Alt 27.08.15, 11:56
Standard Börsen auf Erholungskurs - auch in China
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SCHANGHAI (Dow Jones) - Nach einer Verluststrecke von fünf Handelstagen und einem Einbruch um insgesamt 23 Prozent haben die chinesischen Börsen am Donnerstag wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Der Shanghai-Composite schnellte um 5,3 Prozent nach oben und eroberte mit am Ende 3.085 Punkten auch die psychologisch wichtige 3.000er Marke zurück. An der Börse in Shenzhen ging es um 3,3 Prozent aufwärts. Am Mittwoch war ein erster Erholungsversuch noch gescheitert, obwohl die chinesische Notenbank tags zuvor die Zinsen gesenkt hatte. Seit dem Hoch im Juni beträgt das Minus in Schanghai immer noch über 40 Prozent.

Die Nachbarbörsen in Ostasien setzten ihre überwiegend bereits am Mittwoch begonnenen Erholungsbewegungen mit dem Rückenwind aus China fort. Hier fielen die Aufschläge aber mit Ausnahme von Hongkong geringer aus. Der HSI sprang um 3,6 Prozent nach oben. In Tokio bremsten Aussagen des Notenbankchefs Haruhiko Kuroda etwas, weil sie Hoffnungen auf weitere geldpolitische Stimuli den Wind aus den Segeln nahmen. Der Nikkei-Index gewann 1,1 Prozent auf 18.574 Punkte.

Für Zuversicht unter den Anlegern sorgte vor allem, dass auch die US-Börsen am Mittwoch nach sechs verlustreichen Sitzungen und gut ausgefallenen Konjunkturdaten erstmals eine kräftige Erholung zeigten. Dow-Jones-Index und Co. hatten rund 4 Prozent fester geschlossen und den besten Börsentag seit vier Jahren erlebt.

Aber auch weitere Maßnahmen der chinesischen Notenbank machten die Investoren vor allem am chinesischen Aktienmarkt wieder mutiger. Die People's Bank of China (PBoC) hatte am Mittwoch nach Börsenschluss 140 Milliarden Yuan (19,3 Milliarden Euro) über ein kurzfristiges Finanzierungsgeschäft in das Bankensystem gepumpt, nachdem sie ihm tags zuvor im Rahmen einer Routineoperation bereits 150 Milliarden Yuan an zusätzlicher Liquidität zugeführt hatte.

"Für den Moment haben die Bullen, wie es scheint, die Kontrolle von den Bären zurückgeholt", sagte Marktstratege Chris Weston von IG. "Insgesamt scheinen die Märkte zu sagen: Wir hatten unsere Korrektur, die Konjunktursorgen waren vielleicht ein wenig übertrieben und es ist Zeit, bei ausgewählten Aktien wieder einzusteigen." Laut IG-Analyst Angus Nicholson konnten viele Akteure den verlockend gesunkenen Bewertungen nicht widerstehen, auch wenn die makroökonomischen Unsicherheiten um China nicht aus der Welt seien.

Positiv wurden zudem Aussagen von William Dudley, Präsident der US-Notenbankfiliale von New York, aufgenommen. Er sagte, dass eine Zinserhöhung in den USA angesichts der jüngsten Verwerfungen an den Märkten im September weniger zwingend geworden sei, auszuschließen sei sie aber nicht. Neue Erkenntnisse über den Zeitpunkt des Zinsschritts erhoffen sich die Finanzmärkte nun vom am Donnerstag beginnenden internationalen Notenbankertreffen in Jackson Hole. Dudley zeigte sich überdies zuversichtlich, dass China seine wirtschaftlichen Probleme lösen kann, und warnte vor einer Überreaktion auf die Marktturbulenzen.

Auch Kuroda äußerte sich zu dem schon lange erwarteten anstehenden Zinsschritt in den USA. Aus Sicht des Gouverneurs der Bank of Japan ist eine Zinserhöhung, wann auch immer sie erfolge, eine willkommene Entwicklung für die Weltwirtschaft, weil sie ein Zeichen des Vertrauens in die Stärke der US-Konjunktur wäre. Allerdings könnte sie dafür sorgen, dass Geld aus den Schwellenländern zugunsten rentablerer Anlagemöglichkeiten in den USA abgezogen werden.

Zur Wirtschaftslage in Japan meinte er: "Zum jetzigen Zeitpunkt sind der Trend der Wirtschaftsaktivität und auch die Inflation so, wie von uns beabsichtigt, daher denken wir, dass ein Inflationsziel von 2 Prozent mit dem derzeitigen QQE erreicht werden wird." Falls nötig, werde die japanische Zentralbank ihre Quantitative und Qualitative Lockerung (QQE) jedoch anpassen. Das dämpfte Spekulationen über womöglich noch zu erwartende geldpolitische Stimuli in Japan.

Deutlich entspannt mit etwas ausgepreisten Konjunktursorgen zeigten sich die Rohstoffmärkte. Der Brent-Ölpreis erholte sich weiter von seinen jüngsten Tiefstständen. Zuletzt kostete das Barrel 44,97 Dollar, nachdem es am Mittwoch in den USA zeitweise nur 43 Dollar wert war. Unterstützung erhielten die Ölpreise schon am Mittwoch von unerwartet gesunkenen US-Lagerbeständen. Auch der Kupferpreis zog an.

Am Devisenmarkt beruhigte sich die Lage nach den Turbulenzen in Reaktion auf die Abwertung des Yuan vor gut zwei Wochen weiter. Schwellenländer- und Rohstoffländerwährungen, die aus Sorge vor negativen Rückwirkungen auf ihre Exportsituation und vor einer Zinserhöhung in den USA stark unter Druck geraten waren, zeigten sich weiter stabilisiert.

Der malaysische Ringgit erholte sich leicht von seinem Siebzehnjahrestief zum Dollar, der thailändische Baht und der australische Dollar zeigten sich stabil, nachdem sie zuletzt zum Dollar so niedrig gehandelt wurden wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der als Fluchthafen in Krisenzeiten geltende Yen gab dagegen weiter nach, der Dollar kostete zuletzt knapp 120,50 Yen, verglichen mit jüngsten Tiefs deutlich unter 119 Yen.

Unter den Einzelwerten am Aktienmarkt waren in Tokio Teilnehmern zufolge Schnäppchenjäger vor allem bei Aktien aus dem Nahrungs- und Konsumgütersektor unterwegs, also bei stärker von der Binnenkonjunktur abhängigen Unternehmen. Kao, Kikkoman, Yamazaki Baking und Shimano gewannen mit zwischen 4 und 6 Prozent deutlich überdurchschnittlich.

In Sydney, wo es schon den dritten Tag in Folge aufwärts ging, wurden unter anderen Bankenaktien favorisiert. Sie gewannen bis zu 1,4 Prozent. Stärker fielen die Kursgewinne im stark gebeutelten Ölsektor aus. Woodside Petroleum stiegen um 1,7, Oil Search um 3,2 und Origin Energy ebenfalls um 3,2 Prozent.

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