Alt 06.03.17, 11:30
Standard Kann Trump „liefern“ und was wird aus der EU?
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Donald Trump sorgte mit seiner „präsidialen“ Rede vor dem US-Kongress für Party-Stimmung an den Börsen. Der Dow Jones Industrial Index stieg erstmals über 21.000 Indexpunkte und der DAX überwand die „magische“ 12.000-er Marke. Die große Frage ist nun, ob Trump auch den hohen Erwartungen an der Börse gerecht werden kann. Wichtig dafür ist die von ihm angekündigte „historische“ Steuerreform, aber auch welche Maßnahmen er konkret im Handel vorhat, vor allem mit China.

Unabhängig davon steht Europa von einer Zerreißprobe. Im März wird Großbritannien den Brexit vollziehen. Es wird aber auch in den Niederlanden ein neues Parlament gewählt, wo der Rechtspopulist Greet Wilders ein Signal für die Spaltung Europas geben könnte. Dann folgt Ende April/Anfang Mai die noch bedeutsamere Präsidentschaftswahl in Frankreich, wo im Moment noch Marine Le Pen von der Front National vorne liegt. Kommt es zur Spaltung der EU und zur Abwahl der etablierten, demokratischen Parteien?

Trump hält die Weltbörsen in Schwung

Trump überraschte bei seiner ersten Rede vor dem US-Kongress mit einem sehr moderaten und versöhnlichen Ton. Er bestärkte auch seine Visionen, Amerika wieder groß zu machen. Da viele Anleger so eine „positive“ Rede von ihm nicht erwarteten, gingen viele Anleger in den USA vor seiner Rede short, setzten also auf fallende Aktienkurse. Da sich Trump dann aber in einem ganz anderem Gewand zeigte, mussten die sogenannten „Shorties“ , die an den Terminmärkten auf fallende Kurse setzten, ihre Positionen eindecken, um nicht zu hohe Verluste zu erleiden. Dieses sogenannte „Short-Squeeze“ bzw. „Short-Covering“ führte dann zu einem starken Kursanstieg am 1. März und einem neuen Allzeit-Hoch beim Dow Jones Industrial Index (DJI) von erstmals über 21.000 Indexpunkten bzw. 2400 Indexpunkten beim noch wichtigeren S&P-Index.

Die Frage ist, ob diese starken Kurssteigerungen auch gerechtfertigt sind, denn nun muss Trump auch bei der Steuerreform und konkreten Infrastrukturinvestitionen überzeugen, wobei noch unklar ist, wie das alles finanziert werden soll. Die Ausweitung des Rüstungsetats um 54 Mrd. US-Dollar wird vor allem den Rüstungsunternehmen helfen. Die Boeing-Aktie war wegen Trump schon zuvor im Höhenflug.

Druck auf Trump wegen Kontakten zu Russland im Wahlkampf

Zudem muss abgewartet werden, welche konkrete Maßnahmen Trump im bilateralen Handel, insbesondere gegenüber China und der EU, ergreifen wird. Zudem wird Trump wohl weitere Auseinandersetzungen mit den etablierten Medien haben, vor allem welche konkreten Kontakte sein Wahlkampfteam im Vorfeld der Wahlen zu russischen Politikern und zum russischen Botschafter hatte und ob dort wohlmöglich über einen „Sanktionen-Deal“ gesprochen wurde. Die Medien und die Demokratische Partei erhoffen sich hier eine Art „Watergate“ für Trump. Der amtierende Justizminister Jeff Sessions geriet wegen seiner Kontakte als damaliger stellvertretender Wahlkampfleiter des Trump-Teams zum russischen Botschafter Sergei Kisljak während des Wahlkampfes schon in Misskredit. Nun wird sein Rücktritt gefordert, wobei Trump hinter ihm steht.

