Alt 06.10.15, 11:38
Standard Anleger setzen weiter auf großzügige Notenbanken
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TOKIO (Dow Jones) - Mit Kursaufschlägen haben die Börsen in Asien den Handel am Dienstag beendet. Weiterhin stützten Hoffnungen auf eine Verschiebung der Zinswende in den USA sowie weitere Stimulierungsmaßnahmen durch die chinesische Notenbank und die Bank of Japan (BoJ) die Kurse. Das stärkste Plus verzeichnete der Nikkei-225 in Tokio, der um 1,0 Prozent auf 18.186 Punkte stieg. Hier stand die Sitzung der japanischen Notenbank im Blickpunkt, deren Ergebnis am Mittwoch bekannt gegeben wird. Nach zuletzt erneut schwachen Konjunkturdaten erwarten Investoren weitere Schritte zur Unterstützung der Konjunktur. In Schanghai wird feiertagsbedingt erst am Donnerstag wieder gehandelt. Der Hang-Seng-Index fiel in Hongkong im späten Handel noch ins Minus und verlor 0,2 Prozent.

Volkswirte gehen angesichts des überraschenden Rückgangs der japanischen Industrieproduktion im August zunehmend von einer weiteren geldpolitischen Lockerung aus. "Wir erwarten jetzt, dass die BoJ (am 30. Oktober) eine zusätzliche Lockerung bekannt geben wird", sagte Masaaki Kanno, Chefvolkswirt bei J.P. Morgan Securities und ehemaliger BoJ-Mitarbeiter. "Wenn die BoJ den Markt jedoch überraschen will, wird sie nicht bis dahin warten, sondern schon am 7. Oktober handeln." Es wäre die erste Ausweitung der quantitativen Lockerung seit Oktober 2014, als die BoJ ihr Kaufprogramm von Anleihen und Wertpapieren auf die derzeitigen 80 Billionen Yen jährlich ausgeweitet hat.

Die überraschend schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag haben an den Märkten dagegen die Erwartungen verstärkt, dass sich die US-Notenbank mit einer Zinserhöhung noch Zeit lassen wird. Zuletzt hatten auch Fed-Vertreter diese Hoffnungen geschürt. So sagte Eric Rosengren, Präsident der US-Notenbank von Boston, seine Überzeugung, dass die Zinsen bald erhöht würden, sei durch die Daten zum US-Arbeitsmarkt erschüttert worden. Allerdings sei eine Zinsanhebung im laufenden Jahr noch immer denkbar. Auch die schwachen US-Daten vom Vortag haben die Erwartungen, dass die Flut billigen Geldes andauert, befeuert.

Positiv wurde auch die Schaffung der weltgrößten Freihandelszone bewertet. Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich zwölf Pazifik-Anrainerstaaten auf die Gründung der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) geeinigt. Neben den USA und Japan umfasst die angestrebte Freihandelszone Australien, Brunei, Kanada, Chile, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam. Allerdings ist China nicht dabei. "Das ist de facto ein Freihandelsabkommen zwischen Japan und den USA, zu dem zehn andere Länder dazugehören", sagte Analyst Kenichi Amaki von Matthews Asia.

So erhoffen sich beispielsweise die japanischen Automobil-Konzerne Vorteile von TPP. Denn sie könnten in Japan produzierte Teile dann günstiger in die USA exportieren und dort in ihren Werken verbauen. Gesucht waren in Tokio vor allem die Exportwerte, die vom sich weiter abschwächenden Yen profitierten. So legten die Aktien von Hoya, einem Hersteller optischer Produkte, um 4,0 Prozent zu. Sony stiegen um 0,4 Prozent, Honda legten um 2,0 Prozent zu und für die Aktien von Toyota ging es um 0,4 Prozent nach oben.

Der Dollar legte gegenüber dem Yen leicht auf 120,25 Yen zu, nach 120,11 Yen am Vortag in den USA. Bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse der BoJ-Sitzung dürfte sich das Währungspaar weiter in einer engen Spanne bewegen, hieß es aus dem Handel.

In Sydney erhöht sich der S&P/ASX-200 um 0,3 Prozent und stieg damit den zweiten Handelstag in Folge. Die Entscheidung der australischen Notenbank, die Zinsen auf dem Rekordtief von 2,0 Prozent zu lassen, war vom Markt erwartet worden. Allerdings dürfte die Notenbank spätestens bis Mitte kommenden Jahres das Zinsniveau auf 1,50 Prozent senken, prognostizierte Paul Dales, Ökonom bei Capital Economics. "Wir erwarten, dass sich das BIP-Wachstum in diesem Jahr weiter abschwächt auf rund 2,0 Prozent und es auch im nächsten Jahr zu keiner Erholung kommt", so der Teilnehmer.

Gesucht waren in Sydney wiederum die Rohstoffwerte. BHP Billiton gewannen 1,6 Prozent, Rio Tinto legten um 1,4 Prozent zu und Fortescue Metals Group kletterten um 5,9 Prozent nach oben.

Wenig Bewegung gab es beim Gold. Die Feinunze kostete 1.137 Dollar und damit einen Dollar mehr als im späten US-Handel am Vortag. Der Ölpreis für ein Fass der US-Sorte WTI gab einen Teil seiner Vortagesgewinne ab und rutschte mit 45,88 Dollar wieder unter die Marke von 46 Dollar. Übergeordnet stützt der Fall der aktiven Ölförderanlagen in den USA auf ein Fünfjahrestief weiter. Dies dürfte zu einem Abbau des Überangebots beitragen, so die Erwartung im Handel. Zudem erhofft sich der Markt von möglichen Maßnahmen der chinesischen Notenbank eine stärkere Nachfrage.

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