Alt 30.05.12, 11:59
Standard Staatsschuldenkrise meldet sich mit Wucht zurück
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FRANKFURT (Dow Jones) - Nachdem die herbeigesehnten Kavallerie-Truppen zur Befreiung der europäischen Aktienmärkte nicht gekommen sind, geht es am Mittwochvormittag an den Börsen in Europa auf breiter Front nach unten. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,2 Prozent auf 2.135 Punkte, der DAX verliert 0,9 Prozent auf 6.338 Punkte. Noch am Dienstag trieben Hoffnungen auf ein neuerliches Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung sowie ein Machtwort der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Rekapitalisierung des Bankensektors im Gemeinsamen Währungsgebiet die Kurse. Allerdings dementierte die Nachrichtenagentur Xinhua groß angelegte Pläne zur Ankurbelung der mittlerweile zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und auch im Frankfurter Euro-Tower blieb es still.

"Dass sich der Markt mittlerweile an solche Strohhalme klammert, zeigt, wie verzweifelt die Lage angesichts des sich in Spanien zusammenbrauenden Ungemachs ist", so ein Börsianer. Wie bei solchen Konstellationen üblich kommt auch der Euro zum Dollar unter Druck und fällt nicht nur auf das frische Jahrestief von 1,2434 Dollar, sondern damit auch den niedrigsten Stand seit dem 1. Juli 2010. Sollte die Unterstützung um 1,25 Dollar nicht halten, sehen Charttechniker Abwärtspotenzial bis auf 1,2150 Dollar. Die als sicherer Hafen geltenden deutschen Bund-Futures ziehen hingegen an, der Kontrakt mit Fälligkeit im Juni steigt um 70 Ticks auf 144,73 Prozent. Mit 144,84 Prozent hat er zuvor ein neues Allzeithoch markiert.

Spanien bleibt Hauptgesprächsthema

Im Fokus in den Handelsräumen ist weiter die Lage in Spanien. Die Sanierung des nach dem Platzen einer Immobilienblase unter faulen Krediten ächzenden Bankensystems kommt die Iberer immer teurer. Die Analysten von Nomura schätzen, dass die Madrider Regierung dafür 50 bis 60 Milliarden Euro aufwenden muss. Gleichzeitig verschlechtern sich allerdings die Refinanzierungsbedingungen für das Land dramatisch. So steigt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen weiter auf 6,612 Prozent. Damit marschiert sie stramm in Richtung von 7 Prozent, ein Niveau, das bereits Irland und Portugal unter den Rettungsschirm von EU und IWF zwang.

Der jüngste Plan zur Rekapitalisierung des drittgrößten Kreditinstituts Bankia, die alleine 19 Milliarden Euro verschlingen dürfte, sieht daher vor, neue Schuldtitel aufzulegen. Diese sollen dann als Sicherheiten bei der EZB eingereicht werden. Laut Financial Times lehnen die Währungshüter dieses Vorhaben allerdings ab, sie befürchten eine Vermischung von Monetär- und Fiskalpolitik. "Die kurzfristige finale Kapitulation als Reaktion auf Spanien steht uns leider noch bevor", sagt ein Händler. Der IBEX verliert in Madrid 1,8 Prozent auf 6.137 Punkte.

Auch die vormittägliche Auktion italienischer Staatsanleihen kommt nicht gut an. Für zehnjährige Schuldtitel musste das einen Staatsschuldenberg mit sich herumschleppende Land mehr als 6 Prozent zahlen, gleichzeitig sank die Nachfrage. "Italien erlebt in den Augen der Investoren gegenwärtig eine von externen Faktoren getriebene Verschlechterung seiner Kreditwürdigkeit", sagt Nicholas Spiro von Spiro Sovereign Strategy.

Die Agenda der Konjunkturdaten ist zur Wochenmitte dünn und noch dazu lediglich mit makroökonomischen Kennziffern aus der zweiten Reihe bestückt. Aus den USA werden am Nachmittag die ausstehenden Hausverkäufe für April erwartet. Volkswirte rechnen mit einem gegenüber dem Vormonat unveränderten Stand.

Zykliker und Banken unter Druck

"Brief" sind an Europas Börsen angesichts der ausbleibenden Kavallerie vor allem konjunktursensitive Aktien sowie Finanzwerte. So verlieren Automobilaktien im Schnitt 1,8 Prozent, Grundstoffwerte gar 2,4 Prozent. Für den europäischen Bankenindex geht es um 1,6 Prozent nach unten. Im DAX fallen BMW um 2,1 Prozent auf 62,68 Euro zurück. China ist für den Hersteller von Luxusfahrzeugen ein wichtiger Absatzmarkt. Für ThyssenKrupp geht es um 2,3 Prozent auf 14,03 Euro nach unten. Damit sind die Papiere des Stahlkochers Schlusslicht im deutschen Leitindex

Gegen den Trend ziehen Metro um 1,9 Prozent auf 23,03 Euro an und sind damit bislang Tagesgewinner. Das Einzelhandelsunternehmen verkauft alle 30 britischen Großmärkte an die Booker Group. Dafür erhält Metro 9,99 Prozent des Aktienkapitals von Booker sowie 15,8 Millionen Britische Pfund in bar.

DJG/jej/ros

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