Umgekehrt macht nun Trump Obama dafür verantwortlich, dass er und sein Wahlkampfteam während des Wahlkampfes auf Anordnung von Obama telefonisch überwacht wurden. Trump spricht seinerseits von einem „Watergate“, was dann aber Obama treffen würde. Obama bestreitet diese Vorwürfe selbstverständlich auch.

Trumps nebulöse Russland-Kontakte werden zum Politikum und Medienspektakel

Die Demokraten fordern jetzt sogar einen Untersuchungsausschuss, um Trumps Kontakte zum russischen Botschafter Sergei Kisljak während des Wahlkampfes zu überprüfen. Dafür soll auch das FBI eingeschaltet werden. Es geht angeblich um geheime Treffen mit hohen Geheimdienstmitarbeitern, Putin-Vertrauten und dem russischen Botschafter Sergei Kisljak, von dem der amerikanischen Geheimdienst Kenntnis hat. Aber auch der britische Geheimdienst und die Zeitung „The Guardian“ recherchieren schon lange in diese Richtung.

Wird die angebliche Putin/Trump-Connection zum Watergate für Trump?

Trump spricht von einer Hetzjagd der Medien und der Demokraten. Es war sicherlich ein großer Fehler von ihm, dass er Teile der amerikanischen Presse als „Feind des Volkes“ bezeichnet und es selbst glaubt, die Stimme des Volkes zu sein. Angeblich soll noch kein Präsident in den USA so verhasst sein wie Trump. Aber auch das stimmt nicht ganz. Er hat immer noch 44 Prozent der Stimmen hinter sich, die seine gegenwärtige Politik gutheißen. Es gibt auch Demonstrationen port Trump und nicht nur gegen Trump, die zum Teil der „Investmentguru“ und Trump-Gegner George Soros und Hillary Clinton mit organsiert haben sollen. Das amerikanische Volk ist gespalten, das europäische aber auch. Gespannt sein darf man auch, welchen „Deal“ Trump nun konkret mit Putin in Zukunft heraus handeln will, wobei sie sich beim Kampf gegen den IS schon jetzt besser gegenseitig unterstützen wollen.

Snap-Euphorie ist ein erstes Warnsignal einer „irrationalen Übertreibung“

Nach der Trump-Rally gab es am 2. März an der Wall Street auch noch eine „Snap-Euphorie“, die die Technologie-Aktien an der NASDAQ beflügelte. Der Börsengang, neudeutsch IPO, von Snap Inc. mit der App Snapshot, was eine Konkurrenz zu Whats App ist, war zehnfach überzeichnet und der Börsenkurs stieg am ersten Börsentag um über 40 Prozent gegenüber dem IPO-Preis von 17 US-Dollar, womit Snap schon mehr wert war als die Deutsche Bank AG. Dabei macht das Unternehmen noch hohe Verluste und das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt fast 50, also doppelt so viel wie bei dem IPO von Facebook.

Endet Snap wie Twitter?

Während sich der Kurs von Facebook ausgehend vom Tief von 20 auf nunmehr 137 US-Dollar mehr als versechsfacht hat, fiel der Kurs von Twitter nach dem ersten Hype von 70 auf unter 20 US-Dollar, obwohl Trump mit seinem täglichen „Getwitter“ jetzt ordentlich Werbung für Twitter macht. Ich halte die Kurse von 27 US-Dollar für Snap bei einem IPO-Kurs von 17 US-Dollar für eine „irrationale Übertreibung“ und diese Übertreibung ist eher ein Warnsignal für die Zukunft, ebenso wie die geplante Mega-Übernahme von Unilever durch Kraft für 147 Mrd. €, die aber geplatzt ist.

Bitcoins performen besser als Gold

Gold gab in den letzten Tagen seit Ende Februar von 1255 auf 1235 US-Dollar/Unze leicht nach. In 1 Jahr ist Gold sogar in US-Dollar mit 1,8 Prozent im Minus. Dagegen stieg die Kryptowährung Bitcoins auf ein neues Allzeit-Hoch von 1250 €. Bitcoins war schon im letzten Jahr einer der besten Geldanlagen der Welt mit einer Kursverdopplung, weit besser als Gold. Bitcoins werden auch als Alternative zu Papiergeld gesehen, falls es zu einer Währungsreform kommen sollte. Da hinter Bitcoins – anders als bei Gold - aber keine Substanz bzw. Kapitaldeckung, also kein innerer Wert, steckt, kann es sich auch um eine perfekte Blase handeln.

