Alt 22.07.15, 09:54
Standard Apple-Kater drückt auf Stimmung und Aktien
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Mit Missbehagen haben die Anleger in Ostasien am Mittwoch auf die US-Berichtssaison geblickt und die Aktien nach unten geschickt. Hatten die meisten US-Unternehmen bislang mit ihren Zahlenwerken überzeugt, häuften sich nun die Enttäuschungen. Zwar hat zum Beispiel Apple glänzende Zahlen ausgewiesen, doch die Börsianer nahmen dem wertvollsten Konzern der Welt den vorsichtigen Ausblick krumm und verkauften die Aktie nachbörslich kräftig. Auch die Zahlen anderer US-Giganten wie United Technologies, Verizon oder Microsoft sorgten für negative Reaktionen.

Unter Druck standen die Apple-Zulieferer aus Taiwan und China, da Apple eine schwache iPhone-Umsatzprognose abgegeben hat. Die Aktie des Herstellers von Kameramodulen Cowell E zum Beispiel rutschte 9,5 Prozent ab, die des Produzenten von Audiokomponenten AAC Technologies um 7,1 Prozent. Morgan Stanley vermutet, dass es im zweiten Halbjahr wegen unerwartet niedriger iPhone-Auslieferungen zu überhöhten Lagerbeständen bei den Zulieferern kommen könnte.

Der Nikkei-225 in Tokio verlor 1,2 Prozent auf 20.594 Punkte. Stratege Tsuyoshi Nomaguchi von Daiwa Securities sagte, dass die Ergebniszahlen von IBM und die schwache Umsatzprognose von Apple den Technologiesektor in Japan gedrückt hätten, zumal der Markt insgesamt von Gewinnmitnahmen geprägt gewesen sei. "Die Empfindlichkeit gegenüber den Unternehmenszahlen ist noch größer geworden, nachdem die Bank of Japan ihren BIP-Ausblick gesenkt hat", sagte er. Denn nun müssten die Quartalsergebnisse wirklich beeindruckend ausfallen, um das Anlegerinteresse zu wecken.

Die Toshiba-Aktie fiel um 1,7 Prozent. Nach Bekanntwerden eines Bilanzskandals bei dem Elektronikkonzern haben Unternehmenschef Hisao Tanaka und sein Vorgänger Norio Sasaki am Dienstag den Konzern verlassen. Insgesamt traten acht führende Manager zurück.

Vom Devisenmarkt kam keine Entlastung, nachdem der Dollar zum Yen einen Teil der jüngsten Gewinne wieder abgegeben hat. Notierte er am Dienstag im Hoch noch bei 124,47 Yen, war er nun bereits für 123,73 Yen zu haben. Händler sahen nach dem jüngsten Höhenlauf Gewinnmitnahmen in der US-Devise.

Die BNP Paribas sieht indes noch prinzipiellere Probleme in Japan. Sie glaubt, dass die ausländischen Investoren allmählich den Glauben an die "Abenomics" verlören, die Wirtschaftspolitik des Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Zwar ginge es den großen Konzernen gut, doch die kleineren Unternehmen hätten bislang nicht von dem Politikschwenk profitiert.

In Schanghai ging es erstmals seit fünf Tagen wieder nach unten und zwar um 0,4 Prozent. Die Rally am Dienstag hatte den kleineren Shenzen Composite in einen sogenannten Bullenmarkt überführt, das heißt, er hat vom jüngsten Tief 20 Prozent gewonnen. Einstweilen geht die Regierung weiter auf dem Weg der geldpolitischen Lockerungen, um die Konjunktur in Gang zu halten. Am Markt hofft man auf weitere Stimulierungsmaßnahmen. Denn obwohl es bereits zu einer beachtlichen Erholung gekommen ist, liegt der Shanghai Composite noch immer um 23 Prozent unter seinem Siebenjahres-Hoch vom 12. Juni.

Einem Medienbericht zufolge hat die chinesische Zentralbank unterdessen weiteres Kapital in zwei Staatsbanken injiziert, damit diese der schwächelnden Wirtschaft beispringen können. Laut dem Bericht handelt es sich dabei um 48 Milliarden Dollar für die China Development Bank und 45 Milliarden Dollar für die Export-Import Bank of China.

Auch in Australien fand eine Gewinnserie ihr Ende, dort war es sechs Tage in Folge aufwärts gegangen. Nun fiel der Markt sogar um 1,6 Prozent. Die Vorlagen aus Europa und den USA machten wenig Mut, wurde dort geklagt, ausnahmslos jeder Sektor rief die Verkäufer auf den Plan, sagte etwa Marktanalyst Tom Piotrowski von Commonwealth Securities. Unter den Banken ging es mit Commonwealth Bank 1,7 Prozent nach unten. Bei den Minenwerten verloren BHP Billiton 2,1 Prozent. Der Konzern hat im vergangenen Geschäftsjahr zwar mehr Eisenerz gefördert als erwartet, doch dessen niedriger Preis im Verbund mit dem ebenfalls billigen Kupfer drückte auf die Aktie. Dagegen ging es mit der Aktie des Bauprodukte-Konzerns Boral 1,4 Prozent nach oben, nachdem dieser von einem starken Gewinnanstieg im abgelaufenen Geschäftsjahr berichtet hatte.

Die Talfahrt des Goldpreises setzte sich fort, die Feinunze rutschte im Verlauf des asiatisch dominierten Handels wieder unter 1.100 Dollar und kostete nur noch 1.092 Dollar. Hier belastete nach wie vor die Aussicht auf eine baldige US-Zinserhöhung.

Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com

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