Alt 28.07.10, 22:06
Standard Wall Street schließt etwas leichter - Konjunktursorgen wachsen
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NEW YORK (Dow Jones) - Mit einer wieder stärker ausgeprägten Konjunkturskepsis haben die US-Börsen am Mittwoch im Minus geschlossen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gab um 0,4% oder 40 Punkte auf 10.498 nach. Der S&P-500 verlor 0,7% bzw 8 Zähler auf 1.106 und der Nasdaq-Composite-Index sank um 1% oder 24 Punkte auf 2.265. Im späten Verlauf bauten die Indizes nach Veröffentlichung des "Beige Books" der US-Notenbank ihre Verluste noch etwas aus.

Für den S&P-500 war der Widerstand bei 1.113 Stellen, wo die 200-Tage-Linie verläuft, nicht zu überwinden. Erst ein Anstieg über diese Marke sowie die Zone um 1.122/25 Punkten verbessert die Lage nach Ansicht technischer Analysten. Umgesetzt wurden an der NYSE insgesamt 1,00 (Dienstag: 1,11) Mrd Aktien. Den 994 Kursgewinnern standen 2.013 -verlierer gegenüber, 101 Titel schlossen unverändert.

"Der Markt präsentiert sich ziemlich lustlos und verdaut die deutlichen Gewinne der vergangenen Woche", fasste Finanzberater Keith Springer von Capital Financial Advisory Services das Geschehen zusammen. Dies sei ein Beleg für konjunkturelle Schwäche und Unsicherheit. Bei den positiven Geschäftsausweisen dominierten noch immer die Kostensenkungen. Dies könne aber nicht unendlich fortgesetzt werden, so der Marktstratege weiter.

Händler führten die Abgaben auf die enttäuschenden Konjunkturdaten zurück. Der Auftragseingang langlebiger US-Wirtschaftsgüter ist im Juni überraschend gesunken. Die Bestellungen gingen gegenüber dem Vormonat um 1,0% zurück. Ökonomen hatten im Konsens hingegen mit einem Zuwachs von 1,1% gerechnet. Der Vormonatswert wurde zudem auf minus 0,8% (vorläufig: minus 0,6%) revidiert. Die Zahlen zeugen nach Ansicht von Volkswirten von der verringerten Erholungsdynamik der US-Industrie. Der neuerliche Anstieg der zivilen Kapitalgüterbestellungen, ohne Flugzeuge, deute im Monatsvergleich aber auf den intakten Investitionszyklus hin.

Ebenfalls nicht zu einer Aufhellung des Sentiments war die Konjunktureinschätzung der US-Notenbank angetan. Die Wirtschaftsaktivität in den USA ist einer Umfrage der Federal Reserve zufolge zwischen Juni und Mitte Juli in vielen, aber nicht allen Distrikten gestiegen. Allerdings wurde die Verbesserung zumeist nur als "moderat" beschrieben, wie die US-Notenbank in ihrem am Abend vorgelegten Konjunkturbericht "Beige Book" berichtete. Im vorhergehenden Konjunkturbericht war noch eine höhere Wachstumsdynamik in allen zwölf Distrikten registriert worden.

"Es weht noch immer ein rauer Wind in der Wirtschaft", sagte ein Investmentstratege zu den Daten. Die Zahlen seien wirklich "nicht berauschend". Ohne die Stimmung wirklich verbessernde Nachrichten dürfte es kaum nach oben gehen, hieß es mit Blick auf die Indexbewegungen weiter. Ein anderer Börsianer sprach von weiteren Zeichen einer sich abschwächenden Konjunkturerholung.

Auf das Sentiment drückten auch die nicht überzeugenden Geschäftszahlen von Boeing. Der Flugzeughersteller hat im zweiten Quartal 2010 unter anderem wegen gesunkener Flugzeugauslieferungen weniger verdient. Der Nettogewinn schrumpfte um 21% auf 787 Mio USD und der Gewinn je Aktie ging auf 1,06 USD von 1,41 USD zurück. Der Umsatz sank um 9% auf 15,57 Mrd USD. Analysten hatten im Konsens mit einem anteiligen Gewinn von 1,01 USD bei Erlösen von 16,13 Mrd USD gerechnet. Die Gewinnprognose bestätigte der Konzern aus Chicago, er will aber weniger investieren als ursprünglich geplant. "Das passt gut zu den enttäuschenden Zahlen zu den langlebigen Wirtschaftsgütern und zeugt von der holperigen Erholung der US-Wirtschaft", interpretierte ein Marktteilnehmer den Geschäftsausweis. Boeing verloren als schwächster Standardwert 1,9% auf 67,32 USD.

ConocoPhillips pendelten lange Zeit mit wechselnden Vorzeichen um den Schlussstand des Vortages und gingen unverändert bei 54,44 USD aus dem Handel. Das Unternehmen hat nicht nur die Schätzungen übertroffen, sondern will zugleich 40% seines Anteils an Lukoil an den russischen Konzern verkaufen. Zu den gesuchten Werten gehörten Telekommunikationstitel: Händler verwiesen auf den Geschäftsausweis von Sprint Nextel. Der ausgewiesene Verlust fiel geringer als befürchtet aus. Die Aktie stieg um 0,2% auf 4,84 USD, Verizon kletterten um 1,1% auf 28,91 USD.

Cephalon fielen indes um 8,4% auf 57,62 USD, nachdem das Biotechnologieunternehmen mit seinem Umsatzausblick für das laufende Quartal unter der Konsensprognose gelegen hatte. Für das abgelaufene Quartal hat Cephalon die Konsensschätzungen allerdings übertroffen. Die Anteilsscheine des Halbleiterherstellers Broadcom büßten nach Geschäftsausweis des Unternehmens 0,2% auf 37,47 USD ein. Eastman Kodak brachen nach Vorlagen von Geschäftszahlen um 15,2% auf 4,18 USD ein.

DJG/DJN/flf

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