Alt 11.07.12, 17:17
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX tritt auf der Stelle - centrotherm insolvent
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FRANKFURT--Mit einem kleinen Plus hat der deutsche Aktienmarkt geschlossen. Damit hatte am Morgen wohl kaum jemand gerechnet. Hatte doch am Vorabend das Bundesverfassungsgericht das Urteil über die Eilanträge zu ESM-Vertrag und Fiskalpakt auf unbestimmte Zeit verschoben. Doch die erwartete Verunsicherung an den Kapitalmärkten blieb aus.

Zwar musste der Euro im späten Handel nochmals Federn lassen und fiel im späten Handel mit 1,2227 Dollar auf ein neues Zweijahrestief zum Dollar. Der deutsche Aktienmarkt beendete den Handel dagegen mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent bei 6.453,85 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 111,2 (Vortag: 127,3) Millionen Aktien im Wert von rund 2,27 Milliarden Euro.

Das Bundesverfassungsgericht hatte am Dienstagabend sein Urteil über die Eilanträge zu ESM-Vertrag und Fiskalpakt auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Richter wollen die Verfassungsmäßigkeit der Verträge intensiv prüfen, was womöglich noch Wochen oder sogar Monate dauern kann. Die Einrichtung des ständigen Euro-Rettungsfonds ESM verschiebt sich damit erheblich, weil Deutschland als größter Nettozahler in der Verantwortung steht und ohne seinen Beitrag der Fonds nicht lebensfähig ist.

Für das erste Hilfspaket für die spanischen Banken in Höhe von 30 Milliarden Euro sollte sich allerdings nichts ändern, da dieser Betrag noch aus den Mitteln des EFSF bezahlt wird. Der Anleihemarkt in Spanien reagierte mit deutlichen Kursgewinnen auf die Nachrichten, die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe fiel um 23 Basispunkte auf 6,50 Prozent.

Von der Flucht in Sicherheit profitiert weiterhin der Schuldner Deutschland. Die Rendite der am Vormittag emittierten zehnjährigen Anleihe der Bundesrepublik Deutschland fiel auf das Rekordtief von 1,31 Prozent, womit der bisherige Tiefststand von 1,47 Prozent unterboten wurde. Für viele Experten erscheint eine Investition in deutsche Staatsanleihen auch bei den aktuell niedrigen Renditen noch sinnvoll. "Obwohl sich die Erträge auf Rekordtief bewegen, raten wir aus grundlegenden Überlegungen heraus bei Kursrücksetzern weiterhin zum Kauf von Bundesanleihen. Es gibt keine fundamentalen Fortschritte bei der Bewältigung der Eurokrise", argumentieren die Analysten der Citigroup.

Unterdessen hat die Krise des Solarsektors ein neues Opfer gefunden. Mit der Insolvenz von centrotherm hat es ein Qualitätsunternehmen der Branche erwischt. Unerwartet kommt die Nachricht zwar nicht, die Folgen für die Aktionäre sind aber dramatisch: Die Aktie, die bis 15. Juni noch im TecDAX notierte, brach um 74 Prozent auf 0,56 Euro ein. Damit reiht sie sich in die Schar der "Pennystocks" ein. Der Einbruch ist der bisherige Höhepunkt einer langen Talfahrt. Im vergangenen Jahr stand die Aktie noch bei über 40 Euro.

Von der Politik ist keine Schützenhilfe zu erwarten. Bundesumweltminister Peter Altmaier hat in der Passauer Neuen Presse die Reform der Solarförderung verteidigt. Nach den neuen Regeln könnte schon ab 2014 oder 2015 Schluss mit der Förderung sein. Dazu will Altmaier den Zubau bei der Photovoltaik "wirksam begrenzen". Neben centrotherm geben auch andere Werte des Sektors nach.

Im DAX zeigte sich ein sehr ausgeglichenes Bild. 16 Verlierern standen 14 Gewinner gegenüber, ein Sektortrend war dabei nicht zu erkennen. So führten die Gewinnerliste ThyssenKrupp, E.ON und SAP an. Im MDAX hat der Pharmaverpackungsspezialist Gerresheimer gute Zahlen vorgelegt. Die hohe Nachfrage der Pharma- und Healthcare-Industrie in den Schwellenländern hat das Erlöswachstum auch im zweiten Quartal beflügelt. Dieser Trend soll anhalten. Die Aktie stieg um 3,6 Prozent auf 38,33 Euro.

Eine Warnung des US-Motorenherstellers Cummins belastete die Aktie von Deutz. Den Umsatz sieht Cummins für das Gesamtjahr nur noch auf dem Niveau des Vorjahres. Für das zweite Quartal wird ein Umsatz von 4,45 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, während Analysten mit 5,07 Milliarden Dollar rechnen. Ein Analyst meint, die Geschäftsfelder von Cummins und Deutz seien stark verwandt. Deutz brachen um 5,3 auf 3,54 Euro ein.

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