Alt 05.11.15, 12:25
Standard Schanghai nach erneuter Rally wieder im Bullenmodus
Beitrag gelesen: 440 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Aktienmärkte in Südostasien haben am Donnerstag zunächst unter Zinsängsten in den USA gelitten. Doch der Schrecken darüber legte sich an den meisten Börsen der Region. Vor allem Schanghai und Tokio schlossen mit deutlichen Aufschlägen. US-Notenbankgouverneurin Janet Yellen hatte am Mittwoch wiederholt, dass eine US-Zinserhöhung im Dezember eine reale Möglichkeit sei.

Der Nikkei-225 zog angeschoben von einem zum Yen stärkeren Dollar um 1,0 Prozent auf 19.116 Punkte an. Händler sprachen aber auch von andauernder Euphorie über das fulminante Börsendebüt der japanischen Post und ihrer Finanzarme am Vortag. Der Schanghai-Composite gewann 1,8 Prozent auf 3.523 Punkte und stieg damit auf ein Zweieinhalbmonatshoch. Gleichzeitig drehte der Markt wieder in den Bullenmodus - definiert als Anstieg von 20 Prozent über dem jüngsten Tief. Das hatte der Index nach der Ausverkaufswelle im August erreicht.

Die am Vortag bekannt gewordenen Pläne über eine mögliche Verknüpfung der Börsen in Hongkong und Shenzhen und damit die faktische Öffnung der Mittelstands- und Kleinwertebörse für ausländische Investoren elektrisierte die Anleger weiter. Die Börse in Shenzhen gewann zwar nur 0,2 Prozent, hatte aber bereits am Vortag 5 Prozent zugelegt. Die Hoffnung globaler Geldzuflüsse in chinesische Aktien befeuerte die Spekulation, der Indexbetreiber MSCI könnte in den USA gelistete Titel chinesischer Unternehmen in Kürze deutlich stärker gewichten.

Zudem knüpften Anleger große Hoffnung an das Treffen von Präsident Xi Jinping mit seinem taiwanischen Amtskollegen Ma Ying-jeou am Wochenende. Erstmals seit Ende des chinesischen Bürgerkrieges 1949 und der anschließenden Teilung Chinas treffen die Präsidenten beider chinesischer Staaten zusammen. "Das Treffen wird als Hinweis darauf verstanden, dass eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit angestrebt wird. Zusammen mit dem wirtschaftsfreundlichen Fünfjahresplan entwickelt sich das Umfeld ziemlich 'bullisch'", sagte Chefhändler Gerry Alfonso von Shenwan Hongyuan Securities.

In Taipeh auf Taiwan sah man das allerdings etwas anders. Anleger sahen eher die Volksrepublik als möglichen Gewinner einer vertieften Zusammenarbeit. Das Misstrauen gegen über dem "roten China" blieb hoch. Der Aktienmarkt schloss knapp im Minus.

Auch in Australien gab es nichts zu feiern: der Preisverfall am Rohstoffmarkt belastete den Aktienmarkt in Sydney, der eine hohe Korrelation zu den Rohstoffpreisen aufweist. Zudem nahm der australische Notenbankpräsident Glenn Stevens der Spekulation auf geldpolitische Lockerungen den Wind aus den Segeln. Der Geldpolitiker bekräftigte seine Ansicht, dass eine niedrige Inflation kein Selbstläufer für Zinssenkungen darstelle. Die Wirtschaft außerhalb des Bergbausektors beginne im Übrigen zu wachsen.

Am Devisenmarkt legte der US-Dollar mit der Aussicht auf bald steigende Zinsen auf breiter Front zu. Zum Yen stieg der Greenback auf 121,48 nach Wechselkursen am Vortag um die Marke von 121 Yen. Zwischenzeitlich ermäßigte sich der Yen auf den tiefsten Stand seit August und fiel bis auf 121,71.

Unter den Einzelwerten gewannen SoftBank in Tokio 0,5 Prozent. Der Mischkonzern lieferte durchwachsene Quartalszahlen und will Tausende von Stellen bei der Tochter Sprint streichen. Japan Post Holdings zogen nach ihrer Debütrally des Vortages um weitere 3,4 Prozent an, auch die Kurse der beiden Finanzarme stiegen weiter. Honda Motor fielen dagegen um 1,8 Prozent zurück. Der Automobilhersteller hatte im abgelaufenen Quartal den Gewinn deutlich erhöht und die Prognose bestätigt. Allerdings hinkt Honda im Vergleich mit Wettbewerber Nissan Motor und Toyota hinterher, die ihre Gewinnentwicklung rosiger darstellten.

Toshiba hat im ersten Geschäftshalbjahr laut der Zeitung Nikkei erstmals seit sechs Jahren wieder einen Verlust geschrieben. Der Konzern teilte in einer Stellungnahme mit, die Halbjahreszahlen würden ähnlich wie von der Zeitung berichtet ausfallen. Der Kurs sank um 0,4 Prozent.

Die Aktien des Airbag-Herstellers Takata brachen um weitere 25,2 Prozent ein, nachdem Honda als wichtigster Kunde auf den Bezug bestimmter Airbag-Inflatoren von Takata verzichtet hatte. Nach dem Ausweis von Quartalszahlen büßten Mazda Motor 0,7 Prozent ein. Mitsubishi Corp. fielen um 6,2 Prozent nach einem Gewinneinbruch und gesenkten Ausblick. Angetrieben von einer Dividendenerhöhung zogen Japan Tobacco um 6,8 Prozent an. In Singapur legte der Kurs des Flughafensienstleisters SATS nach einem Gewinnsprung um 2,4 Prozent zu.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/gos

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 11:22 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]