Alt 29.10.15, 09:08
Standard Aussicht auf höhere US-Zinsen bremst Börsen
Beitrag gelesen: 424 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Anders als in den USA haben die ostasiatischen Aktienmärkte am Donnerstag überwiegend mit Verlusten auf die wieder wahrscheinlicher gewordene Zinserhöhung im Dezember in den USA reagiert. Hintergrund sind die Aussagen der US-Notenbank zur am Mittwoch wie erwartet ausgebliebenen Zinsanhebung. Die Währungshüter sind demnach weniger besorgt darüber, dass eine flaue Weltkonjunktur und volatile Finanzmärkte das Wachstum in den USA bremsen könnten, und hoben das nächste Treffen im Dezember explizit hervor: Dort werde man analysieren, "ob eine Zinserhöhung angebracht ist".

"Die Fed war etwas falkenhafter als viele das erwartet hatten", kommentierte Ilya Feygin, Direktor beim Brokerhaus WallachBeth Capital. Während die Anleger in den USA mehr die offenbar günstigere Konjunkturentwicklung in den Fokus stellten, legten die Akteure in Ostasien ihr Augenmerk eher auf den Zinsaspekt. Hier geht die Sorge um, dass steigende US-Zinsen zum Abfluss von in Schwellenländern angelegten Geldern führen könnten.

In Schanghai legte der Aktienmarkt zwar um 0,4 Prozent zu und auch in Tokio ging es minimal aufwärts, an den anderen Plätzen gaben die Kurse dagegen nach. Am stärksten ging es in Sydney abwärts mit 1,3 Prozent. Hier drückte eine Gewinnwarnung des landesweit größten Einzelhändlers Woolworths auf die Stimmung.

In Tokio stieg der Nikkei-Index um knapp 0,2 Prozent auf 18.935 Punkte. Der Index bewegt sich damit weiter in der Nähe eines Zweimonatshochs. Gestützt wurde er zum einen von weiter schwelende Hoffnungen, dass die japanische Notenbank am Freitag ihre Geldpolitik zur Ankurbelung der Konjunktur und des Preisauftriebs nochmals lockern könnte. Zum anderen legte die Industrieproduktion im September wider Erwarten um 1 Prozent zu, was aber die erstgenannten Hoffnungen auch wieder etwas dämpfte. Laut den Experten von Goldman Sachs könnte die Bank of Japan damit wieder etwas Zeit gewonnen haben.

Der Yen, der nach den Aussagen der US-Notenbank zum US-Dollar am späten Mittwoch zunächst nachgab auf 121,50 je Dollar, erholte sich vor diesem Hintergrund denn auch wieder. Der Greenback ging zuletzt mit 120,75 Yen um, etwas höher als zur gleichen Vortageszeit. Der neuseeländische Dollar gab derweil zum US-Dollar nach auf 0,6666, nachdem er am Vorabend noch kurz bis auf 0,6708 gestiegen war in einer ersten Reaktion auf die Entscheidung der neuseeländischen Notenbank, die Zinsen wider der Erwartung vieler Akteure nicht zu senken und zunächst noch abzuwarten. Die Notenbank machte aber dennoch deutlich, dass sie nicht an einem steigenden Kurs ihrer Währung interessiert ist.

Der Goldpreis erholte sich etwas von dem Rücksetzer in Reaktion auf die Aussagen der Fed. Die Feinunze kostete 1,169 Dollar, verglichen mit Preisen um 1.154 Dollar im späten US-Handel. Vor der Ankündigung im Dezember womöglich steigender Zinsen hatte das zinslos gehaltene Edelmetall noch über 1.180 Dollar gekostet.

Am chinesischen Aktienmarkt richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger nach der jüngsten Zinssenkung auf die laufenden Beratungen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Hier dürften die Weichen für die kommenden fünf Jahre gestellt und möglicherweise Reformen angekündigt werden, hieß es. Gerry Alfonso, Handelsexperte bei Shenwan Hongyuan Securities, erwartet Beschlüsse, die vor allem günstig für den Autosektor und andere konsumrelevante Sektoren sein dürften. Branchen mit langsamerem Wachstum wie Eisen und Stahl dürften dagegen eher vernachlässigt werden.

Gefragt waren Aktien von Unternehmen, die von einer höheren Geburtenrate profitieren könnten, angesichts zunehmender Spekulationen, dass Peking seine Ein-Kind-Politik lockern könnte. Demnach könnte es Familien demnächst erlaubt werden, zwei Kinder zu haben. Goodbaby International zogen um 8,6 Prozent an, Biostimes um 5,8 Prozent. In Shenzhen kletterten Beingmate Baby & Child Food um 4,8 Prozent.

In Seoul zeigten sich Samsung mit einem Plus von 1,3 Prozent besser als der breite Markt. Der Elektronikkonzern schaffte endlich den lang erwarteten Gewinnanstieg und verdiente mit 5,5 Billionen Won (umgerechnet rund 4,4 Milliarden Euro) 29 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wie von den Südkoreanern bereits angedeutet, lässt der Technologiegigant seine Aktionäre stärker am Gewinn teilhaben. Angesichts eines fast 30-prozentigen Gewinnanstiegs erhöht Samsung die Dividende und kauft Aktien zurück.

Nintendo standen nach der Vorlage von Quartalszahlen dagegen stark unter Druck mit einem Minus von fast 9 Prozent. Der Spieleentwickler schrieb zwar im Gegensatz zum Vorjahr schwarze Zahlen, Analysten hatten aber einen noch deutlich höheren Gewinn erwartet. Zudem verschob Nintendo den Start seiner ersten Spiele-App für Smartphones auf März 2016. Fujitsu verloren 2,2 Prozent, nachdem das Unternehmen während des Handels einen Nettoverlust für das erste Halbjahr gemeldet hat.

Toshiba legten um 1,2 Prozent zu. Der Elektronikkonzern hatte mitgeteilt, sich von seinem Geschäft mit Bildsensoren zu trennen mittels eines Verkaufs an Sony. Sony gewannen 0,9 Prozent.

In Sydney standen Woolworths unter Druck. Sie verloren 9,8 Prozent, nachdem der Supermarktbetreiber unter anderem wegen des hohen Wettbewerbsdrucks eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte. Für Wesfarmers ging es in diesem Sog um 4,3 Prozent abwärts. Das Unternehmen ist Besitzer des Woolworts-Konkurrenten Coles.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/cln

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 11:39 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]