Alt 18.07.14, 10:27
Standard Flugzeugkatastrophe verbreitet nur kurzen Schrecken
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Von Panik keine Spur. Der mutmaßliche Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine über der Ostukraine und der Beginn des Bodenkriegs Israels im Gaza-Streifen hat an den ostasiatischen Finanzmärkten relativ gelassene Reaktionen hervorgerufen. Aktien wurden zwar tendenziell verkauft, allerdings nicht so stark wie zuvor in Europa und den USA. Vermeintlich sichere Häfen wie Anleihen, Gold und der Yen waren gesucht. Die japanische Währung ging zuletzt mit 101,40 je Dollar um, weniger als am Donnerstag zur gleichen Zeit mit über 101,60, aber auch schon wieder klar über dem Tagestief von 101,15.

Auch beim Goldpreis beruhigte sich die Lage nach dem Anstieg von rund 20 Dollar in einer ersten Reaktion auf 1.320 am Vortag. Die Feinunze kostete in Asien nur noch 1.313 Dollar. Die Ölpreise verteidigten dagegen weitgehend ihr höheres Niveau. Brent-Öl kostete 108,31 Dollar. Hier geht weiter die Sorge um, dass Russland nach den neuen Sanktionen des Westens mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte, die sich auch auf die Belieferung des Westens mit Energieträgern wie Öl und Gas erstrecken könnten.

Am stärksten abwärts ging es noch am japanischen Aktienmarkt. Der Nikkei-Index verlor nach den Gewinnen der Vortage 1 Prozent auf 15.215 Punkte. In Sydney und Schanghai legten die Indizes dagegen sogar leicht zu. An der Börse in Malaysia betrug das Minus 0,5 Prozent.

Die insgesamt verhaltenen Börsen-Reaktionen auf die geopolitischen Krisen erklärten Marktbeobachter damit, dass die negativen Auswirkungen erfahrungsgemäß oft nur von kurzer Dauer seien und rasch wieder Normalität an den Finanzmärkten einziehe. Das habe sich beispielsweise zuletzt bei der Krim-Krise gezeigt und auch bei der Gewalteskalation im Irak.

"Für die Märkte waren das nur Zwischentiefs auf dem Weg nach oben zu immer neuen Rekordhochs in den USA. Es ist schwer vorstellbar, dass dies nun einen Wendepunkt bedeuten soll", sagte Sean Callow, Devisenexperte bei Westpac Institutional Bank in Sydney.

"Es ist noch zu früh zu sagen, welche Folgen der Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine haben wird, aber politische Spannungen sind nichts Neues", kommentierte ANZ-CEO Mike Smith. Allerdings dürften sie derzeit das größte Potenzial haben, für eine erhöhte Volatilität an den Märkten zu sorgen. AMP-Chefvolkswirt Shane Oliver sprach derweil von einer möglichen Überreaktion der Märkte auf die Entwicklung.

"Der Abschuss wird nicht zwingend die Risiken um die Ukraine erhöhen, und mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern haben wir schon jahrelang zu tun ohne stärkere Konsequenzen. In gewisser Weise ist das eine Fortsetzung dessen, was wir das ganze Jahr schon sehen - ein gelegentliches Aufflackern, das an den Märkten für vorübergehende Anspannung sorgt, aber keinen wirklichen Einfluss hat." Eine Korrektur an den Märkten sei zwar denkbar, einen stärkeren Rücksetzer befürchtet Oliver aber nicht. "Die Bewertungen sind nicht überzogen, insbesondere wenn man die niedrigen Zinsen ins Kalkül zieht, und die Gewinne verbessern sich global weiter vor dem Hintergrund des graduellen Wirtschaftswachstums. Das geldpolitische Umfeld dürfte zudem noch für einige Zeit günstig bleiben, und Anzeichen von Euphorie gibt es trotz der erreichten Hochs an einigen Plätzen nicht."

Die Widerstandsfähigkeit des australischen Aktienmarktes erklärte IG-Stratege Chris Weston damit, dass sich der S&P/ASX 200 zu einer Art Ruhekissen entwickelt habe und immer wieder Gelder insbesondere in Bankenaktien flössen, die den breiten Markt stützten. "An einem Tag wie heute bewirkt ihr Status als 'quasi-Bond' wahre Wunder", so der Experte und ergänzte: "Die Kreditmärkte preisen jetzt bis Dezember eine Zinssenkung der Reserve Bank mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent ein." Damit dürften Bankenaktien bei Rücksetzern weiterhin schnell gesucht sein. Westpac und ANZ gingen mit Kursgewinnen um 0,6 Prozent aus dem Tag. Newcrest Mining und Woodside Petroleum profitierten von den gestiegenen Preisen für Gold und Öl.

Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde die Aktie der betroffenen Fluglinie, zumal es für Malaysian Airlines bereits die zweite Katastrophe in diesem Jahr war. Im März war eine Maschine des gleichen Typs auf mysteriöse Art spurlos verschwunden. Malaysian Airlines Systems rutschten um rund 9 Prozent ab, womit sich das Minus seit Jahresbeginn auf über 30 Prozent summiert. In Tokio gaben die Kurse der Fluglinien ANA und JAL um 0,8 bzw 0,7 Prozent nach. In Sydney legten Qantas dagegen um 0,8 Prozent zu.

Ein spektakuläres Börsendebüt feierte derweil die Aktie des Autozulieferers Shanghai Beite Technology mit einem Kurssprung von 44 Prozent im Vergleich zum Ausgabepreis. "Neu gelistete Aktien bleiben fürs erste die Favoriten der Investoren", sagt Sinolink-Analyst Huang Cendong mit Blick darauf, dass vier Monate lang bis Ende Juni in China keine Börsengänge erlaubt waren. Bei den seitdem erfolgten 9 Neunotierungen sei es am ersten Handelstag durchweg um 44 Prozent nach oben gegangen.

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