Alt 23.10.13, 11:32
Standard Börsen geht die Puste aus - Dem US-Dollar auch
Beitrag gelesen: 367 x 

Die Börsen in Ostasien haben den Anlegern zur Wochenmitte ein Wechselbad der Gefühle beschert. Ging es anfangs an den meisten Plätzen noch aufwärts, änderten die Indizes im Verlauf ihre Richtung und drehten ins Minus ab. Ungeachtet guter Vorgaben aus Europa und den USA wechselten viele Anleger im Verlauf des Handels die Seite und verkauften Aktien.

Besonders scharf fiel der Richtungswechsel in Tokio aus. Nach einem Plus von 0,5 Prozent im frühen Geschäft stürzte der Nikkei-Index um rund 370 Punkte ab und schloss mit einem Minus von knapp 2 Prozent bei 14.426 Punkten. Das war zugleich das Tagestief. Ähnlich verlief der Tag auch an den anderen Börsen der Region. An der Börse in Sydney verlor der Index 0,3 Prozent, nachdem er zuvor sechs Tage in Folge gestiegen war. Hier verdarb ein unerwartet deutlicher Anstieg der Verbraucherpreise im dritten Quartal Anlegern die Stimmung. Er versetzte Hoffnungen einen Dämpfer, dass womöglich weitere Zinssenkungen zu erwarten sind.

Die nach den schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten an den Finanzmärkten nun mehrheitlich frühestens im kommenden Jahr erwartete Straffung der US-Geldpolitik sorgte nur zu Beginn für Kauflaune. Danach setzte sich bei vielen Akteuren die Einschätzung durch, dass es nach der Rally der vorangegangenen Woche nun neuer Impulse bedürfe. Gewinnmitnahmen waren vielerorts die Folge. "Wir brauchen einen neuen Katalysator", sagte Analyst Hao Hong von der Bank of Communications International. Der Ausverkauf im Sommer und die nachfolgende Erholung hätten den Investoren im dritten Quartal viele Optionen eröffnet, nun sei es weniger klar, wohin die Reise gehe.

Für Verunsicherung vor allem in China, aber auch an den Plätzen in den Nachbarländern sorgte, dass die chinesische Zentralbank des Landes am Vortag dem Bankensystem des Landes wider Erwarten keine Liquidität zugeführt hatte. Händlern zufolge war dies erst das zweite Mal nach einem gleichen Vorgehen im Juli. Analysten zufolge könnte der Hintergrund der Maßnahme in steigenden Kapitalzuflüssen im September zu suchen sein, worauf die Notenbank in kommender Zeit mit einer strafferen Geldpolitik reagieren könnte. Im Juli hatte dies zwischenzeitlich für extrem gestiegene Sätze im Interbankenhandel Chinas gesorgt.

Dass die US-Notenbank die Märkte bis auf Weiteres mit Dollar fluten dürfte und damit Liquidität in Umlauf bringt, die nach Anlage sucht, ist aus Sicht der Aktien- und Rentenmärkte zwar grundsätzlich günstig, die Kehrseite ist aber ein sich abschwächender Dollar. Die US-Devise beschleunigte im asiatischen Handel denn auch ihre jüngste Talfahrt. Zuletzt kostete sie nur noch 97,37 Yen, verglichen mit Ständen über 98 Yen zu Beginn des Handels und einem Tageshoch von 98,50 am Dienstag.

Der koreanische Won und der malaysische Ringgit legten auf Mehrmonatshochs zu, auch die Rupie erholte sich. In den vergangenen Monaten hatten viele Währungen aus Schwellenländern unter der Sorge vor einem nahen Ende der expansiven US-Geldpolitik gelitten und stark abgewertet. Beim australischen Dollar schlug die anfängliche Erholung zum US-Dollar dagegen um. Grund waren die höher als erwartet ausgefallene Verbraucherpreise. Nach anfänglich 0,9750 US-Dollar ging der Austral-Dollar zuletzt nur noch mit 0,9655 US-Dollar um.

An der Tokioter Börse drückte der zum Dollar starke Yen auf die Stimmung und die Kurse - insbesondere von exportsensiblen Aktien. Händler führten das kräftige Minus aber auch darauf zurück, dass der Markt reif gewesen sei für eine Gegenbewegung, nachdem er an neun der vergangenen zehn Handelstage gestiegen sei.

Unter den Einzelaktien verloren beispielsweise Kyocera 3 und Honda Motor 2,8 Prozent. Auf Unternehmensseite überraschte der Motorenhersteller Nidec mit einer angehobenen Gewinnprognose, worauf die Aktie um 4,5 Prozent zulegte. Jtekt-Aktien verloren dagegen 5,2 Prozent. Der Automobilzulieferer hatte einen unerwartet starken Gewinnrückgang gemeldet. Nach der Präsentation der neuesten iPad-Modelle von Apple am Dienstag verloren die Papiere des Apple-Zulieferes Murata Manufacturing 3,3 Prozent. Hier sei die Kursfantasie aus den neuen Produkten schon vorweggenommen worden, hieß es. Zudem fielen einigen Beobachtern zufolge die Neuerungen bei den Modellen zumindest auf den ersten Blick wenig spektakulär aus.

In Schanghai ging es um 1,2 Prozent abwärts, in Hongkong um 1,4 Prozent. Auf die Stimmung hier drückte ein Bericht, wonach sich das Volumen der Abschreibungen von faulen Krediten bei den drei größten Banken im ersten Halbjahr verdreifacht haben soll. Tagesverlierer waren zuletzt überdurchschnittlich gut gelaufene Aktien aus dem Technologie- und Telekommunikationsbereich.

Am Goldmarkt, wo der Preis in Reaktion auf die US-Arbeitsmarktdaten am Dienstag deutlich bis auf über 1.340 Dollar zugelegt hatte, kam es zu einer leichten Gegenbewegung. Zuletzt kostete die Feinunze 1.335 Dollar. Gold gilt bei vielen Anlegern als Fluchthafen in Zeiten steigender Preise. Dahinter steht die Befürchtung, dass die zunächst weiter ultraexpansiv erwartete US-Geldpolitik früher oder später steigende Preise zur Folge haben wird.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos/flf

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 23:11 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]