Alt 08.10.15, 12:07
Standard China-Börsen schöpfen Nachholbedarf nur zum Teil aus
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Mit einem deutlichen Plus haben sich die Börsen in China am Donnerstag aus der einwöchigen Handelspause rund um den chinesischen Nationalfeiertag zurückgemeldet. Durch die Erholung an den Börsen weltweit in den vergangenen Tagen hatte sich in Schanghai und Shenzhen einiges an Nachholbedarf aufgebaut; auch am Mittwoch lieferten die US-Börsen wieder eine gute Vorlage.

Außerdem verabschiedete Peking während der Handelspause wieder konjunkturstützende Maßnahmen wie eine Steuerentlastung beim Kauf von Pkw bis zu einer bestimmten Motorgröße. Außerdem wurde der erforderliche Eigenmittelbedarf gesenkt für kreditfinanzierte Immobilienkäufe. Der Shenzhen-Composite gewann 4 Prozent, an der Start-up-Börse ChiNext ging es sogar um 5,2 Prozent nach oben. Der Shanghai-Composite gewann zwar ebenfalls immerhin 3 Prozent auf 3.144 Punkte. Allerdings hatte beispielsweise der Hang-Seng-Index in Hongkong während der Feiertagswoche 7 Prozent gutgemacht und der Index der dort notierten Unternehmen aus dem chinesischen Kernland sogar 9 Prozent.

An den anderen Plätzen in Ostasien und in Australien hielten sich zumeist kleinere Gewinne und Verluste in etwa die Waage. In Tokio gab der Nikkei-Index nach sechs Tagen in Folge aber um 1 Prozent nach auf 18.141 Punkte. Hier belasteten deutlich schlechter als erwartet ausgefallene Maschinenbauaufträge. Die Daten gelten zwar als notorisch volatil, allerdings war es bereits der dritte Monatsrückgang in Folge.

Der schwache Auftragseingang nähre Zweifel an der Argumentation der japanischen Notenbank, wonach die Unternehmen ihre Investitionen ausweiten dürften, was auch anziehende Löhne zur Folge haben werde und die Notenbank ihrem Inflationsziel von 2 Prozent näherbringe, hieß es. Im Kern rutschten die Maschinenbauaufträge in einen Abwärtstrend angesichts des eingetrübten globalen Wirtschaftsausblick, warnten die Analysten von Mitsubishi UFJ Research.

Zum Markt in China kommentierte Goldman Sachs, dass die Bewertungen inzwischen auf Niveaus gesunken seien, die deutlich weniger besorgniserregend seien, "die Reparatur ist fast erledigt". Dazu gehöre auch, dass das Volumen der kreditfinanzierten Aktienpositionen bei den Brokern massiv gesunken sei und nur noch etwa 2,2 Prozent der Marktkapitalisierung ausmache. Nach dem Absturz des Index um 39 Prozent von seinem Hoch im Juni liege das gewichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis nur noch bei 11.

In Sydney, wo es bereits den vierten Tag in Folge aufwärts ging, sprachen Händler von Rückenwind für Rohstoffaktien, die alle anderen Sektoren hinter sich ließen. Ausgelöst hätten ihn höhere Rohstoffpreise, ein verbesserter Ausblick für China und die Schwäche des US-Dollar BHP Billiton gewannen 3,1 Prozent und Rio Tinto 1,9 Prozent. Für die BHP-Abspaltung South32 ging es sogar um 8 Prozent nach oben. Auch einige Aktien aus dem Ölsektor wie Santos und Origin Energy legten kräftig zu, was Händler neben dem jüngsten Ölpreisanstieg mit Nachholbedarf erklärten.

Qantas Airways litten dagegen unter den gestiegenen Ölpreisen und verbilligten sich um 3,2 Prozent. Auch an den anderen Börsen gaben die Kurse von Fluglinien nach. Japan Airlines verloren 3,9 Prozent, All Nippon Airways 2,7 Prozent und Cathay Pacific 0,9 Prozent.

Im Einzelhandelssektor verbilligten sich die in Tokio notierten Aeon um gut 7 Prozent, belastet von einem nur langsamen Anstieg des Nettogewinns.

Am Devisenmarkt gaben viele Währungen zum US-Dollar nach. Händler sprachen hier von einer Gegenreaktion auf die jüngsten Gewinne, die wiederum ausgelöst worden waren von Spekulationen über eine sich weiter nach hinten verschiebende Zinserhöhung in den USA. So verzeichneten beispielsweise der Ringgit und die Rupiah am Mittwoch die größten Tagesgewinne der vergangenen sieben Jahre.

Verbale Unterstützung für die Währungen der Region kam von der Geldpolitik. Der stellvertretende chinesische Notenbankchef Yi Gang sprach von andauerndem Wachstum in China, das die Währung des Landes stabilisiere und das der Notenbank erlaube, den Yuan dem freien Spiel der Kräfte am Markt zu überlassen.

Dafür spricht nach Ansicht der Commerzbank auch, dass der Abstand zwischen On- und Offshore-Yuan nach einer Anhebung des Referenzkurses für den Yuan durch Peking am Donnerstag wieder weniger als 50 Pips betrage. Damit liege der Spread wieder im normalen Bereich von vor der "einmaligen Abwertung" der chinesischen Währung. Ob der Markt ein neues "Gleichgewicht" bei etwa 6,35 Yuan finde, werde man zwar erst in einigen Tagen sehen. Falls dies eintrete, dürfte es für die chinesische Zentralbank nicht notwendig sein, stärker in den Markt einzugreifen.

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