Rechtspopulisten auf dem Vormarsch – auch in Europa?

Der Monat März wird in Europa durch eine Reihe von politischen Ereignissen beeinflusst werden wie der Brexit, aber auch die Wahlen in den Niederlanden, wo der Rechtspopulist Greet Wilders in die Fußstapfen von Trump schlüpfen könnte. Dies wäre vergleichbar mit der Wahl von Trump in den USA, also eine Wahl pro Rechts-Populismus und contra etablierte Parteien und gegen etablierte Politiker bzw. gegen das sognannte „Establishment“. Dies könnte sich dann bei den Präsidentschaftswahlen am 7. Mai in Frankreich fortsetzen, wo sich Marine Le Pen Hoffnungen machen kann, als neue Präsidenten Frankreichs gewählt zu werden. Die Chancen dafür sind zwar gering zumindest beim zweiten Wahlgang, aber nichts ist unmöglich. In jedem Fall dürften die Börsen in Europa in den nächsten Wochen stark von politischen Ereignissen beeinflusst werden.

„Exotenbörsen“ aus Osteuropa können outperformen

Der DAX überschritt wegen der Trump-Rally die magische 12.000-er Marke und der EuroStoxx stieg auf das neue Jahres-Hoch von 3400 Indexpunkten. Von der Trump-Rally profitierten aber nicht nur die westeuropäischen Börsen, sondern auch die osteuropäischen Börsen vor allem die Warschauer Börse, wo es auch eine rechtspopulistische Regierung gibt, ebenso wie in Ungarn. Selbst die Börse Istanbul zählt in diesen Jahr trotz Erdogan zu den am besten performenden Börsen der Welt und die türkische Lira hat sich zuletzt auch sogar erholt.

Am besten schnitt die Börsen aus Kasachstan (+30 Prozent) und Polen (+19 Prozent), aber auch die Balkan-Bösen aus Slowenien, Kroatien und Rumänien machen viel Freude und können mit einem Plus über 10 Prozent seit Jahresbeginn sowohl den DJI als auch den DAX klar outperformen. Dagegen gab es an der Moskauer Börse fortgesetzte Gewinnmitnahmen, was nach einem Plus von über 50 Prozent im letzten Jahr auch verständlich ist.

Erst informieren, dann investieren.

Der sehr treffsichere ESI-Seminar-Indikator stand im November 2016 auf „Hold“, was bisher richtig war. Die Moskauer Börse stieg nach dem Wahlsieg von Trump in 2016 auf ein neues Allzeit-Hoch beim MICEX-Index auf Rubel-Basis und der RDX-Index auf Euro-Basis sogar um über 50 Prozent, ebenso wie Aktien aus Kasachstan, wo sich die Kurse in 1 Jahr fast verdoppelten. 10 Börsen aus Osteuropa konnten auch in 2016 den DAX klar outperformen und in diesem Jahr schon 7 Börsen aus Osteuropa.

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Interview-Hinweise: Andreas Männicke wurde am 26. Januar 2017 im Aktionärs TV über aussichtsreiche Aktien in Russland und über Rohstoffe befragt. Dort wurde auch Polen als Favorit in Zentralosteuropa benannt (bisher schon +19 Prozent, also weit besser als der DAX). Das letzte Radio-Interview war am 17. Januar 2017 in Börsen Radio Networks. Das nächste Radio-Interview ist am 6. März 2017 mit Börsen Radio Networks über Osteuropa. Sie können sich das Interview jetzt bei www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ runterladen, ebenso wie das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 128:



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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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