FRANKFURT (Dow Jones)--Knapp behauptet und damit deutlich von den Tagestiefs erholt ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Der DAX verlor 0,1% oder 5 auf 7.110 Punkte. Vor allem die Euro-Erholung und einige gute US-Konjunkturdaten waren für die Eindämmung der Verluste verantwortlich. So stiegen die US-Hausbau-Beginne zwar mit 3,5% etwas weniger als der Konsens mit 4,8% erwartet hatte, das Minus des Vormonats wurde jedoch deutlich nach oben revidiert auf -8,8% nach vorläufig -10,6%. Auch die Baugenehmigungen zogen um deutliche 8,7% an. Gleichzeitig gingen die Erstanträge auf Arbeitlosenhilfe mit -16.000 stärker zurück als die Erwartung von -7.000 Anträgen.

Gut weggesteckt wurde der schlechtere Philadelphia-Fed-Index. Mit -7,7 unterbot er die Prognose von +8,0. "Das ist dasselbe enttäuschende Bild wie gestern beim Empire-State-Index", sagte ein Händler. Daher sei der Markt weniger überrascht gewesen als am Vortag.

Für kräftigere Kursverluste im Tagesverlauf hatte die Hängepartie um ein neuerliches Hilfspaket für Griechenland gesorgt. Zudem war der Blick auf Athens Innenpolitik gerichtet: Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou will sein Kabinett umbilden und die Vertrauensfrage stellen. Die Vorsitzende des US-Einlagenfonds FDIC, Sheila Bair, äußerte ihre Sorge über die Stabilität des europäischen Bank-Systems. Bei US-Anlegern kam das nicht gut an.

Unsicherheit um den nahenden Verfalltermin an den internationalen Terminbörsen am Freitag tat ihr Übriges. Der Juni-Verfall zählt zu den umsatzstärksten des Jahres und führt oft zu erratischen und starken Kursausschlägen. Bullen und Bären versuchen dann, jeweils für sie günstige Abrechnungspreise bei Optionen zu erzielen. Charttechnisch ist der DAX weiter bei 7.000 Punkten unterstützt. Der Mai-Aufwärtstrend bei 7.132 Punkten bildet den nächsten Widerstand. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 154,2 (Vortag: 118,8) Mio Aktien im Wert von rund 3,96 (Vortag: 3,35) Mrd EUR.

Finanzwerte litten zum Teil weiter unter der möglichen Beteiligung Privater Gläubiger an einem Hilfspaket für die Hellenen: Allianz gaben um 0,6% auf 92,20 EUR nach, Munich Re um 1,2% auf 101,05 EUR. Commerzbank und Deutsche Bank schafften hingegen den Sprung um 0,1% ins Plus.

Konjunktursorgen drückten zunächst alle zyklischen Branchen, besonders Autowerte erholten sich aber am Abend stark. BMW legten 1,7% zu auf 63,44 EUR, VW um 0,8% und Daimler um 0,7%. Nur BASF schlossen noch 0,4% und Linde um 0,6% tiefer.

Deutsche Telekom legten sogar 0,4% zu auf 10,40 EUR zu, obwohl die Abstufung der griechischen OTE durch Moody''s belastete. Die Telekom ist mit 40% an der OTE beteiligt.

Lufthansa zogen um 1% auf 13,95 EUR an. Die wachsende Verunsicherung der Anleger hatte in den vergangenen zwei Tagen zu einem deutlichen Anstieg des Dollar und kräftig nachgebenden Rohölnotierungen geführt.

In der zweiten Reihe des MDAX litten einige Konjunktur-Titel. So gaben Hamburger Hafen um 2,8% und Klöckner um 1,9% nach. Nach Dividendenabschlägen fielen Krones um 1,5% und BayWa 1,1%. Heideldruck legten nach endgültigen Zahlen 0,9% auf 2,73 EUR zu.

Spitzenreiter waren Demag Cranes mit 2,3% Plus auf 45,30 EUR. Terex ist nunmehr bereit, das Gebot für den deutschen Kranbauer zu erhöhen. Unter gewissen Bedingungen will der US-Baumaschinenhersteller 45,50 EUR je Aktie offerieren.

Im TecDAX gab es gute Nachrichten für die Solarwerte: Die Bundesnetzagentur hatte Hoffnungen im Markt bestätigt, wonach die Solarförderung in diesem Jahr nicht mehr gekürzt werden soll. Vertreter von Phoenix Solar oder SMA Solar Technology hatten zuvor mit einer Kürzung der Vergütungen um 3% bis 6% gerechnet. Alle Solarwerte schlossen deutlich im Plus. Solarworld stiegen 3,7%, Centrotherm 2,1%, Manz 3,2% und Q-Cells um 2,2%.

DJG/mod/raz

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