Alt 07.08.15, 10:15
Standard Schanghai kräftig erholt - Bankenwerte drücken in Sydney
Beitrag gelesen: 423 x 

SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones) - Extrem gegenläufig hat sich das Börsengeschehen an den ostasiatischen Handelsplätzen am Freitag präsentiert. Während sich die chinesischen Börsen kräftig erholten, ging es in Australien massiv abwärts. In Tokio wurden kleine Gewinne verbucht. An einigen Börsen war Zurückhaltung zu spüren, weil der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht die künftige Marschroute der Zinspolitik vorgeben könnte. Fondsmanager Naoki Fujiwara von Shinkin Asset Management vermutet, ab einem Stellenplus von 200.000 dürfte der Markt verstärkt eine Zinswende bereits im September ins Auge fassen.

In Schanghai rückte der Leitindex um 2,3 Prozent vor, wobei die Börsianer weiter im Bann der Politik zur Stimulierung des Markts standen. An den vergangenen Tagen hatte die Unsicherheit über das künftige Ausmaß der Unterstützung durch staatliche Behörden zu Verlusten geführt. Am Freitag überwog hier die Zuversicht. Auch Hongkong lag im Plus, und zwar mit 0,7 Prozent.

Optimisten in Schanghai sagten, der Markt habe nun einen Boden erreicht: "Die Rally wird von kleineren Werten angetrieben und die Anleger setzen darauf, dass der Markt nun eine Talsohle erreicht hat", sagte etwa Li Lei von China Minzu Securities. Laut Berichten soll der staatliche China Securities Finance Corp 200 Milliarden Yuan in fünf neue Fonds geleitet haben, um den Markt zu stützen. Insgesamt wurden der Schätzung von Goldman Sachs zufolge bereits 900 Milliarden Yuan an Geldspritzen injiziert.

In Hongkong trieben Medienberichte, wonach China eine Reform des Steuersystems anstrebt. Steuern auf Immobilien, im Finanzbereich und auf Dienstleistungen in der Stadt sollen gesenkt werden. Zudem profitierte der Markt von höheren Ergebnisschätzungen für die Unternehmen in diesem Jahr, wie Credit Suisse hervorhob.

Eher flau verlief der Gang der China Railway Signal & Communication an die Hongkonger Börse. Die bislang komplett in chinesischem Staatsbesitz befindliche Gesellschaft hat mit ihrem IPO 1,42 Milliarden US-Dollar erlöst. Die Aktie des weltweit größten Produzenten von Eisenbahnverkehrs-Signalsystemen schloss bei 6,34 Hongkong-Dollar und damit nur 4 Cent über dem Emissionspreis. Der Börsengang war stark beachtet worden, war er doch der erste in Hongkong seit dem Crash des chinesischen Aktienmarkts im Juni.

In Taiwan schockte HTC die Anleger. Der Smartphonehersteller rechnet auch im laufenden dritten Quartal mit einem Verlust und gab zudem einen schwachen Umsatzausblick. Grund für die trüben Perspektiven seien schwache Verkäufe und eine geringe Nachfrage in China, so HTC. Die Aktie stürzte um knapp 10 Prozent ab.

Deutliche Verluste von 2,4 Prozent mussten in Sydney verkraftet werden. Wie bereits am Vortag führten die großen Bankenwerte die Abwärtsbewegung an, da hier mit weiteren Maßnahmen gerechnet wird, um die Kapitalerfordernisse der Regulierer zu erfüllen. Commonwealth Bank of Australia fielen 3,8 Prozent, National Australia Bank 2,3 Prozent und Westpac Banking 2,2 Prozent. Vor allem auch wegen der schwächelnden Bankenaktien summierten sich die Wochenverluste in Sydney auf 3,3 Prozent. Noch kräftiger erwischte es die Aktie von Australia and New Zealand Banking Group, die um 6,9 Prozent abstürzte. Die Bank nimmt Mittel im Volumen von 3 Milliarden US-Dollar auf.

Auch die Energiewerte in Australien standen unter Druck, nachdem der Ölpreis wieder einmal nach unten gelaufen war. Am Donnerstagabend war der Preis für das Barrel der US-Sorte WTI bis auf 44,20 Dollar abgestürzt, und auch die kleine Erholung am Freitag auf 45,08 Dollar vermochte die Rohstoff-Investoren nicht zu trösten.

Und schließlich scheint auch die Geldpolitik den Anlegern in Australien nicht in die Hände zu spielen. Denn die Notenbank des Landes machte den Börsianern wenig Hoffnung auf eine weitere Stimulierung des Aktienmarkts. In ihrem vierteljährlichen geldpolitischen Bericht senkte sie die Prognose für die Arbeitslosenquote und erhöhte sie für die Teuerung. Für Paul Bloxham, Chefvolkswirt von der HSBC, ist damit eine weitere Zinssenkung wohl vom Tisch: "Bei einer solchen Konstellation senkt die Bank gewöhnlich nicht die Zinsen."

In Japan standen Aussagen der Bank of Japan im Blick, die den Markt ins Plus hievten. Der Nikkei gewann 0,3 Prozent auf 20.725 Punkte. Die Notenbank hat ihre optimistische Einschätzung bekräftigt, dass sie eine Inflationsrate von 2 Prozent ohne zusätzliche Maßnahmen erreichen kann. Die Abschwächung der Konjunktur und ein Preiswachstum nahe Null schob sie als temporäre Entwicklungen beiseite. Hoffnungszeichen sieht sie bei Hausbau-Investitionen, die Fahrt aufnähmen.

Unter den Einzelwerten verteuerten sich Softbank um 3,6 Prozent. Der Telekom- und Medienkonzern hat im abgelaufenen Quartal nahezu drei Mal so viel verdient wie vor einem Jahr. Zugleich unterstrichen die Japaner, dass sie die Probleme bei ihrer gebeutelten US-Mobilfunktochter Sprint energisch anpacken wollen. Shimadzu sprangen um 14 Prozent nach oben. Der Hersteller von Mess- und Analysegeräten hat seine Prognosen für Umsatz und Gewinn erhöht. Besonders gut laufe es im US-Pharmasektor, wo Biotech-Unternehmen kräftig investierten.

Beim Dollar-Yen-Paar gab es wenig Bewegung. Der Greenback kostete 124,76 Yen und damit in etwa so viel wie am Vortag.

Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com

DJG/DJN/raz/cln

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 12:18 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]