Alt 21.08.15, 11:28
Standard Ausverkauf bei Aktien und Flucht in Sicherheit
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Der wirtschaftliche Abschwung in China hat am Freitag die Börsen in der Region Ostasien auf Talfahrt geschickt. Parallel war die vermeintliche Sicherheit von Gold, Yen und Staatsanleihen gesucht. Ein äußerst schwacher Einkaufsmanagerindex untermauerte die ohnehin weit verbreiteten Wachstumssorgen um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Der Caixin-Index für das verarbeitende Gewerbe verfehlte nicht nur die Markterwartungen, sondern stürzte im August zugleich auf das tiefste Niveau seit über sechs Jahren. Mit 47,1 Punkten nach zuletzt 47,8 im Juli bewegte sich das Stimmungsbarometer klar unter der Schwelle von 50, die auf Wachstum schließen lässt. Besonders sauer stieß Börsianern auf, dass die Caixin-Erhebung bereits nach der jüngsten Yuan-Abwertung erfolgt war. Dieser Schritt hätte die chinesische Exportwirtschaft eigentlich stützen sollen.

Das Epizentrum der Baisse lag in Schanghai, wo der chinesische Leitindex auf den tiefsten Stand der jüngsten Marktkapriolen seit den Junihochs abstürzte. Der Shanghai-Composite schloss mit einem Abschlag von 4,3 Prozent bei 3.508 Punkten nur einen Wimpernschlag über dem Tief von Anfang Juli. Damit hat das Börsenbarometer trotz tatkräftiger Stützungsversuche staatlicher Stellen seit seinem Siebenjahreshoch von Mitte Juni 32 Prozent eingebüßt. Der Handel im Tagesverlauf war indes abermals von hoher Volatilität geprägt, doch zwischenzeitliche Erholungsansätze verpufften letztlich. Die kleine Börsenschwester in Shenzhen büßte 5,4 Prozent ein, das viel beachtete Start-Up-Segment ChiNext brach um 6,7 Prozent ein.

"Ein Indexstand in Schanghai von 3.500 Punkten dürfte den politisch akzeptierten Boden darstellen, davon geht der Markt aus. Aber der tatsächliche Boden dürfte niedriger liegen", mutmaßte Analyst Li Shaojun von Minsheng Securities mit Blick auf die staatlichen Versuche zur Stützung des Aktienmarktes. Händler vermuteten hinter dem volatilen Verlauf erneut staatliche Interventionen. "Die chinesischen Konjunkturdaten fallen bereits seit Jahresbeginn ziemlich mau aus, dennoch ist dieser Einkaufsmanagerindex überraschend schwach", erklärte Analyst Li Lei von China Minzu Securities die Verluste. "Chinas ökonomischer Abschwung könnte die globale Konjunktur nach unten ziehen. Sollte es so weit kommen, können die USA die Zinsen nicht erhöhen", warnte indes Cheffondsverwalter Mitsushige Akino von Ichiyoshi Investment Management. Anleger sahen es offenbar ähnlich und kehrten den Börsen auf breiter Front den Rücken.

Hongkong meldete Verluste des HSI von 1,5 Prozent. Taipeh auf Taiwan fiel um 3 Prozent auf ein Zweijahrestief, in Tokio sank der Nikkei-225 auf den niedrigsten Stand seit sechs Wochen und markierte zugleich den höchsten Wochenverlust des Jahres. Der japanische Leitindex büßte auch belastet von der Yen-Stärke 3,0 Prozent auf 19.436 Zähler ein. In Sydney ging es auf ein Achtmonatstief nach unten. Die schwachen China-Daten seien ein Alarmsignal für Australien, denn China stelle den wichtigsten Handelspartner des Landes. Alle Sektoren verloren in Sydney. Die Verluste in Seoul wurden auch durch die Gefechte an der Grenze zu Nordkorea erklärt. Das Kommunistische Regime im Norden hatte seine Grenztruppen in Gefechtsbereitschaft versetzt.

Am Devisenmarkt gerieten Währungen von Staaten, die entweder nach China exportieren oder im globalen Wettbewerb mit China stehen, gehörig unter Druck. Der malaysische Ringgit und die indonesische Rupiah fielen auf neue 17-Jahrestiefs zum US-Dollar. Auch Austral-Dollar und südkoreanischer Won gaben nach. Eine Ausnahme bildete der japanische Yen, der seinem Ruf als vermeintlich sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gerecht wurde. Der US-Dollar fiel unter 123 Yen nach Wechselkursen über 124 Yen am Vortag. Die chinesische Notenbank People's Bank of China hatte derweil den Yuan zum Dollar für den Binnenmarkt deutlich höher gefixt auf 6,3864 nach 6,3915 am Vortag. Zuletzt ging der Greenback bei 6,3890 Yuan um.

Während die Ölpreise mit den Wachstumssorgen weiter und noch dazu recht deutlich nachgaben, erfreute sich Gold wieder steigender Beliebtheit und kletterte auf ein Sechseinhalbwochenhoch. Die Feinunze verteuerte sich bis auf 1.168 Dollar nach Kursen um 1.140 am Vortag, kam im späten Asienhandel aber wieder auf 1.153 Dollar zurück. Die steigende Risikoaversion trieb Anleger auch in die vermeintliche Sicherheit von Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Australien-Anleihen sank um 8 Basispunkte, die des chinesischen Pendants um 9 Basispunkte. Unternehmensanleihen in Asien entwickelten sich dagegen schwach.

Unter den Einzelwerten standen Exportwerte unter Druck - vor allem in Tokio. Titel des Reifenherstellers Bridgestone und des Elektronikanbieters Alps Electric fielen um 3,2 bzw. 7,0 Prozent. Nippon Kayaku drehten mit der Schwäche des Gesamtmarktes um 1,2 Prozent ins Minus. Gestützt wurde der Wert von Berichten, wonach Toyota den Automobilzulieferer um ein Hochfahren der Produktion gebeten haben soll. In Taipeh fielen die Technikschwergewichte TSMC und HTC auf ein Zehnmonats- bzw. Allzeittief. In Sydney verloren Santos "nur" 0,2 Prozent. Nach schwachen Geschäftszahlen kündigte der Konzern eine Strategieprüfung an. Zudem trat CEO David Knox zurück. Medibank Private schnellten dagegen um 13 Prozent empor. Die Krankenkasse hatte besser als erwartet abgeschnitten und will erstmals eine Dividende ausschütten.

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