Alt 09.11.15, 10:12
Standard Tokio und Schanghai auf Zweieinhalbmonatshochs
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Kräftige Kursgewinne haben die beiden Leitbörsen in Tokio und Schanghai am Montag auf die höchsten Stände seit zweieinhalb Monaten katapultiert. In Tokio ging es um 2 Prozent nach oben mit dem Nikkei-Index auf 19.642 Punkte, der Shanghai-Composite schaffte nach dem 6-prozentigen Vorwochenanstieg ein Plus von 1,6 Prozent auf 3.647 Punkte.

Die jüngste Rally in Schanghai wurde befeuert von Spekulationen auf weitere konjunkturstimulierende Maßnahmen. Angesichts von im Oktober bereits den vierten Monat in Folge gesunkenen chinesischen Exporten nehme der Druck auf Peking zu, hieß es. Zudem gingen die Ausfuhren stärker zurück als von Experten geschätzt. Einen regelrechten Einbruch um fast 19 Prozent erlebten außerdem erneut die Importe, ein Zeichen für eine schwache Binnennachfrage, die Peking erklärtermaßen ankurbeln will.

Für Kauflaune sorgte aber auch, dass Peking die seit Monaten untersagten Börsengänge wieder zulassen will. Zehn bereits genehmigte Börsengänge sollen einer Mitteilung zufolge innerhalb von rund zwei Wochen über die Bühne gehen. Als es im Sommer zu heftigen Verwerfungen an den chinesischen Kernlandbörsen gekommen war, hatten die Behörden darauf mit einem ganzen Bündel an Handelsverschärfungen reagiert, unter anderem der vorübergehenden Untersagung von Börsengängen. Offenbar geht Peking davon aus, dass die vor vier Monaten ergriffenen Notfallmaßnahmen das Vertrauen der Märkte wiederhergestellt haben.

Die Regulierer rechneten mit einer Fortsetzung der Rally, deshalb würden die Börsengänge nun wieder erlaubt, kommentierte Fondsmanager Louis Lu von CSOP Asset Management. Nach Definition der Börse ist der Aktienmarkt in Schanghai nach der 20-prozentigen Erholung vom jüngsten Tief in der vergangenen Woche wieder in den Bullenmodus übergegangen. Mit dem Überwinden der 3.500er Marke, dürften weitere Käufe folgen, vermuten Analysten.

In Tokio versetzte neben soliden Unternehmensergebnisse vor allem der schwache Yen die Akteure in Kauflaune. Der Dollar verteuerte sich nach den sehr guten und damit Zinserhöhungsspekulationen schürenden US-Arbeitsmarktdaten bereits am Freitag auf deutlich über 123 Yen und verteidigte dieses Niveau mit zuletzt 123,46. Das ist der höchste Dollarkurs seit Ende August. Er verbessert die Wettbewerbsposition japanischer Exportunternehmen.

An den anderen Börsen der Region dämpften die neuerlich anämischen Konjunkturdaten aus China die Stimmung dagegen eher. In Seoul ging es um 0,8 Prozent nach unten mit dem Aktienindex, in Malaysia tat sich fast nichts, obwohl dort die Industrieproduktion im September unerwartet stark gestiegen ist. Sorgen vor einer zukünftigen Abschwächung hätten die guten Daten aber verdrängt, hieß es.

In Sydney ging es um 1,8 Prozent mit Abstand am stärksten nach unten. Hier war es das kräftige Minus beim Schwergewicht BHP Billiton, das den Index drückte. Die Aktie verlor 5,6 Prozent und vollzog damit am Freitag in Europa bereits gesehene Abschläge nach. Auslöser war, dass bei einer von BHP mitbetriebenen Eisenerzmine in Brasilien ein Damm gebrochen ist, der für noch unbestimmte Zeit eine Stilllegung der Mine erzwingt. BHP prüft nun, ob man wegen der Katastrophe am bisherigen Gewinnausblick festhalten kann.

Neben BHP Billiton verunsicherten fallende Rohstoffpreise die Anleger an der stark rohstofflastigen Börse in Australien. So befindet sich der Eisenerzpreis auf einem Viermonatstief und auch die Ölpreise sind zuletzt wieder gesunken. Der Kupferpreis stieg zwar jüngst, gestützt von einem Anstieg der Kupfernachfrage aus China, er befindet sich aber immer noch im Bereich seiner Sechsjahrestiefs. Gerade mit der Perspektive im Dezember womöglich steigender US-Zinsen animiert das die Akteure dazu, Aktien aus dem Rohstoffkomplex zu verkaufen.

Für Verunsicherung sorgte außerdem, dass der schuldenüberfrachtete Ölförderer Santos sein Kapital erhöhen will, zusätzlich zum Verkauf einer Beteiligung an einem Gasfeld. Die Aktie ist deswegen vom Handel ausgesetzt. Rio Tinto verloren 3,5 Prozent, der Kurs des Eisenerzförderers Fortescue kam um 1,3 Prozent zurück.

In Singapur stieg der Kurs der Reederei Neptune Orient Lines und markierte zwischenzeitlich ein Fünfmonatshoch. Das mit Schwierigkeiten kämpfende 1,9 Milliarden Dollar schwere Unternehmen hatte mitgeteilt, in frühen Gesprächen sowohl mit A.P. Moller-Maersk als auch mit CMA CGM über seinen eigenen Verkauf zu verhandeln. Aktuell befindet sich das Unternehmen im Besitz der staatlichen Temasek Holdings.

Zu den Kursgewinnern in Tokio gehörten Versicherer wie Dai-ichi Life (+5,1 Prozent). Sie profitierten von der Erwartung steigender US-Zinsen, weil sich damit das Geschäftsumfeld der Branche verbessern würde. Die Toshiba-Aktie verlor dagegen 7,5 Prozent, nachdem das Unternehmen im ersten Geschäftshalbjahr in die roten Zahlen gerutscht ist.

Olympus schossen um 17 Prozent nach oben, nach einem Nettogewinnanstieg um 60 Prozent. Nippon Telegraph & Telephone (NTT) legten um gut 4 Prozent zu, gestützt von einem angehobenen Ausblick.

In Seoul stieg der Kurs von Hanmi Pharmaceutical um 21 Prozent auf ein Allzeithoch in Reaktion auf eine Entwicklungspartnerschaft mit Sanofi zur Behandlung von Diabetis. Hanmi wird dabei unter anderem eine Vorabzahlung von 400 Millionen Euro von Sanofi erhalten.

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