Alt 08.09.15, 10:44
Standard Schanghai schließt nach volatilem Handel klar im Plus
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - In einem uneinheitlichen Umfeld in Ostasien hat wieder einmal der Schanghaier Markt alle Augen auf sich gezogen. Erneut verlief der Handel an der chinesischen Festlandsbörse äußerst wechselhaft, so dass es nach zwischenzeitlichen starken Verlusten am Ende kräftig aufwärts ging. Die europäischen Märkte waren am Vorabend positiv aus dem Handel gegangen, allerdings fehlten die Vorgaben aus den USA, wo die Börsen am Montag wegen des Feiertags Labor Day geschlossen blieben.

Der Shanghai-Composite gewann 2,9 Prozent. Ein Hauptthema am Markt waren die chinesischen Exporte, die im August den zweiten Monat in Folge gesunken sind, und zwar in US-Dollar gerechnet um 5,5 Prozent. Im Juli waren sie bereits um 8,3 Prozent gefallen. Die Behörden teilten weiter mit, Chinas Exporteure würden auch im vierten Quartal unter "relativ großem Druck" stehen. Die Daten sorgten für Verluste über den größten Teil des Handelstags, fachten aber auch die Hoffnung auf neue Stimulierungsmaßnahmen an.

Auf die Stimmung in Schanghai drückte auch ein Rückgang der von China gehaltenen Devisenreserven im August. Das ist das jüngste Anzeichen, dass die Zentralbank stark am Markt interveniert, um die Yuan-Schwäche nach der Abwertung am 11. August abzufedern. Das Minus von 93,9 Milliarden US-Dollar war auf Monatssicht das größte in Dollar gerechnet. "Das war mit Sicherheit aggressiver als im Konsens erwartet, auch wenn vereinzelt ein noch größerer Schwund vermutet worden war", schrieb Chris Weston, Market Analyst beim Brokerhaus IG.

Dagegen verbesserten Reformprojekte die Stimmung am Markt. So erwägt die Führung in Peking dem Wall Street Journal zufolge, Staatsunternehmen zu profitableren Einheiten zu verschmelzen und an die Börse zu bringen. Ein entsprechender Fünfjahresplan wurde bereits gebilligt. Der Fusionsplan könnte zum Verkauf von Aktienpaketen im großen Stil führen, was wiederum auf die Liquidität an den Sekundärmärkten drücken dürfte. Investoren könnten den Plan allerdings auch als Zeichen werten, dass die Regierung neben den wirtschaftlichen Stimuli auch eine wirkliche Reform der Staatsunternehmen anstrebt. Außerdem plant China eine Senkung der Dividendensteuer für Investoren. So sollen die Aktionäre ermutigt werden, ihre Papiere länger zu halten.

In Hongkong legen die Kurse sogar um 3,5 Prozent zu. Auch hier hofften die Anleger nach den schwachen Daten auf neue Wirtschaftsstimuli. Trotz der Marktstärke am Dienstag haben sich die Verluste in Schanghai nun auf rund 40 Prozent seit dem Hoch im Juni summiert. Der Hang Seng Index notiert etwa 23 Prozent niedriger als bei seinem Hoch im April.

An der Börse in Japan vermochten auch starke heimische Konjunkturdaten den Markt nicht nach oben zu bringen. Die japanische Börse war bereits geschlossen, als im Schanghaier Späthandel die Wende nach oben vollzogen wurde. Der Nikkei verlor 2,4 Prozent. Japan verbuchte für den Monat Juli seinen höchsten Leistungsbilanzüberschuss seit fünf Jahren, wie das Finanzministerium mitteilte. Ein schwächerer Yen beflügelte die Einnahmen aus Investitionen im Ausland, und das Defizit der Waren- und Dienstleistungsbilanz verringerte sich. Das half aber wenig; die Anleger blickten auf die schwachen chinesischen Daten sowie auf die befürchtete baldige Zinswende in Amerika.

Unter Druck standen Aktien von Unternehmen, die stark auf China oder ausländische Touristen fokussiert sind. Die Titel des Chemie- und Kosmetik-Unternehmens Kao Corp. fielen um 4,2 Prozent, die es Einzelhändlers Seven & I Holdings um 4,1 Prozent. Vom Yen kam keine Unterstützung, da er während des Tokioter Aktienhandels zum Dollar zulegte. Erst nach Handelsschluss machte der Dollar binnen gut einer Stunde einen Yen gut auf 120,07.

Der südkoreanische Kospi verbuchte ein Minus von 0,2 Prozent. Der S&P-ASX 200 zeigte sich 1,7 Prozent im Plus.

Mit einem Großteil der asiatischen Währungen ging es weiter steil abwärts, so erreichte der malaysische Ringgit ein weiteres 17-Jahrestief gegenüber dem US-Dollar. Die indonesische Rupie stand abermals unter Druck und fiel den siebten Tag in Folge auf ein neues 17-Jahrestief gegenüber dem Dollar. Auch der südkoreanische Won fiel, und zwar auf den tiefsten Stand seit Juli 2010. Ähnlich schwach präsentierten sich der australische Dollar, der Singapur-Dollar und der thailändische Baht, die allesamt um Sechsjahrestiefs gegenüber dem Dollar pendelten.

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