Alt 13.08.15, 19:12
Standard Yuan-Abwertung verliert Schrecken - Börsen erholen sich
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die ostasiatischen Börsen haben sich am Donnerstag mehr oder weniger von dem Schock erholt, den ihnen die Abwertung des Yuan durch die chinesische Notenbank (PBoC) versetzt hatte. Dass die Zentralbank die chinesische Landeswährung den dritten Tag in Folge schwächte, beunruhigte die Anleger nicht mehr. Die auch Renmimbi genannte Währung verlor allerdings im Handelsverlauf bis zu 0,7 Prozent auf 6.4310, nachdem die Zentralbank den Referenzkurs für Donnerstag um weitere 1,1 Prozent niedriger als am Vortag angesetzt hatte.

Die PBoC selbst beruhigte in einer seltenen Pressekonferenz die Gemüter. Yi Gang, Vizepräsident der PBoC, versicherte, dass die Notenbank über genügend Möglichkeiten verfüge, um den Yuan notfalls zu stützen. Er dementierte, dass die Abwertung in Reaktion auf die schwachen Exportdaten vom Wochenende erfolgt sei, und gab sich zuversichtlich, dass die chinesische Landeswährung bald wieder steigen wird. Als Folge der Anpassung an die Marktentwicklung habe die PBoC aber mehr Spielraum, um auf die Aufwertung des US-Dollar zu vielen Währungen reagieren zu können.

Der Shanghai-Composite-Index fand nach anfänglichen Verlusten ins Plus und schloss um 1,8 Prozent höher. Zweifel an der Tragfähigkeit des chinesischen Wirtschaftswachstums hatten zuvor die Anleger zum Rückzug aus chinesischen Aktien veranlasst, nachdem die in den vergangenen Tagen veröffentlichten Konjunkturdaten enttäuscht hatten. Die drastische Abwertung des Yuan durch die PBoC hat die Investoren misstrauisch gemacht. Sie befürchten, dass die Lage noch schlimmer ist, als die offiziellen Daten nahelegen.

Die PBoC-Maßnahme hatte überdies Furcht vor einem Währungskrieg geweckt, denn andere Länder der Region könnten sich gezwungen sehen, ihre Währungen ebenfalls abzuwerten, um im Wettbewerb mit China bestehen zu können.

Aktien des Personentransportwesens sowie von Eisenbahn- und Flughafenbetreibern waren in Schanghai gesucht. Anleger griffen auch zu Aktien von Unternehmen aus der Freihandelszone Schanghai, wie Simon Wang von Guoyuan Securities berichtete. Dahinter steckten Erwartungen, dass diese von dem schwächeren Yuan profitierten.

In der übrigen Region verhalfen auch positive US-Vorgaben den Börsen zu einer Erholung. In Hongkong stiegen die Kurse um 0,4 Prozent, in Tokio um 1 Prozent und in Sydney um 0,1 Prozent. In Seoul legte der Kospi um 0,4 Prozent zu. Die Bank of Korea hat am Donnerstag dem Druck widerstanden, die eigene Währung abzuwerten, und ihren Leitzins unverändert belassen. Das stützte den Won. Mussten für einen Dollar am Mittwoch bis zu 1.195,40 Won bezahlt werden, so waren es nun nur noch gut 1.174 Won.

An den Börsen habe sich nach genauerem Hinsehen die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Abwertung des Yuan insgesamt nicht so drastisch sei, hieß es von Marktbeobachtern. So merkten die Analysten von Nomura an, dass der Yuan zur japanischen Währung Yen seit August vergangenen Jahres um 18 Prozent zugelegt habe und selbst nach der Abwertung noch über dem Vorjahresniveau liege. Daher dürften sich etwa chinesische Touristen kaum von Reisen nach Japan abhalten lassen.

Neben der PBoC-Politik galt das Interesse Unternehmensbilanzen. In Hongkong fiel die Aktie des Computerherstellers Lenovo um 9 Prozent, nachdem sich der Gewinn praktisch halbiert hatte. Nach Börsenschluss sollte in Taiwan der Apple-Zulieferer Hon Hai Geschäftszahlen vorlegen. Analysten erwarteten, dass Hon Hai ein langsameres Gewinnwachstum melden wird. Viele Kunden hielten sich mit dem Kauf eines neuen iPhones zurück, weil sie die Markteinführung neuer Modelle im Herbst abwarteten. Die Aktie legte trotz der pessimistischen Erwartungen um 0,4 Prozent zu.

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DJG/DJN/cln/smh

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