Alt 09.08.11, 01:53
Standard Wall Street bricht nach S&P-Ratingabstufung für USA ein
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NEW YORK (Dow Jones) - Die Abstufung des Kredit-Ratings der USA durch Standard & Poor's (S&P) hat zu Wochenbeginn für einen Kurseinbruch an Wall Street gesorgt. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) fiel erstmals seit November wieder unter die Marke von 11.000 Punkten. In der letzten Handelsstunde weitete der Index seine Verluste noch einmal deutlich aus und schloss auf seinem Tagestief, was zugleich auch ein neues Jahrestief ist. Anleger hätten massiv in US-Anleihen und Gold umgeschichtet, die deutlich zulegten. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 2009. Auch Aussagen von US-Präsident Barack Obama im späten Verlauf konnten das Sentiment nicht stützen.

Der DJIA reduzierte sich um 5,5% bzw 635 Punkte auf 10.810. Der Index verzeichnete den größten punktemäßigen Verlust seit Dezember 2008 und den sechstgrößten Tagesverlust seiner Geschichte. Der S&P-500 fiel um 6,7% oder 80 Punkte auf 1.119. Der Nasdaq-Composite verlor 6,9% oder 175 Punkte auf 2.358. Der Umsatz sprang an der NYSE auf 2,54 (Freitag: 2,25) Mrd Aktien, den vierthöchsten in der Geschichte. Es wurden 3.030 Kursverlierer und lediglich 42 -gewinner gezählt, 13 Titel gingen unverändert aus dem Handel.

Händler sprachen im Verlauf von "panikartigen Verkäufen". Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Wirtschaft weiter an Fahrt verliert, in einigen Bereichen sogar in die Rezession abgleiten könnte. Zudem habe S&P auch die Ratings von Fannie Mae und Freddie Mac gesenkt, was im späten Handel zusätzlichen Druck auf den Markt ausübte. Allerdings könnten die deutlichen Abgaben auch ein erster Hinweis darauf sein, dass der Markt bald einen Boden findet, hieß es aus dem Handel.

S&P hat die Kurzfrist-Einstufung für die USA auf "AA+" von "AAA" gesenkt und begründete dies damit, dass der zwischen Kongress und Regierung ausgehandelte Plan zur Konsolidierung des Haushalts mit Blick auf die mittelfristige Entwicklung des Schuldenproblems in den USA nicht ausreichend sei. Es war das erste Mal seit der ersten Einstufung der Kreditwürdigkeit 1917 durch die Ratingagentur Moody's, dass eine Ratingagentur den USA die Bestnote aberkannte.

Die Blicke des Marktes seien nun auf die Sitzung der US-Notenbank am Dienstag gerichtet, ob die Federal Reserve möglicherweise den Start von "Quantitative Easing 3" bekannt gibt und weitere Staatsanleihen kauft. Die Herabstufung der US-Bonitätsnote stelle die US-Geldpolitik vor besondere Herausforderungen, hieß es. Einerseits wird von ihr ein aktives Handeln zur Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivität verlangt, andererseits ist die Lage aber eine völlig andere als im November 2010, als die Fed eine zweite Runde von Wertpapierkäufen in Gang setzte. Damals ging das Gespenst der Deflation um. Aktuell hingegen ist die Inflation in den USA höher als von der Fed mittelfristig gewünscht, so Analysten.

Die Aussagen von US-Präsident Obama konnten die Märkte nicht beruhigen, im Gegenteil, der DJIA rutschte kurzfristig deutlicher ins Minus. Die Wirtschafts- und Finanzprobleme seien in den Griff zu bekommen. Diese seien "unmittelbar lösbar", wenn es dazu parteiübergreifend den nötigen politischen Willen gebe, so Obama. Reformen erforderten keineswegs "radikale Schritte" sondern Kompromisse. Er werde in den kommenden Wochen Vorschläge vorlegen, um den Schuldenberg der USA zu verringern, sagte der US-Präsident.

Vor allem der Finanzsektor verzeichnete deutliche Abgaben. Hier führten Bank of America-Merrill Lynch die Verliererliste mit einem Abschlag von 20% auf 6,51 USD an. Der US-Versicherungskonzern AIG verklagt die Bank of America auf mehr als 10 Mrd USD Schadensersatz wegen hoher Verluste aus Hypotheken-Papieren. J.P.Morgan fielen um 9,4% auf 34,06 USD und Citigroup gaben um 16,4% auf 27,95 USD nach. Bei den Zyklikern gingen Caterpillar mit einem Minus von 9,2% auf 82,60 USD aus dem Handel.

Dagegen zeigten sich die Aktien der Betreiber von Goldminen deutliche besser als der Gesamtmarkt. Hintergrund war der deutliche Anstieg des Goldpreises am Berichtstag, der bei 1.720,60 USD ein neues Jahreshoch markierte. Newmont Mining verloren lediglich 0,5% auf 54,13 USD und AngloGold Ashanti legten um 0,4% auf 42,01 USD zu.

DJG/DJN/ros

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