahmenbedingungen belasten Rio Tinto

Aussagen von Rio Tinto sorgen für Enttäuschung. "Die Produktionsdaten entsprechen den Erwartungen. Ich denke es sind die vorsichtigen Aussagen des Unternehmens, die belasten", sagt ein Händler. "Weltweit haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen und die Stimmung merklich verschlechtert", sagte CEO Tom Albanese. Rio Tinto verlieren zwei Prozent.

Acea-Zahlen mit Licht und Schatten

Die Märkte in Europa bleiben die Sorgenkinder der Automobilindustrie: Während die meisten Weltregionen im Juni deutliche Absatzsteigerungen verzeichnet haben, konnten die Autohersteller in Europa mit 1,25 Millionen Fahrzeugen 1,7 Prozent weniger Käufer für den Erwerb eines Neuwagens gewinnen. Nach Angaben des Europäischen Herstellerverbands Acea war wie schon in den Vormonaten auch im Juni die Kaufbereitschaft vor allem der Kunden in den Krisenländern Südeuropas gedämpft.

Immerhin ebbt der Abwärtstrend in Europa ab, denn in den ersten sechs Monaten lag das Minus bei den Absatzzahlen noch bei 6,3 Prozent. Gut hat sich die Lage dabei für VW entwickelt. Die Aktie steigt um 1,5 Prozent. Weniger gut gestaltet sich die Lage für den angeschlagenen französischen Autobauer Peugeot. Der Titel verliert zwei Prozent und ist damit auf den niedrigsten Stand seit 1986 gefallen. "Nach wie vor lasten die sinkenden Absatzprognosen auf der Aktie", sagt ein Händler.

DJG/mif/raz

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July 17, 2012 06:26 ET (10:26 GMT)

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