Alt 30.07.15, 10:27
Standard Schanghai rutscht zum Handelsende deutlich ins Minus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An der Börse in Schanghai hat sich die Erholungsbewegung zur Wochenmitte als Strohfeuer entpuppt. Am Donnerstag ging es nach einem volatilen Handel wieder deutlich nach unten. Hatte es zwischenzeitlich noch nach einer Fortsetzung der positiven Vortagestendenz ausgesehen, kamen die Kurse im späten Handel wieder unter Abgabedruck. Der Shanghai-Composite verlor 2,2 Prozent auf 3.706 Punkte und notierte im Sitzungsverlauf in einer Spanne von gut 4 Prozent. Dies entspricht auch dem Wert vom Mittwoch - allerdings stand hier am Ende ein Plus von 3,4 Prozent.

Die jüngste Volatilität gipfelte am Montag in einem dramatischen Kurseinbruch um 8,5 Prozent, der stärkste Tagesverlust seit Februar 2007. "Möglicherweise hat der Kurseinbruch zu Wochenbeginn geholfen, das Marktsentiment von den vielen Spekulationen etwas rein zu waschen", sagte Analyst Vincent Chan von der Credit Suisse. "Die Investoren sind derzeit den Regulierungen ausgeliefert", ergänzte Analyst Zhang Xin von Guotai Junan Securities. Diese würden ohne Vorwarnung immer wieder geändert. Daher sei die Nervosität am Markt hoch, so der Marktteilnehmer weiter.

Dagegen machte der Nikkei-225 einen Satz nach oben und gewann 1,1 Prozent auf 20.523 Punkte. Der japanische Index beendete damit eine viertägige Verluststrecke. Händler verwiesen vor allem auf solide Unternehmensergebnisse, die das Sentiment gestützt hätten. Dazu kamen die guten US-Vorgaben. "Solange die externen Einflüsse, also US-Aktienmarkt, Devisen- und Rohstoffmärkte sowie die politischen Entwicklungen kein Störfeuer liefern, kann der Markt von seiner vernünftigen Bewertung weiter profitieren", so Kenichi Hirano von K Asset Management. "Die volatilen Märkte in China und das dortige Wirtschaftswachstum bereiten weiterhin große Sorgen, doch ich rechne damit, dass die Regierung in Peking ein Maßnahmenpaket schnüren wird, sollten die Daten auf einen stärkeren Rückgang des Wachstums hindeuten", so der Teilnehmer weiter.

Leicht positiv wurden die Aussagen und die Zinsentscheidung der US-Notenbank vom Vorabend gewertet, wenngleich es weiter keinen konkreteren Aufschluss darüber gab, wann die Fed erstmals seit der Finanzkrise wieder an der Zinsschraube drehen wird. Einerseits ist die Fed zufrieden mit dem Arbeitsmarkt, andererseits zeigt sie sich aber noch immer wegen der niedrigen Inflation besorgt. Die Zinsen wurden in der Spanne von 0,00 bis 0,25 Prozent bestätigt.

In Tokio lag der Fokus klar auf den Unternehmensergebnissen. So wurden auch die Daten zur japanischen Industrieproduktion in den Hintergrund gedrängt. Der Rückgang um 1,5 Prozent hat die Wahrscheinlichkeit für ein im zweiten Quartal rückläufiges Bruttoinlandsprodukt erhöht. Zwar stieg der Ausstoß im Juni im Monatsvergleich mit 0,8 Prozent stärker als die von Volkswirten erwarteten 0,3 Prozent. Doch dies reichte nicht aus, die Schwäche der beiden Vormonate als Folge flauer Exporte auszugleichen. Im Mai war die Produktion um 2,1 Prozent gefallen.

Bei den Einzelwerten ging es für Panasonic um 5,8 Prozent nach unten. Der Konzern hat beim operativen Gewinn die Erwartungen des Marktes verfehlt. "Damit dürfte es auch schwer werden, die Jahresprognose zu übertreffen", sagte Analyst J.J. Park von J.P. Morgan Securities Japan. Die "Restrukturierungs-Story" sei zudem bereits eingepreist. Für Nissan ging es nur um 0,3 Prozent aufwärts, obwohl der Konzern im ersten Quartal einen Gewinnsprung von 36 Prozent verzeichnet hat und zudem mit 6,7 Prozent die höchste Marge seit zehn Quartalen vermeldete. Das Minus begründeten Teilnehmer mit anhaltenden Sorgen um die Entwicklung in China.

Nintedo schossen um 8,3 Prozent in die Höhe. Der Computerspiele-Hersteller hat für das abgelaufene Quartal einen operativen Gewinn vermeldet, der deutlich über den Schätzungen der Analysten lag. Für NTT Docomo ging es um 4,7 Prozent nach oben. Das Unternehmen profitierte erneut von den eingeleiteten Kostensenkungen und steigerte den operativen Gewinn im Jahresvergleich um 12 Prozent.

In Seoul rutschte die Samsung-Aktie um 3,8 Prozent ab und belastete damit auch den Kospi, der 0,9 Prozent verlor. Der Apple-Rivale hat im zweiten Quartal bereits den fünften Gewinnrückgang in Folge bekannt gegeben. Während das Handy-Geschäft weiterhin schwächelte, steuerte das Halbleitergeschäft das Gros zum Nettoergebnis bei. Vor allem die Mitbewerber aus China und Indien machen Samsung das Leben schwer, hieß es. Das untermauerte auch der Rückgang des Marktanteils im zweiten Quartal auf 20,5 Prozent von 22,3 Prozent im Vorjahr, wie Daten von Counterpoint Technology Market Research belegten.

Der Goldpreis rutschte ab und entfernte sich damit wieder weiter von der Marke von 1.100 Dollar. Für die Feinunze mussten 1.085 Dollar bezahlt werden, ein Minus von 1,1 Prozent. Die Aussagen der US-Notenbank hatten im US-Handel nur für einen kurzen Ausflug über die 1.100-Dollar-Marke gesorgt. Die Hoffnung, dass die Fed wegen der Marktturbulenzen in China eine Verschiebung der Zinserhöhung andeuten könnte, hätten sich nicht erfüllt, so ein Beobachter.

Wenig Bewegung gab es beim Ölpreis, der sich um das Niveau aus dem späten US-Handel am Vortag bewegte. Auch der Dollar konnte seine Aufschläge nach den Fed-Aussagen behaupten. Der Greenback stand bei 124,17 Yen, nach Ständen um 123,50 Yen am Vortag.

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