Alt 24.07.15, 10:54
Standard Schanghai trotz mauer Daten weiter erholt
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Zweigeteilt hat sich das Börsengeschehen in Ostasien am Freitag präsentiert. Während die meisten Märkte von der schwachen Wall Street nach unten gezogen wurden, fuhr der chinesische Festlandsmarkt weiter auf Erholungskurs. So ging es in Schanghai trotz schwacher Konjunkturdaten um 1,3 Prozent nach oben. Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das Produktionsgewerbe (ehemals HSBC-Index) ist im Juli auf ein 15-Monatstief von 48,2 gefallen und verharrt damit unter der Wachstum anzeigenden Marke von 50.

Möglicherweise habe der Index auch unter dem jüngsten massiven Ausverkauf von Aktien gelitten, vermutet die HSBC, die zudem darauf verweist, dass der schwankungsanfälliger sei als andere monatliche Konjunkturdaten aus China. Im übrigen trösteten sich die Anleger damit, dass die mauen Daten die Zentralbank zu einer weiteren Zinssenkung im zweiten Halbjahr animieren könnten.

Der Shanghai-Composite ist ungeachtet seiner Gewinnserie noch immer um ein Fünftel von seinem Hoch im Juni entfernt und notiert rund 9 Prozent unter der wichtigen Marke von 4.500 Punkten. Vor kurzem hatten 21 Brokerhäuser zugesagt, dass sie den Markt weiter mit Käufen unterstützen, solange diese Schwelle noch nicht erreicht ist.

Unterdessen laufen die staatlichen Maßnahmen zur Stützung des Marktes weiter. Teilnehmer schätzen, dass die staatsnahe China Securities Financial Corp. rund eine Billion Yuan, also 161 Milliarden Dollar, aufgewandt hat, um dem Markt auf die Sprünge zu helfen. Zugleich hat die China Securities Regulatory Commission gesagt, dass die Zentralbank weiteres Kapital in die staatliche CSF Corp pumpen wird, um über Brokerhäuser die Finanzierung von Aktienkäufen zu ermöglichen.

Ermutigend sind auch Anzeichen, dass größere Aktionäre weiter zukaufen, nachdem ihnen von Seiten der Regulierer für sechs Monate Verkäufe untersagt wurden, sofern sie mehr als 5 Prozent an einem Wert halten. Es bleiben dennoch Sorgen. Denn zugleich will die Regierung die Finanzierung von Aktienkäufen über Graumarkt-Kredite zurückdrängen; dies könnte den Markt belasten, befürchten Teilnehmer.

Der Markt in Hongkong reagierte mit einem Minus von 1,1 Prozent empfindlicher als Schanghai auf die schwachen China-Daten. Am Markt wurde gesagt, die flaue heimische wie ausländische Nachfrage lasse vermuten, dass die aktuelle Erholung auf dünnen Füßchen stehe. Es benötige mehr Wachstum, um den jüngsten Aufschwung am Immobilienmarkt in Gang zu halten.

In Japan verlor der Nikkei 0,7 Prozent auf 20.545 Punkte. Hier drückte vor allem auch die US-Berichtssaison auf die Gemüter der Anleger. Erneut war eine Reihe von Enttäuschungen bei den Ergebnissen wie den Ausblicken zu verkraften, so unter den Schwergewichten etwa von 3M oder Caterpillar. Die positiven Ergebnisse der Unternehmen, die nachbörslich berichtet hatten, wie etwa von Amazon, AT&T oder Visa vermochten die Stimmung noch nicht zu drehen.

Ergebniswachstum sei zwar eher ein Problem der amerikanischen Unternehmen, nicht der japanischen, sagte Aktienstratege Hajime Kitano von Barclays: "Doch da japanische Aktien in diesem Jahr bereits stark zugelegt haben, könnten die erwarteten Zahlen der japanischen Unternehmen nicht ausreichen, um die Kurse noch höher zu treiben." Die von Analysten prognostizierten Gewinnsteigerungen bewegten sich im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich und könnten den Nikkei für den Rest des Jahres eher auf einen Seitwärtspfad führen, vermutet der Experte.

Unter den Einzelwerten stiegen Sumitomo Chemical um 2,5 Prozent. In einem Medienbericht war zu lesen, dass der Chemiekonzern mit seinem Ergebnis positiv überraschen dürfte. Ein Grund seien die günstigen Marktpreise für Petrochemikalien. Gesucht war auch die Aktie von Canon Electronics, nachdem die Canon-Tochter allein im zweiten Quartal mit 6,2 Milliarden Yen einen operativen Gewinn erzielt hat, der 56 Prozent des Ganzjahresziels ausmacht. Die Titel liefen 2,7 Prozent nach oben, die der Muttergesellschaft gaben indes 0,5 Prozent nach.

In Südkorea profitieren im späten Verlauf Cheil Industries und Samsung C&T nicht von einem geplanten Aktienrückkauf. Die De-Facto-Holdinggesellschaft des Firmenkonglomerats Samsung, Cheil Industries, will eigene Aktien im Volumen von 440 Milliarden südkoreanischen Won, umgerechnet gut 345 Millionen Euro, zurückkaufen. Damit will Cheil Industries offenbar den eigenen Aktienkurs vor der geplanten Fusion mit dem Bau- und Handelsunternehmen Samsung C&T päppeln. Doch Cheil Industries gaben 1,7 Prozent nach und Samsung C&T 1,8 Prozent.

Kia Motors fielen um 0,6 Prozent, nachdem der Autokonzern beim Nettogewinn einen 27-prozentigen Rückgang zu verkraften hatte. Dem Unternehmen macht wie vielen anderen Autobauern der gegenwärtig lahme chinesische Markt zu schaffen. Kia will mit einer Offensive bei den SUV-Verkäufen in China dagegen halten.

Am Devisenmarkt tat sich wenig, der Dollar steht mit 123,91 Yen im Bereich der Vortagesspanne. An den Rohstoffmärkten hieß die Parole weiter Wundenlecken, zumal als Belastungsfaktor noch die schwachen Daten aus China dazukamen. Der Goldpreis sackte auf Tagesbasis um weitere 0,6 Prozent auf 1.084 Dollar je Feinunze ab. Vorübergehend hatte er bereits die psychologisch wichtige Marke von 1.180 Dollar unterschritten. Der Ölpreis war im späten Donnerstagsgeschäft nochmals abgerutscht, so dass Brent nun nur noch 55,27 Dollar je Barrel kostet.

Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com

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