Alt 09.10.15, 11:14
Standard Erholung der Rohstoffpreise macht Anlegern Mut
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TOKIO / SCHANGHAI (Dow Jones) - Gute Vorgaben der US-Börsen und die Hoffnung auf noch länger extrem niedrige US-Zinsen haben am Freitag an den Börsen in Ostasien für Kauflaune gesorgt. Davon profitierte vor allem der Rohstoffkomplex. Hintergrund der Zinsspekulationen sind die in dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung zu findenden Aussagen. Demnach sorgen sich die US-Notenbanker vor allem um die zu niedrige Inflation und hatten deswegen im September wider Erwarten vieler Marktteilnehmer die avisierte Zinserhöhung erneut verschoben.

"(Das Fed-Treffen) signalisiert, dass eine US-Zinserhöhung wohl erst 2016 wahrscheinlich ist angesichts der Sorgen über den globalen Ausblick", kommentierte Investmentstratege Matthew Sherwood von Perpetual Investment Management die Erwartungshaltung am Markt. Insofern seien die schwachen US-Arbeitsmarktdaten vor Wochenfrist Musik in den Ohren vieler Anleger gewesen.

In Tokio gewann der Nikkei-Index vor dem verlängerten Wochenende 1,6 Prozent auf 18.438 Punkte und setzte damit seine am Donnerstag unterbrochene Aufwärtsbewegung fort. In Sydney ging es um 1,3 Prozent nach oben, bereits den fünften Tag in Folge. Die Wochenbilanz zeigt eine Anstieg von 4,5 Prozent, der stärkste seit 2011. Gewinne gab es auch in Hongkong und Schanghai. In Schanghai stieg das Börsenbarometer am zweiten Tag nach der einwöchigen Feiertagsunterbrechung weiter und zwar um 1,3 Prozent. Unterstützung lieferten auch wieder auflebende Spekulationen über neuerliche konjunktur- und geldpolitische Stimuli Pekings. In Südkorea wurde wegen eines Feiertags nicht gehandelt.

Zu den Gewinnern zählten neben Aktien auch Rohstoffe. Ängste vor einem Überangebot wurden zunächst zerstreut von den Hoffnungen auf eine fortgesetzt lockere Geldpolitik. Im Handel war auch von einer Erleichterungsrally die Rede. Davon profitierten auch die Währungen vieler Schwellenländer, weil mit einer weiter auf sich warten lassenden Zinserhöhung in den USA auch die Gefahr von Kapitalabzug aus diesen Ländern abnimmt. Der Preis der Feinunze Gold kletterte auf zuletzt gut 1.148 Dollar, verglichen mit 1.140 am späten Donnerstag in den USA.

Das Barrel Öl der Nordseesorte Brent kostete 53,70 Dollar, über 2 Dollar mehr als im Tief am Donnerstag. WTI-Öl erklomm erneut die 50er Marke. Für steigende Preise habe auch die Befürchtung gesorgt, dass das militärische Eingreifen Russlands in Syrien die Ölversorgung aus der Region beeinträchtigen könnte, hieß es.

Die Preise für Metalle wie Aluminium, Kupfer, Blei und Zink stiegen weiter. Die beiden ersteren notierten auf Zweiwochenhochs, der Zinkpreis stieg um über 6 Prozent, gestützt davon, dass der Rohstoffriese Glencore angekündigt hatte, die Zink-Jahresproduktion zu senken und Minen zu schließen. Damit sinkt die weltweite Zinkjahresproduktion um rund 4 Prozent. Rückenwind erhielt der gesamte Rohstoffkomplex aber auch über den von den Zinsüberlegungen tendenziell geschwächten Dollar. Da Rohstoffe in Dollar abgerechnet werden, macht sie ein schwächerer Dollar für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger.

Die Erholung bei den Rohstoffpreisen bescherte dem australischen Energiesektor allein in dieser Woche ein Plus von 12 Prozent, wie der Broker IG berichtete. Das sei der höchste Wochenanstieg seit Februar 2012 gewesen. Unter den Einzelwerten in Sydney gewannen Santos 8,6 Prozent, womit sich das Plus der Aktie seit Wochenbeginn auf über 40 Prozent summierte. Woodside Petroleum legten um 2,6 Prozent zu. Die Schwergewichte BHP Billiton und Rio Tinto gewannen 2,4 bzw. 3,8 Prozent.

In Tokio zog der Kurs des Großhandelshauses Sumitomo um 6,2 Prozent an, für Nippon Steel & Sumitomo Metal ging es um 5,3 und für den Ölförderer Inpex um 3,6 Prozent nach oben.

Es gibt aber trotz der Rohstoffrally auch weiter skeptische Stimmen im Markt. "Was wir sehen ist nur ein Rückkauf gebeutelter Aktien", warnte Aktienstratege Eiji Kinouchi von Daiwa Securities. Er setze in den kommenden Wochen eher auf binnenkonjunkturgetriebene Aktien, weil die Regierung in Tokio mit weiteren konjunkturstützenden Maßnahmen aufwarten dürfte.

Steil abwärts um 9,8 Prozent ging es für den Einzelhändler Fast Retailing nach einer gesenkten Umsatz- und Gewinnprognose. Sony zogen ähnlich wie der breite Markt um 1,8 Prozent an. Die von Sony am Vortag angekündigte Preissenkung der Playstation in den USA und Kanada sorgte damit für keinen Extraimpuls. Laut Nomura-Analyst Yu Okazaki war dies ohnehin zu erwarten gewesen, nachdem Sony zuvor bereits die Preise in Japan gesenkt habe.

In Hongkong stiegen einige Bankenaktien stärker als der Gesamtmarkt. Sie profitierten laut Teilnehmern vom Start der ersten Phase von Peking erlaubter grenzüberschreitender Yuan-Transaktionen. Damit können mehr Banken außerhalb Chinas am inländischen Zahlungsverkehr teilnehmen. Bislang ist dies nur BOC Hong Kong und BOC (Macau) gestattet. Andere Banken wie Bank of China (+4 Prozent), Standard Chartered (+2,2 Prozent) und Bank of East Asia (+2,9 Prozent) wollen nun ebenfalls einsteigen und wurden im Hinblick darauf gekauft.

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