Alt 11.08.15, 12:20
Standard Yuan-Abwertung lässt Börse Schanghai kalt
Beitrag gelesen: 404 x 

TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die jüngste Bemühung der chinesischen Notenbank (PBoC), der heimischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, verfehlte an der Börse in Schanghai zunächst ihre Wirkung. Der Shanghai-Composite-Index schloss am Dienstag unverändert, nachdem die PBoC die Landeswährung Yuan abgewertet hatte. Allerdings hatten die Kurse in Schanghai am Montag um fast 5 Prozent zugelegt, nachdem enttäuschende Exportdaten die Probleme der chinesischen Wirtschaft aufs Neue belegt und Hoffnungen auf neue konjunkturstützende Maßnahmen geweckt hatten.

Der drastische Rückgang der Exporte im Juli sei sicher auch darauf zurückzuführen, dass der Yuan zuletzt stark aufgewertet hatte, kommentierten die Analysten von Natixis die PBoC-Entscheidung. Mit der Abwertung des Yuan dürfte die Notenbank auch auf Kritik an ihrer Wechselkurspolitik reagiert haben. Die PBoC wird künftig das tägliche Fixing auf Basis des Schlussstandes vom Vortag festsetzen und nicht mehr nach eigenem Ermessen. Dadurch lag der Fixingkurs am Dienstag mit 6,2298 Yuan je US-Dollar um 1,9 Prozent unter dem Vortageswert von 6,1162. Im Tagesgeschäft darf die Währung um 2 Prozent in beide Richtungen schwanken.

In Reaktion auf die Abwertung gab der Yuan stark nach. Zeitweise wurden mehr als 6,36 Yuan je Dollar gezahlt. Später machte die chinesische Währung wieder etwas Boden gut. Der Dollar fiel von seinem Tageshoch zurück auf 6,3255 Yuan. Im Sog des Yuan werteten auch andere asiatische Währungen zum Greenback kräftig ab. Singapur-Dollar, Philippinischer Peso und Thailändischer Baht sanken auf Mehrjahrestiefs.

An der Börse in Hongkong gab der Hang-Seng-Index (HSI) anfängliche Gewinne bis zum Handelsschluss ab und beendete die Sitzung knapp behauptet. Im frühen Handel hatten ermutigende Daten zur Kreditvergabe in China die Kurse in Hongkong zunächst um 1 Prozent nach oben getrieben, denn der Markt hatte die chinesische Rally vom Montag nicht mitgemacht.

Aktien exportorientierter chinesischer Unternehmen, etwa aus der Stahl- und Textilbranche, profitierten von der Schwächung des Yuan. Mit den Kursen einiger Fluggesellschaften ging es dagegen rasant nach unten. Sie haben hohe Dollarschulden und dürften nun Schwierigkeiten haben, diese zu bedienen. China Southern Airlines stürzten in Hongkong um über 17 Prozent ab und Air China um 13 Prozent.

Auch in Taiwan gaben die Kurse nach Bekanntwerden der PBoC-Maßnahme Gewinne von zeitweise bis zu 1,4 Prozent ab und schlossen im Schnitt 0,9 Prozent schwächer. Verkauft wurden Aktien von Finanz-, Industrie- und Lebensmittelunternehmen. Aktien des Apple-Zulieferers Hon Hai stiegen dagegen um 2,8 Prozent. Das Unternehmen erzielt über 90 Prozent seines Umsatzes in US-Dollar, während die Kosten hauptsächlich in Yuan anfallen. Für Hon Hai könnte die Abwertung des Yuan gleichwohl indirekt zum Problem werden, wenn sich die Produkte seines Hauptabnehmers Apple in China aufgrund des starken Dollar und der schwachen chinesischen Wirtschaftslage schlechter verkaufen. China ist für Apple nach dem amerikanischen Kontinent der zweitgrößte Markt.

Auch an den übrigen ostasiatischen Börsen dominierte die Sorge um die chinesische Wirtschaft. Für viele Länder der Region ist China ein wichtiger Absatzmarkt. So gab der Nikkei-225-Index in Tokio um 0,4 Prozent nach. In Sydney fiel der S&P/ASX-200 um 0,6 Prozent. Der südkoreanische Leitindex Kospi büßte 0,8 Prozent ein.

Aktien des australischen Rohstoffsektors, dessen wichtigster Abnehmer China ist, waren gleichwohl in Sydney noch gesucht. Sie profitierten davon, dass sich die Preise für Rohöl und Gold am Montag erholt hatten, nachdem der Dollar nachgegeben hatte. BHP Billiton gewannen 1,3 Prozent und Rio Tinto 1,6 Prozent. Newcrest Mining legten um 2,5 Prozent zu. In Tokio wurden die zuletzt abverkauften Aktien von Stahlherstellern gekauft. Nippon Steel verbesserten sich um 2,4 Prozent und JFE um 3 Prozent. An den europäischen Börsen, die erst öffnen, wenn an vielen asiatischen Finanzmärkten der Handel schon beendet ist, stehen Aktien rohstoffnaher Unternehmen am Dienstagvormittag deutlich unter Druck. Diese Entwicklung dürfte der Sektor am Mittwoch auch in Asien nachvollziehen.

Neben der Yuan-Abwertung bewegten Übernahmen und Fusionen Einzelwerte. Unter anderem trieb der Einstieg von Alibaba die Aktie von Suning Commerce an der Börse in Shenzhen um 10 Prozent nach oben. Aktien der beiden Reedereien Cosco Pacific und China Shipping sind in Hongkong noch immer vom Börsenhandel ausgesetzt. Medienberichte, wonach China die beiden staatlich kontrollierten Unternehmen zusammenlegen will, hatten die Kurse der Wettbewerber am Vortag kräftig nach oben getrieben. Die Aktie von Pacific Basin legte am Dienstag um weitere 1 Prozent zu. Für Sinotrans ging es um 0,8 Prozent nach oben. Orient Overseas fielen dagegen um 2,2 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/cln/brb

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:05 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]